Christian Tauscher, Sommersemester 2013
Die Korrosionsmessung in Beton gestaltet sich allgemein als schwierig und somit ist eine Kombination aus nachfolgenden Untersuchungsmethoden sinnvoll:
Es ist jedoch zu beachten, dass die Verfahren 1 bis einschließlich 5 nur zur Fehlstellenlokalisierung im Bauteil bzw. Auffinden von Bewehrungslagen geeignet sind. Eine Zustandsbeurteilung der Bewehrung hinsichtlich Korrosion ist damit nicht möglich. Die Methoden 7 bis 9 eignen sich ebenfalls nicht zur alleinigen Anwendung, werden aufgrund der Vollständigkeit jedoch genannt. So findet die Endoskopie als minimal-invasives Verfahren bei der optischen Kontrolle von Spannstählen in Hüllrohren oder bei Bewehrungskontrolle nach Bauteilöffnung Anwendung. Unter Monitoring-Systeme können sowohl Schwingungsanalyse, als auch „Korrosions-/Anodenleitern“ aufgeführt werden. Letztgenannte müssen jedoch schon beim Errichten des Bauwerks mit eingebaut werden und erfordern somit eine sorgfältige und intensive Vorplanung. Somit verbleibt das elektrochemische Potentialmessverfahren als derzeit einziges baustellentauglich einsetzbares Verfahren zur Korrosionsmessung in Beton.
Mit der elektrochemischen Potentialmessung (häufig auch als Potentialfeldmessung bezeichnet) können Bereiche mit aktiv korrodierender Bewehrung im Stahlbetonbauteil detektiert werden, ohne das Bauteil zu zerstören. Korrosionsprozesse, die zum Zeitpunkt der Messung nicht ablaufen, können damit nicht lokalisiert werden. In der Regel erfolgt die Anwendung bei chloridinduzierter Korrosion. Dieses ortsveränderliche Verfahren wird eingesetzt bei:
Es existieren zwei Möglichkeiten, die elektrochemische Potentialmessung durchzuführen: Bei der einen erfolgt die Spannungsmessung zwischen einer mobilen Bezugselektrode mit bekanntem Potential (z.B. Silber (Ag^+) / Silberchlorid (AgCl) oder Kupfer (Cu^+) / Kupfersulfat (CuSO_4)) - die je nach Messaufgabe als Stab- oder Radelektrode ausgeführt ist - und einer an die Bewehrung angekoppelten Messelektrode (siehe Abbildungen 1 und 2). Der für die Messung notwendige Kontakt zwischen Messelektrode und Betonoberfläche wird durch eine Elektrolyten (Leitungswasser) hergestellt, welche die Bauteiloberfläche über ein an der Elektrode angebrachtes Schwämmchen benetzt.
Bei der anderen Variante wird lediglich der Bewehrungsanschluss durch eine zweite Bezugselektrode ersetzt, die an der Betonoberfläche ortsfest befestigt wird (siehe Abbildung 3). Durch Abfahren eines vorher festgelegten Rasters auf der Betonoberfläche (min. 10 x 10 cm bis max. 50 x 50 cm) ist es möglich, mittels einem hochohmigen Spannungsmessgerät, Korrosionsstellen auf wenige Zentimeter genau zu lokalisieren. Dies erfolgt durch Auswertungen der unterschiedlichen gemessenen Potentiale entlang des Messrasters und den dabei auftauchenden großen Potentialdifferenzen, den sogenannten Potentialtrichtern. Sie entstehen bei der Annäherung der Messelektrode an die aktive Korrosionsstelle und ergeben ein steiles Gefälle in den Potentialen.
Um jedoch verbindliche Aussagen über den aktuellen Zustand der Bewehrung und den weiteren zu erwartenden Korrosionsfortschritt treffen zu können, ist eine Bauteilöffnung an einer Referenzstelle und einem Punkt mit sehr negativen Potential notwendig. Zu beachten ist allerdings auch, dass die elektrochemische Potentialmessung keine Absolutwerte liefert, sondern ausschließlich Potentialdifferenzen, was die Interpretation der Ergebnisse und Messüberwachung durch einen Fachmann unabdingbar macht. Eine Auswertung der Messung sollte mittels Farbgrafik (siehe Abbildung 4) und statistisch erfolgen.
Abbildung 1: Messgerät mit Elektroden zur Potentialmessung | Abbildung 2: Prinzipskizze Potentialmessung mit Bewehrungsanschluss | Abbildung 3: Prinzipskizze Potentialmessung ohne Bewehrungsanschluss | Abbildung 4: Beispielhafte Ergebnisdarstellung einer Potentialmessung mittels Farbgrafik [1] |
Durch chemische und physikalische Vorgänge wird der pH-Wert des Betons herabgesetzt (> 12,5 auf unter 10) und die Korrosion von Stahl ermöglicht. Um diesen elektrochemischen Vorgang zu starten, sind nachfolgende Voraussetzungen notwendig:
Der dabei ablaufende aktive Korrosionsprozess lässt sich chemisch als anodischer Teilprozess (Eisenauflösung):
Anodischer Teilprozess: Fe \to Fe^{++} + 2e^-
und kathodischer Teilprozess (Sauerstoffreduktion): 2e^- + H_2O + \frac{1}{2} O_2 \to 2 (OH)^-
beschreiben. Dabei entsteht eine Potentialdifferenz zwischen Anode und Kathode, die mittels Spannungsmessung über Elektroden detektiert werden kann. Physikalisch lässt es sich qualitativ als Makroelement mit mehreren Widerständen als Modell abbilden und mit dem ohmschen Gesetz berechnen. Die Widerstände sind elektrisch leitend verbunden und aufgrund der Potentialdifferenzen kommt es zum Stromfluss. Der Widerstand des Stahls (R_{st}) wird dabei als vernachlässigbar gering angesehen. Die übrigen Widerstände beschreiben die Korrosionsstelle als Anode (R_a), den passiven Stahl als Kathode (R_k) und den Beton (R_{el}). Der fließende Korrosionsstrom I wird berechnet: I = \frac{U}{R} = \frac{U}{R_{u} + R_{k} + R_{el}} [1]
Abbildung 5: Physikalisches Modell einer Korrosionszelle mit Widerständen [1] |