Blog-Eintrag vom April, 2020

Neuer öffentlicher Raum - Supermarkt, Baumarkt und Apotheke?

Jeder, aber wirklich jeder ist draußen. Das gute Wetter der letzten Wochen spielt da sicher eine entscheidende Rolle. Die Home-Office Menschen haben alle super viel Zeit und können erkunden was draußen so los ist. Bei mir auf dem Land sind alle unterwegs, wenn auch nur in kleinen Gruppen zum Spazieren, Joggen oder Radfahren. Ich selber, als Person, die oft und gerne das Auto benutzt, um an ihr Ziel zu kommen, habe entschieden mehr zu Fuß unterwegs zu sein. Meine drei regelmäßigen Quarantänefreunde und ich haben uns, obwohl wir uns teilweise seit dem Kindergarten kennen, noch besser kennengelernt und verbringen viel Zeit miteinander. Mehr Zeit als in den letzten Jahren. Zwar niemals zu dritt und auch immer mit dem empfohlenen Sicherheitsabstand, aber trotzdem kommt man sich so nah, weil man einfach seine sozialen Kontakte unheimlich einschränkt und eventuell auch Gesprächsthemen ausgraben muss, über die man sonst vielleicht nicht unbedingt reden würde. Hierbei kann man die anderen Leute tatsächlich sehr gut beobachten. 

Vorletzte Woche wollte ich dann auch mal wieder zum Obi. Da das Wetter super gut war, haben sich anscheinend alle gedacht, sie könnten ja auch mal wieder ihren Garten auf Vordermann bringen. Die letzten drei Male bin ich umgekehrt, weil die Schlange an Autos, die auf den Parkplatz wollten, einfach unerträglich lang war. Die Leute haben einfach alle nichts zu tun und was kann man bei dem guten Wetter Besseres machen als in den Obi zu fahren. Vor Corona, eigentlich nichts Besonderes, aber jetzt überlegt man es sich lieber 5x bevor man die Reise antritt. Auf der Fahrt habe ich mir gesagt, dass ich es heute durchziehen werde, egal wie lang die Schlange ist.

Was man hierzu sagen muss, ist, dass wir es in Baden-Württemberg definitiv entspannter hatten als in Bayern. Wenn man es zu Hause nicht mehr ausgehalten hat, dann konnte man wenigstens seine komplette Familie einpacken und in den Obi fahren. Das haben sich bestimmt einige gedacht, sonst hätten sie vermutlich keine Schilder aufhängen müssen, auf denen steht: EINKAUFEN IST KEIN FAMILIENAUSFLUG! Was auch immer für Unterhaltung sorgt, sind die Spezialisten, die sauer darüber sind, dass sie nicht die Ausnahme sein können. Nein, Frau Müller, auch du darfst NUR MIT EINKAUFSWAGEN reinkommen! Am Ende sind dann entweder die Mitarbeiter oder die neuartigen Bau- und Supermarkt Security Leute die armen Socken, die sich in unnötige Diskussionen verwickeln lassen müssen. „Gehen Sie jetzt einfach mit Einkaufswagen rein oder lassen Sie es bleiben. Ich habe die Regeln nicht gemacht und keine Lust mehr auf Diskussionen.“ (Zitat Edeka Security) „Jetz gehsch oifach nei oder lässchs bleiba. I hab d`Regla ned gmacht und au koi loschd mea zom diskutiera.“

Auch wenn es heißt, dass die Leute nur dann in den Bau- und Supermarkt gehen sollen, wenn es wirklich nötig ist, denken alle, dass sie grad ein wirklich dringender Notfall sind. Deswegen waren die Läden auch durchgehend überflutet von Menschen, die dachten sie kämen zu kurz. Nicht nur im Supermarkt oder im Baumarkt, sondern auch in der Apotheke und in der Arztpraxis, die sich in den Stockwerken unter mir befinden. Neuer öffentlicher Raum: Der Bereich vor meiner Haustüre, wo ich grundsätzlich fast jeden Tag jemandem erklären muss, dass ich hier wohne und nicht in der Arztpraxis arbeite. Aber das ist eine andere Geschichte.

Jetzt wurde (seit Montag) auch die Maskenpflicht in Baden-Württemberg eingeführt. Tatsächlich konnte ich beobachten, dass sowohl Supermarkt als auch Baumarkt wieder leerer werden. Entweder haben die Menschen keine Lust auf Shoppingtour mit Maske oder es liegt am Wetter, das schlechter geworden ist. Ich bin gespannt, was noch so kommt. Erst Klopapier, dann Hefe und dann Zeug für den Garten. Was das regnerische Wetter mit den Menschen macht, ist noch abzuwarten.

Jedenfalls konnte ich durch Corona eine kleine Verschiebung des öffentlichen Raums beobachten, bei der die Leute, wenn sie nicht gerade draußen unterwegs sind, aber auch nicht auf der Bank vor der Eisdiele, auf der Mauer vor dem Dönerladen oder auf dem Dorfplatz nebenan sitzen können, sich eben einen anderen Ort aussuchen müssen, an dem sie Zeit verbringen können. Was gibt es da Besseres als den Supermarkt, den Baumarkt oder die Apotheke zu besuchen?


3 Beispiele für einen vorbildlichen Sicherheitsabstand: 


(Quelle: eigene Aufnahmen)



Nina Welte






Wettrennen der Fahrrad-Familien

Rebecca Kranner


Wie man es so kennt: bei schönem Wetter zieht es die Menschen raus!

 Und selbst die Quarantäne verhindert nicht, dass die Leute rausgehen. Da das Haus, in dem ich lebe an die Donauauen grenzt hat, man den Besucherandrang sehr gut im Überblick. Zu normalen Zeiten sind die Auen ein sehr beliebter Ort für Ausflüge mit dem Fahrrad und für Spaziergänge.

Bei dem schönen Wetter und den Quarantänebedingungen zu Corona waren die Mengen an Besucher aber größer denn je in diesem April. Vor allem Familien, die Fahrradtouren starteten und alle möglichen Spaziergänger, egal ob jung, alt, mit Hund oder allein, gingen ihre Runden.

Die Spielplätze blieben aufgrund der Eindämmungsbestimmungen leer, aber angrenzende Tischtennisplatten waren voll besetzt.

Die Parkplätze an Supermärkten und Gartencentern sind bis auf vereinzelte vollgefüllt.

In den Wohnsiedlungen huschen nur vereinzelt Menschen an den Gehwegen vorbei.

Es scheint so als würden die Menschen den sozialen Kontakt und jede Möglichkeit, die sie nutzen können, um aus dem Haus zu kommen, zu ergreifen. Die Wichtigkeit eines Rückzugraumes im Freien verliert nicht an Bedeutung, im Gegenteil, sie wird in diesen Zeiten unentbehrlich und jeder Mensch, der Zugang dazu hat, im Privaten, sowie im Öffentlichen hat es gut.

Also schaue ich weiterhin zu wie sich die Fahrrad-Familien ein erbittertes Wettrennen zu den begehrten Sonnenbänken liefern.


Sport als Alibi

Seitdem die Ausgangsbeschränkung gilt, darf man sich bekannter weise nicht mehr so ohne weiteres draußen aufhalten. Vor allem in Bayern durfte man sich bis vor kurzem ja noch nicht mal auf eine Bank im Außenraum setzten. Das nehmen sich viele zu Anlass, das ein oder andere schon beinahe vergessene Hobby wieder auszugraben, um nach draußen zu dürfen.  Auf Platz eins der Sportarten, die in letzter Zeit einen Boom erlebt haben, liegt wohl Fahrradfahren. Die Anzahl der Leute, die in kompletter Rennrad-Montur durch die Straßen heizen, ist in den letzten Wochen durch die Decke geschossen. Aber auch Skateboards und Inlineskates erfreuen sich großer Beliebtheit. Leerstehende Parkplätze werden kurzerhand genutzt, um die ersten Ollies zu üben. Ein paar Kinder habe ich sogar wieder mit Waveboards rumfahren sehen. Wusste gar nicht, dass es die noch gibt...

Manchmal ist es leichter die Nachbarn statt das Kriegsbeil zu begraben.

Obwohl meine zwei Mitbewohner nicht hier sind, fühlt man sich in meiner Wohnung nie allein. Besonders während dieser schweren Corona-Zeiten blüht das Leben innerhalb des Wohngebäudes regelrecht. Der Tag beginnt um 02:00 Uhr Morgens wenn der lieben Nachbarin von Oben vorkommt, sie müsste jetzt Sport machen. Völlig verständlich wenn man nicht schlafen kann. Glücklicherweise nehme ich ihr Getrampel (nett formuliert) nicht mehr wahr und kann so lange schlafen, bis ihr einfällt, dass sie um ca. 10:00 Uhr anfangen könnte ihr Wohnzimmer zum 10000000 Mal umzuräumen. Zumindest hört es sich so an als würden ganze Schränke umfallen. Wer weiß was sie da wirklich treibt, vermutlich irgendwelche Vorbereitungen, denn am Nachmittag kommt einer ihrer Verehrer zu Besuch. Und ja, auch als man sich nur mit Leuten aus dem eigenen Haushalt treffen durfte. Hab das genau gesehen. 

Mittlerweile komme ich mir so vor als hätten sich die Rollen vertauscht. Die einst gebannt vor dem Fenster hockenden Stalker-Omis, die besser als jede Überwachungskamera funktionieren, spazieren nun munter durch die Gegend während ich gefühlt ihre Aufgabe übernehme. Auch beim Einkaufen ist es auffällig, dass gerade die ältere Generation weniger auf den Sicherheitsabstand achtet. Letztens meinte eine Frau an der Kasse im Rewe, zu einer älteren Dame um die 80: „Sie sind aber mutig“ (wegen dem Sicherheitsabstand). Die ältere Dame schmunzelte und antwortete darauf: „Um mi is eh ned z’schad. Dann zoits weniga Rente.“ 

Ansonsten fällt mir in meiner näheren Umgebung nichts Großartiges auf. Die Nachbarn tun was Nachbarn eben tun; mit der Katze spazieren gehen, die falschen Parkplätze belegen, vor dem Spion an der Tür campen - um sobald man vorbei geht ein Gespräch anzufangen - oder sich im Kollektiv gegen die Nachbarin von Oben zu verschwören. 

Langweilig ist es hier jedenfalls nie!

Vanessa Mariacher

Abb.1: Eigene Grafik


Fahrrad bleibt gleich

Warum juckt der Mund?

Mein Mund juckt, Maske, ich trag sie nur mit Trotz

Trotzdem trag ich sie jeden Tag, kanns nicht glauben, lieber Gott

Gott sei Dank schützt sie andere, wenn ich auf die Straße geh

Wenn ich geh

Bin auf dem Weg





Quelle: Eigene Grafik

Mit meinem Fahrrad, cruis ich, geht besser aus dem Weg

Mit 1,5m Abstand in deine Stadt, es wird nicht angenehm

Zähl auf mein Rad und jetzt bringt es euch zum Meter zählen

Na-na-ne

Eins fünfzig, Abstand, ruft die Oma hinterher

Aber vergisst mein Rad boxt ihr Rad

Cruis mit offenen Haaren und hinter mir meine,

Kinder like Tour de France, Land- Ausflug

Steig auf das Speedbike, scheiß auf Kawasaki, lets go, Kinder

Kickdown mit dreißig auf der Straße (brm)


Sie machen Home office, Masken sitzen, aber Fahrrad bleibt gleich (brm)

Brudi, ich muss los, wenn die Sonne wieder scheint (brm)

Reden mir von Masken und Ausgangssperrerei (brm)

Doch sie müssen los, wenn die Sonne wieder scheint (brm, brm)


Fahrrad bleibt gleich (brm, brm)

Fahrrad bleibt gleich (brm, brm)

Fahrrad bleibt gleich (brm, brm)

Fahrrad bleibt gleich (brm, brm)

Fahrrad bleibt gleich (brm)


Yaman V. (2019) Roller. Available from https://www.youtube.com/watch?v=Fo3DAhiNKQo

Sitzt man am Wochenende…ähm …sitz man an irgendeinem sonnigen Tag mal wieder auf dem Balkon und versucht sich in Ruhe mit seinen Pflanzen zu unterhalten, geht das in letzter Zeit erstaunlich gut. Der Balkon ist zur Straße ausgerichtet und normalerweise rauscht hier ein Auto nach dem anderen vorbei.
Seit Beginn der Corona Kriese hat sich die Zahl der Autos um minderstens die Hälfte verringert. So ist es wesentlich ruhiger geworden. Dennoch bleibt die Straße stark frequentiert, durch Fahrradfahrer. Von Familien bis großen Fahrradgruppen ist alles dabei. 

Da kann man schon mal vergessen, dass nicht Wochenende ist, sondern einfach ein sonniger Wochentag. Der sich nur so anfühlt, wie sich vor einem Jahr noch ein sonniger Samstagmorgen im Frühling angefühlt hat.

So viel sich auch geändert hat, Fahrrad bleibt gleich (brm)















Lea Jaud

3 Meter Abstand bitte!

Bei uns in Italien läuft das bisher ein bisschen anders als in Deutschland.

Maskenpflicht im öffentlichen Raum, eine Eigenerklärung zum Rausgehen und das Auto darf man nur mit einem guten Grund benutzen. Da Fahrradfahren auch (noch) verboten ist, hat man nicht allzu viele Alternativen, als zu Fuß zu gehen. Mittlerweile kann man zum Glück wieder so weit gehen wie man möchte und muss sich nicht mehr nur in der eigenen Gemeinde aufhalten. 

Der öffentliche Raum verändert sich also insofern, als dass weniger Autos fahren und die Straßen wie leergefegt sind, dafür aber immer noch viele Menschen zu sehen sind, vor allem bei gutem Wetter.

Viele starten, bepackt mit Rucksack, direkt von der Haustür aus in die Berge/Natur und fahren nicht mehr zuerst mit dem Auto näher an das Ziel ran, sondern meistern den ganzen Weg auf eigenen Beinen. Die Eigenerklärung und die Maske noch einpacken und schon kann's losgehen. Ein befremdliches Bild zeigt sich so neuerdings auf den Straßen, alles vermummte Leute: "Ah du bist's Seppl. Da musste ich jetzt zweimal hinschauen, man erkennt einfach die Leute nicht mehr!"

Doch eines ist geblieben: das "Ratschen" (zu Hochdeutsch Quatschen) hat hier wirklich niemand verlernt. Wenn auch mit Maske über Mund und Nase, dafür mit 3 Meter Abstand und dem neuesten Klatsch und Tratsch in der Tasche, wird fleißig weiter geratscht, auch trotz oder gerade wegen Corona. 

Ungewöhnlich aber trotzdem alles ziemlich gewöhnlich.


Foto folgt, wenn es mal aufhört tagelang durchzuregnen.  

Elisa Huber




Puzzle-Boom

Von dem Tisch aus, an dem ich die Tage meistens arbeite, hat man einen guten Blick auf die sechs spurige Schwere-Reiter-Straße, die mit Tram- und Bushaltestelle, einer parallel laufenden extra abgegrenzten Fahrradstraße, 2 Tankstellen in Sichtweite und einem Rewe, viel zu beobachten bietet. So ertappe ich mich im Laufe meiner von Arbeit ausgefüllten Nachmittage mindestens jede halbe Stunde dabei, wie ich mich im Geschehen des, grob überschlagen, 55 Meter breiten Straßenraums verliere und mit Leuten die zur Tram rennen mitfiebere, oder bewerte, ob jemand zurecht angehupt wurde oder nicht. Ich schüttle aus dem vierten Stock herunter den Kopf über Leute die vor Kindern über Rot schlendern und überlege, ob die klassische Lehel - Mutti mit ihrem Lastenfahrrad grade unterwegs ist, ihren Ferdinand-Nepomuk aus dem internationalen Waldorf Kindergarten abzuholen. Neulich wurde ich besonders erfolgreich von einem Teenager abgelenkt, der fest entschlossen schien skaten zu lernen. So war er diese Woche dreimal am skaten während ich gearbeitet habe. Es war beinahe Highlight meines Tages, als er am dritten Tag den ersten Kickflip gestanden hat.

Wenn man durch die Sraßen spaziert und explizit darauf achtet, fällt auf wie viele Skater den Straßenraum in Anspruch nehmen, da alle Skateparks gesperrt sind. Die Menschen weichen aus und adaptieren sich an die neuen Gegebenheiten, bestrebt ihre Gewohnheiten in der Freizeitgestaltung beizubehalten, auch wenn die konkrete Umsetzung anders aussieht. Inlineskates die das letzte Mal 2005 benutzt wurden, werden wieder ausgegraben, da Sportstätten wie Fitnessstudios, oder Kletter- und Tennishallen geschlossen sind, die für viele Menschen in den Alltag gehören. Kinder spielen auf der Straße, nicht auf dem Spielplatz. Menschen machen mehr Picknicks, da Biergärten und Restaurants zum auswärts Essen geschlossen haben. Die Not macht erfinderisch und führt zu Gewohnheiten, die nach Rückkehr zur Normalität bestimmt teilweise beibehalten werden.



Rabenmutter

Ich gehe oft und gerne im Hachinger Landschaftspark spazieren, einem Schutzgebiet, das sich auf dem Boden eines alten Flughafens befindet. Von dem Flughafen ist eigentlich fast nur noch die ehemalige Start- und Landebahn zugänglich, sowie die links und rechts liegenden weiten Wiesen (teils Lerchenschutzwiesen). Auf diesen Wiesen, sowie am angrenzenden Friedhof (in den folgenden Bildern zu sehen), kann man immer das bunte Treiben mehrerer Rabenvögel beobachten (haha bunt- ist witzig, weil Raben und Krähen doch schwarzes Gefieder haben! on a side note: was ist der Unterschied zwischen Raben und Krähen??). Auf jeden Fall haben meine Mutter und ich irgendwann begonnen, diese Raben mit übrig gebliebenen Nüssen und meiner Katze nicht schmeckendem Katzenfutter zu füttern. Das geht so weit, dass einige der schwarzgefiederten Freunde uns schon weitem erkennen und angeflogen kommen, in der Hoffnung, ein wenig Nahrung abgreifen zu können. Ich bin inwzischen fast mindestens dreimal die Woche dort spazieren, mit Katzenfutter o.ä. im Gepäck, nur um meine neuen Friends zu füttern.

Raben sind extrem intelligente Tiere. Mal davon abgesehen, dass sie mich überhaupt unter den hunderten von Spaziergängern und Fahrradfahrern erkennen, sehen sie sofort, ob ich Katzenfutter oder Nüsse bei mir habe. Und sie sind sogar schlauer als manche Menschen: Raben halten wenigstens einen Abstand von mindestens 1,5 Metern beim Füttern! (nur deswegen fressen sie nicht aus der Hand, weil Corona und so)

Jetzt hab ich viel zu weit ausgeholt, aber irgendwie muss man ja erstmal erklären, wie zur Hölle die folgenden Bilder und der Titel entstanden sind. Ich selber seh mich quasi als Rabenmutter, da meine Schützlinge mir stets folgen und ich sie, naja, halt versorge. Es kommt aber noch besser: einige der Friends haben Nester gebaut und ihre Eier bereits ausgebrütet... das bedeutet, ich bin Oma geworden!!!

(Quelle: eigene Aufnahmen)

P.S.: Raben sind sehr gute Eltern!



     -Dilan

Italienurlaub in Freising

Magdalena Bauer


Die erste Veränderung außerhalb meines sozialen Verhaltens habe ich bei meiner regelmäßigen Fahrradrunde in den Isarauen bemerkt. Konnte ich mich hier normalerweise richtig auspowern und bin nur manchmal einem Hundebesitzer beim Gassi gehen begegnet, ist hier jetzt vieles anders. Egal zu welcher Tageszeit ich es versucht habe ich fand mich immer öfter in einem Hindernisparcours wieder, besehend aus Spaziergängern, Joggern und E- Bikern.

Also hab ich mich auf die Suche nach einer anderen Runde gemacht und bin im Erdinger Moos fündig geworden. Hier gibt es zwar keinen Radelweg aber der Verkehr ist hier auch unter normalen Umständen sehr ruhig. Ich frage mich wieso ich nicht schon viel früher drauf gekommen bin hier zu radeln. Nachdem ich fast zwei Wochen lang umgeben von Feldern und sonst nicht viel geradelt bin startet sehr nahe und sehr laut ein Flugzeug und mir fällt wieder ein warum ich sonst kaum im Erdinger Moos radeln.

Einmal mehr wird mir bewusst wie weitreichend die Auswirkungen durch diese Kriese sind und wie sich auch mein Alltag dadurch verändert. Normalerweise sind unsere Wochenenden voller Verabredungen mit Freunden und Familie. Weil das aktuell aber alles nicht geht und uns von Zeit zu Zeit die Decke auf den Kopf fällt, haben wir begonnen „Italienurlaub“ in Freising zu machen. Ausgerüstet mit bunter Sommerkleidung und einer Kugel Eis schlendern wir sonntags durch Gassen von Freising in denen wir noch nie waren. Wir entdecken schöne schmale, gepflasterte Gassen mit Bänken und Rosen entlang der Hausmauer und freuen uns wie schön wir es doch haben.

TIPP: Für alle die sich nach Urlaubsfeeling sehnen, unsere neuste Entdeckung ist die Jägerwirtsgasse.

Gähnende Leere auf dem Spielplatz

Für gewöhnlich ist der Spielplatz ein paar Meter neben unserem Garten gut besucht.

Bedingt durch die aktuelle Situation ist die Nutzung verboten und der Spielplatz bleibt verlassen. Allerdings spielen mittlerweile viele Kinder in den Wohngassen und rennen von einer Seite zur anderen, nachdem es die letzten Wochen sehr leer war. Familien treffen sich gelegentlich mit dem geforderten Sicherheitsabstand zum Austausch auf der Straße und witzeln wehmütig über die Lage. Die älteren Bewohner in der Nachbarschaft sind deutlich beunruhigter. Vieles ist gleich geblieben, aber dennoch auf eine andere Art und Weise.

Abb. 1: eigene Aufnahme

Myriam Künzel





Freiraum ist sexy!

Bild: Eigenaufnahme

Montag, 27. April 2020 19:30

Die Straße ist wie leer gefegt. Selbst der alte Nachbar, der sich im Fachwerk gegenüber immer mit den Nachbarn und Gassigehern unterhält, ist entweder am Rhein oder im Haus. Idyllisch, aber auch irgendwie genau das Gegenteil.


Bild: Eigenaufnahme

Montag, 27. April 2020 19:32

Am Rhein ist die Hölle los, so sieht es hier montagabends sonst nämlich nicht aus. Zweier- bis Dreiergruppen, am Spazieren oder mit den Füßen im Wasser, um noch die letzten Sonnenstrahlen nach dem Homeoffice-Feierabend zu erleben. Alle paar Sekunden zischt ein Fahrrad an einem vorbei. Anderthalb Meter Abstand könnte anders aussehen.

Aber ehrlich mal, was täten wir bitte ohne dieses kleine städtische Paradies?


Sophie Lausch

Der Einzelhandel in Krisenzeiten und danach

Helen Heinz


Meine Nachbarschaft ist normalerweise geprägt von kleinen Läden im Erdgeschoss, die dem kompletten Viertel seinen ganz eigenen Charme und sehr viel Leben verleihen.
Insbesondere der Einzelhandel, Geschäfte, die man sonst nirgendwo findet, kleine Familienunternehmen mit Tradition haben hier ihren Platz.
Umso stärker machte es sich bemerkbar als die Ausgangsbeschränkungen in Kraft traten. Der kleine Platz vor unserem Haus, ebenso wie die umliegenden Gassen wirkten wie ausgestorben.
Und natürlich sind insbesondere solch kleine Unternehmen auch die großen Leidtragenden der aktuellen Situation.
Nach den ersten Lockerungen der letzten Tage konnten zumindest einige der Geschäfte wieder öffnen.
Die damit verbundene Wirkung war immens – plötzlich waren wieder Menschen unterwegs, die Schlange vor dem Dönerladen wurde länger und länger und zu einem gewissen Teil zumindest kehrte das gewohnte Leben zurück.
Was uns die aktuelle Situation zeigt, ist in meinen Augen damit auch der Stellenwert des Einzelhandels und der Mehrwert, den er für ein Viertel darstellt.
Ich hoffe, dass diese Erkenntnis auch über die nächsten Monate hinaus anhalten wird und vielleicht der ein oder andere doch einmal mehr zu dem kleinen Elektroladen an der Ecke geht als in einen großen Baumarkt oder schlicht bei Amazon bestellt.


Abb. Schlange vorm Dönerladen (Quelle: eigene Aufnahme)


Die Leere ums Jugendbüro

Sophie Hammerl


„Hab am Wochenende leider keine Zeit, hab noch Pfadis!“ Ein sehr bekannter und auch zum Teil gehasster Satz unter meinen Freunden. „Mei Sophe! Nie hosd Zeit…“

Wöchentlich tummeln sich Kinder über Kinder am Kirchenplatz in Pfarrkirchen, denn die Pfadfinder haben mal wieder Gruppenstunde. Rennende, schreiende Kinder. Ja selbst der sonst so ruhige Sonntag bleibt nicht verschont.

Spiele wie Völkerball, Wikinger Schach, Scheidl umschmeisn, Fangsti, Kuhfladen oder die Jagd nach dem Mr. X prägen die Pfarrkirchner Innenstadt am Wochenende und das schon seit Jahren.

Und jetzt? Alles wie leergefegt. Die Nachbarn freuen sich bestimmt. Endlich mal ein Wochenende ohne tobende Kinder vor den Fenstern. Der sonst so belebte Platz ist wie ausgestorben.

Wir sind traurig, auch wenn die Freude nach lauten Kindern nicht immer vorhanden ist. Vor allem nach einer zu kurz geratenen Nacht (weil man immer wieder den gleichen Fehler begeht und nach der monatlichen Leiterrunde bis in die Puppen in der Stammkneipe versumpft).

Wir versuchen die Zeit zwar so gut wie es geht zu überbrücken, aber die Freude auf meine elf kleinen Bisons (Gruppenname) ist groß. Da freut man sich sogar wieder auf fluchende Nachbarn, weil man zu laut ist, die jugendlichen "Ghettokinder", die die Wände bekritzeln oder Gesprächen mit seinen Grüpplingen wie:

„Sopheee woasd du wos?“

„Hm, was gibt’s?“

„Nix.“.

Abb. Mister X (Quelle: www.dpsg-pfarrkirchen.de/bildergalerie/category/237-mister-x-2017)

Endlich Wochenende

Endlich Wochenende! Warte.. Was?
Ich bereite mich mental darauf vor hunderte von Menschen an unserem Hof vorbei pilgern zu sehen. Egal ob Reiter, Jogger, Radler, Spaziergänger oder die neueste Generation "E-Bike-Fahrer", jede Sorte von Freizeit-Naturliebhabern kann ich beobachten, während ich auf unserer Hollywood-Schaukel im Garten sitz, unseren Hühnern zu schau und diesen Blogeintrag verfasse. 
Natürlich gingen vor Corona auch bereits zahlreiche Menschen vorbei aber seit dem Lock-Down komm' ich gar nicht mehr mit Zählen hinterher. Nein wirklich, an einem Nachmittag kam ich auf 124 Personen, bis es mir irgendwann zu blöd wurde mitzuzählen. An den Oster-Feiertagen waren es besonders viele. Ganze Massen wanderten von dem kleinen Waldstück am Berg runter in das durch den Dammbach geformte Tal, liebevoll von unserer Familie "batziges Moor, wo's Gros hoid guad wachst, seit de Dränagen drin san" genannt, an unserem Hof vorbei - wohlgemerkt ohne zu Grüßen, weiter in Richtung Landkreis Ebersberg.
Während die Massen vorbei wandern bzw. fahren hört man immer wieder ein erstauntes "Ach Bernadette , ist das nicht eine traumhafte Idylle hier". Gleichzeitig wird der Hundekotbeutel einfach am Rand der Wiese platziert und weiter stolziert. Plötzlich aus dem Nichts fängt ein Kind, vielleicht 7 Jahre alt, zu schreien und zu zetern "MAMAAAAA ICH MAG NICHT MEHR FAHRRADFAHREN". Ein an die Vernunft appellierendes "Justus-Maximilian, jetzt nimm dich zusammen, sonst darfst du heute Abend nicht mit deinem iPhone 11 plus spielen. Nicht wahr Konstantin?" wird auf den Wutausbruch erwidert. Papa Konstantin hört aber nicht zu, da die Firma gerade angerufen hat und er dank seiner AirPods schnell und einfach eine Telefonkonferenz abhält. Als nächstes kommt eine kinderreiche Familie, die scheinbar sehr naturverbunden ist. Sechs Kinder und deren Eltern packen eine Picknickdecke samt Snacks aus und breiten sich Mitten auf unserer Wiese im langen Gras aus, um umgeben von Löwenzahn, Hahnenfuß und Zecken zu rasten. Während die Kinder nach dem Essen weiter in der Wiese umhertollen und eine beachtliche Fläche an Gras platt drücken, schütteln die Eltern die Picknickdecke aus, begeben sich zu ihren Rädern und fordern ihre Kinder auf das gleiche zu tun. Im Wind verteilen sich nun langsam die Plastikverpackungen ihrer Snacks und kommen irgendwann, irgendwo auf der großen Wiese zum liegen.
Eines haben all diese Menschen gemeinsam: Sie kommen aus der Stadt und wollen Freiraum. "Endlich Wochenende! Raus in die Natur, am besten dorthin, wo man die Berge sieht! Lass schnell Richtung Süden fahren!" Einerseits versteh ich diese Menschen, die nicht das Glück haben so viel Freifläche und Naturraum um sich rum zu haben. Jedoch weiß ich auch, dass man diesen Freiraum, egal ob jetzt Wald, Wiese, Acker, Fluss oder sonst was, auch als Wirtschaftsraum sehen sollte, der halt auch jemandem gehört. Leider ist das aber nicht allen bewusst. Viele kommen und verhalten sich als gehöre ihnen alles, ganz nach dem Motto "Der Kunde ist König". Sie kommen aufs Land, erwarten satte grüne Wiesen, Kühe auf der Weide und Sonnenschein. Die pure Landleben-Idylle eben. 
Was? Schon wieder Wochenende?? Zeit das Gülle-Fass rauszuholen um die werten Besucher mit Eau-de-Odl zu begrüßen, und ihnen das ultimative Landleben-Erlebnis zu gewähren. 


PS.: Spaß beiseite. Ich gönn jedem, dass er in die Natur geht und sich den Freiraum in welcher Weise auch immer aneignet zum abschalten, entspannen oder Sport treiben. Aber man sollt halt auch bissl Rücksicht auf die Bauern nehmen, keinen Müll (auch keine Hundekackbeutel!!! dann lasst das lieber ohne Plastik zurück!!!) in Wald und Wiese liegen lassen, und verda**t nochmal man grüßt sich gegenseitig wenn man sich aufm Land befindet.  (Lächeln)  
Martha 







LOG 22-04-2020





09:25 - Fünf Minuten vor meinem morgendlichen Zoom-Meeting bringe ich energisch den letzten meiner zehn Wecker zum schweigen. Just in Time. 09:30 - Während die üblichen technischen Störungen des Online Klassenraums von Professor und Kommilitonen bis ins kleinste Detail untersucht werden, öffnen sich mir jetzt allmählich die Augen. Nachdem in den ersten 20 Minuten alle technischen und organisatorischen Punkte der Tagesordnung abgehakt sind und ich mir meine ersten 3 Tassen Kaffee intravenös zugeführt habe, bin ich nun hellwach und bereit in den Tag zu starten. Die Vorlesung kann beginnen! 11:00 - Mittlerweile bin ich von meinem Bett an den Schreibtisch gewandert und beschließe die letzte Stunde der zweiten Vorlesung aufmerksam mitzuschreiben. Immerhin steht der Bachelor kurz bevor. 11:01 - Hunger! Ich springe von meinem Schreibtischstuhl auf und sprinte los Richtung Kühlschrank. Enttäuschend leer, dabei hat man ja sonst nicht viel anderes zu tun als einkaufen zu gehen... Zurück am Tisch kommt mir die zündende Idee: Ich hab‘ da noch einen Gutschein bei Peter Pane. Ich grüble skeptisch ob eine Burger Bestellung um die Zeit überhaupt moralisch vertretbar ist. Nein, soweit sind wir noch nicht.
11:15 - Stattdessen setzte ich mich an mein erstes ernsthaftes „Oh du studierst Landschaftsarchitektur? Da hättest du doch bestimmt Lust dir mal unser Grundstück vorzunehmen“ - Projekt. Klassiker. Wenn ich da heute (oder spätestens morgen) nichts rausschicke könnte man fast auf die Idee kommen, dass Gestaltung von Privatgärten nicht Schwerpunkt des Studiums ist.
12:30 - Eigentlich schon zu schönes Wetter um nicht rauszugehen. Das neue Planungsgebiet begutacht sich nicht von alleine und wenn ich mit dem Rad fahre zählt das sogar als „Sport treiben“, außerdem kann ich mir dann gleich was zu essen holen. Wenn das mal nicht alles „triftige Gründe“ sind... falls wer fragt. 17:00 - Müde Beine, sonnengeküsste Nase und Arme (tanlines des Todes aber who cares, sieht ja eh niemand am See diesen Sommer), so lässt es sich doch gleich viel besser effektiv arbeiten. Also halb so schlimm, dass der Ausflug minimal länger geworden ist als geplant.
20:04 - Die Konzentration ist am Tiefpunkt, endlich klicke ich auf die vorbereitete Bestellung für einen Macho Nacho mit Doppelpatty und Chilli Cheese Fries. Bis das Essen kommt nochmal zamreißen und Endspurt sage ich mir. Ich mache dem Lieferanten die Türe auf bevor er geklingelt hat. Er drückt mir die Tüte in die Hand und wünscht mir einen Guten Appetit worauf ich souverän „Danke, Gleichfalls!“, erwidere während ich ihm Trinkgeld in die Hand drücke. Gut gemacht. Ich schließe die Tür hinter mir, als mir ein frischer Kasten Bier am Treppenaufgang auffällt. Den hätte ich fast vergessen. Ich schüttle den Kopf und fische im gleichen Zug drei Helle aus der Kiste. „Morgen mit frischem Kopf noch schnell ein, zwei Stündchen Feinschliff und dann schick ich den Entwurf raus; heut reiß ich eh nix mehr“, sage ich mir und öffne mit einem gezielten Handgriff die erste Hoibe Bier und Lehne mich in meinen Schreibtischstuhl zurück während ich meiner BF über Skype zuproste. „Ist schon ätzend, so eine Ausgangsbeschränkung“ murmle ich und beiße in meinen Macho Nacho…