Wieder habe ich unzählige Stunden damit verbracht ein Geländemodell zu erstellen. Wieder wäre ich dabei fast verzweifelt.

Jedes Semester das Gleiche. Dabei sollte man meinen es wird einfacher.

Mittlerweile habe ich wenigstens gelernt, dass es das nicht wird. Ob das so gut ist, ist die andere Frage. Dadurch wird die Prokrastinationsphase nur noch länger. Ansonsten ähnelt sich meine Herangehensweise jedes mal.

Während dem Modellbauprozess durchlaufen ModelbauerInnen verschiedene Phasen, die von Psychologen als Phasen des Modelbaus bezeichnet werden. Sie spiegeln den fortschreitenden Entstehungsprozess wieder. Obwohl jeder anders arbeitet und wir alle unterschiedlich lange brauchen, erleben viele die Phasen der Entwicklung auf ähnliche Weise.












Platz hinter dem Volkstheather mit Blick auf den Durchgang in den Innenhof_JAUD_LEA_2020






1.Phase: Nicht-Wahrhaben-Wollen

Ich habe mir sagen lassen, dass viele Menschen sich in dieser Situation isoliert, hilflos und verzweifelt fühlen. Oft leugnen sie ihre Unfähigkeit. Diese Phase bildet den Anfang des Modellbauprozess. Sie kann wenige Stunden, oft aber auch Tage oder mehrere Wochen dauern.

2. Phase: Aufbrechende Emotionen

In der zweiten Phase brechen Gefühle wie Wut, Schmerz und Zorn auf. Aggressionen gegen sich selbst oder gegen den Computer/ das Werkzeug machen sich Luft. Viele ModellbauerInnen werden von Schuldgefühlen oder der Frage geplagt, warum sie so lange prokrastiniert haben und jetzt nichts funktioniert.

3.Phase: Suchen und Sich-Erinnern

In der dritten Phase findet eine Auseinandersetzung mit dem Programm und seiner Funktionsweise statt: ModellbauerInnen suchen nach Lösungen oder wühlen in ihren Erinnerungen nach längst vergessenen Fähigkeiten. Häufig führen sie Gespräche mit ihren Computern/Werkzeugen. Diese Phase kann schön, aber auch sehr schmerzhaft sein. Oft führt sie wieder zurück zu Phase 1 oder Phase 2.

4.Phase: Hoffnung

In der letzten Phase stellt sich allmählich innerer Frieden ein. Der Schock tritt in den Hintergrund. Der/Die ModellbauerIn hat die eigene Unfähigkeit und die mangelnde Zeit akzeptiert. Nun kann er/sie beginnen, neue Pläne zu schmieden und seine Arbeit dementsprechend zu gestalten. Die Erinnerung bleibt jedoch ein wichtiger Teil davon. (Sollte man meinen)

(Inspiriert durch die 4 Phasen der Trauer)


Blick in den Innenhof von der Promenade_JAUD_LEA_2020







Phase 1:

Auch ich stehe unter Schock: Ich kann und will nicht glauben, was passiert ist. Schon wieder habe ich zu lange prokrastiniert und jetzt unglaublich viel Druck, weil nichts funktioniert. Vor allem die ausgelaufenen Lizenzen machen mir zu schaffen. Wenn ich doch nur in den Computerraum könnte.

Nach ein paar Tagen kommt dann wenigstens die neue Lizenz für Vektorworks. Wie funktioniert das denn jetzt mit dieser „shape“ Datei?

Phase 2:

Es funktioniert…gar nicht. Irgendwie habe ich zwar ein Höhenmodell, aber die 0,5m sind bei mir 100m. Der Viehhof ist jetzt also ein Berg. Ich will nicht sagen ich wäre aggressiv…aber meine Eltern sind froh, wenn sie endlich das Haus verlassen und in die Arbeit gehen können…

Phase 3:

In gehe währenddessen um die 10 bis 20-mal zurück zu Phase 1. Drei verschiedene Programme, hundert Möglichkeiten wie es funktionieren könnte. Zurück zu Phase 1. Mit welcher beschäftige ich mich denn jetzt am besten? Zurück zu Phase 1. Was wenn ich meine Zeit in eine Falsche investiere? Zurück zu Phase 1.

Wie gerne würde ich jetzt mit dem Sandboxtool arbeiten. Aber man soll ja zufrieden sein, mit dem was man hat. Wer weiß ob es damit überhaupt funktionieren würde?

Phase 4:

Immerhin habe ich es geschafft ein Modell in Vektorworks hochzuziehen. Außerdem habe ich doch noch eine E-Mail-Adresse gefunden, mit der ich mir Sketch up runterladen kann. Ab jetzt kann es nur noch bergauf gehen: Modell aus Vektorworks in Sketchup importieren, Sandboxtool öffnen… Zurück zu Phase 1.

Blick in den Südgarten, die Promenade, das Gleisbett, den Hang und in den Innenhof_JAUD_LEA_2020


Lea


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