Sophie Lausch, Elisa Huber


Inhalt

1. Zwischennutzungen

"Das Schöne an Zwischennutzungen ist, dass sie einfach ausprobiert werden können. Anders als ein Projektentwickler oder ein Planungsbüro können wir einfach auf Gegebenheiten reagieren. Deshalb konnten wir eben einen Ort entwickeln, der perfekt auf seine Umgebung passt und der maximal vielen Menschen als Treffpunkt gilt." - Daniel Hahn, April 2020.7

1.1 Allgemeine Definition

Eine allgemeingültige Definition von Zwischennutzungen zu formulieren, ist eine Herausforderung. Eine Zwischennutzung bezeichnet den temporär befristeten Gebrauch von Räumen. Kennzeichnend ist, dass Areale und Gebäude für andere Aktivitäten gebraucht werden, als sie ursprünglich errichtet wurden. Der temporäre Gebrauch markiert eine Übergangsphase zwischen einer früheren und zu einer zukünftigen Nutzung. Mit Zwischennutzungen lassen sich vielseitige gesellschaftliche und ökonomische Werte generieren. Sie können zum Beispiel Standorte aufwerten, Kommunikation auslösen, das Image verbessern, aber vor allem sind sie ein Publikumsmagnet.1

Eine Zwischennutzung kann auch als Versuchsmodell genutzt werden. Verschiedene Projekte und ausgefallene Ideen werden ausprobiert und ihre Annahme durch die Bevölkerung geprüft. Zudem gibt es weniger Verbindlichkeiten für Behörden und Stadtpolitik, da von einer Zwischennutzung stets Abstand genommen werden kann.2 Sie können also in der Stadtentwicklung genutzt und als Werkzeug eingesetzt werden.3

1.2 Definition für das Viehhofgelände

Nach der Stilllegung des Viehhofs 2007 wurden die Ställe, Produktions- und Verwaltungsgebäuden in ihrer ursprünglichen Funktion nicht mehr genutzt, so dass sich dort unterschiedliche Zwischennutzungen angesiedelt haben. Die Zwischennutzungen auf dem Viehhofgelände wurden unterteilt in zwei Arten – kulturelle und gewerbliche. Die Einteilung erfolgte größtenteils subjektiv, mit dem Fokus auf der Frage der Wirtschaftlichkeit.

Viele der gewerblichen Zwischennutzungen auf dem Gelände waren schon vor Ort, als der Viehhof noch in Betrieb war, wie die Metzgerei Gaßner oder auch die MEGEM AG. Diese sind immer noch wichtige Mitglieder in der Produktions- und Verkaufskette des Schlachthof-Systems. Heute gibt es eine Durchmischung an verschiedensten Gewerbetätigkeiten. Die gewerblichen (Zwischen-)Nutzungen befinden sich im Norden des Projektgebietes und bilden dort eine geschlossene Einheit. Anlieferungsstellen und -straßen werden geteilt, ebenso in vielen Fällen die Adresse (Zenettistraße 11). Da sich viele der auf dem Viehhofgelände angesiedelten Gewerbebetriebe schon lange dort befinden, muss man in den meisten Fällen eher von langfristigen Nutzungen sprechen. Sie sind von ihrem Zwischennutzer-Status in einen Nutzer-Status übergegangen.

Seit 2012 haben vermehrt kulturellen Zwischennutzungen Einzug in das Gelände gefunden. Vorreiter dafür war das Viehhof-Kino - ein Open Air Kino mit Biergarten auf der heutigen Baufläche des Volkstheaters. Seit 2013 gab es auf dieser Fläche das Wannda Kulturfestival, seit 2015 den Bahnwärter Thiel und den Märchenbazar. Mit Beginn der Bauarbeiten des Volkstheaters musste das Viehhof Kino, der Märchenbazar und das Wannda Kulturfestival weichen. Der Bahnwärter Thiel zog auf eine Fläche an den Bahngleisen um. Hier findet man ihn heute noch. Er bedient mit seinem Angebot an Urban Gardening, Jugendtreff, Ateliers und einem Club verschiedene Interessen- und Nutzergruppen. Dicht an den Gleisanlagen und angrenzend an den Bahnwärter Thiel existiert seit einigen Jahren der Südgarten. Durch die die Verwendung von Hochbeeten hat das Urban Gardenen Konzept eine hohe Anpassungsfähigkeit und kann diese Brachfläche flexibel nutzen. Seit März 2019 herrscht Aufnahmestopp für neue Mitglieder, da das Konzept bei den Anwohnern sehr beliebt ist. Für viele schafft dies einen Ausgleich im Grünen. Der Großteil dieser kulturellen Zwischennutzungen befindet sich im Süden des Viehhofgeländes.

Die Kombination aus Gewerbe, Künstlern und Besuchern macht heute das Viehhofgelände aus. Weiterhin ist das Viehhofgelände ist ein Hotspot für die münchner Sprayerszene. Die sogenannte Hall of Fame, die Mauer des Viehhofgeländes entlang der Tumblingerstraße, ist der einzige Ort in München, an dem legal und ohne Absprachen gesprayt werden darf. 


 

Abb.1 Zeitleiste der kulturellen und gewerblichen (Zwischen)nutzungen_HUBER_ELISA_2020

 

Abb.2 Verortung der vergangenen und aktuellen (Zwischen)nutzungen_HUBER_ELISA_2020

2. Zwischennutzungen auf dem Viehhofgelände

Im Folgenden werden die kulturellen und gewerblichen Zwischennutzungen seit der Stillegung des Viehhofs vorgestellt. Dies geschieht anhand eines Schlüssels, den der Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur und öffentlichen Raum zur Vergleichbarkeit temporärer Interventionen mit Studierenden erarbeitet hat.4

2.1 Kulturelle Zwischennutzungen


Viehhof-Kino + BiergartenUrban Art FestivalWannda KulturfestivalMärchenbazarLenbach-Pavillon im Bahnwärter ThielBahngarten im Bahnwärter Thiel Ateliers im Bahnwärter ThielErfindergarden FabLab & Offene WerkstattSüdgartenPiazza  ZenettiAlte Utting

     

      

    

    

    

    

    

    

    

Art der Zwischennutzung










InterventionstypInstallation 5Aktion 6Installation / Aktion 4Installation / Aktion 4InstallationInstallation / AktionInstallationInstallation / AktionInstallation / Aktion Installation / Aktion 4Installation 4
ProjektcharakterZwischennutzung / Veranstaltung 5Veranstaltung / Beteiligungsprozess 6Veranstaltung / Kunst 4Veranstaltung 4Zwischennutzung / Veranstaltung / KunstZwischennutzungZwischennutzung / KunstZwischennutzung ZwischennutzungPlanungsprozess 4Veranstaltungen 4
Thematiksoziale Stadt 5
Kunst / aktive Stadt / 6aktive Stadt / Kreativität 4
aktive Stadt / Kulinarik / lokales Kunsthandwerk 4Bespielung / Aktivierung / kreative Stadtaktive / soziale Stadt / urbane Gärten / grüne Stadt / nachhaltige Stadt / Do-it-yourselfsoziale Stadt / Integration / preiswerte LösungenAktivierung / Bespielungaktive Stadt / soziale Stadt / urbane Gärten / grüne Stadt / nachhaltige Stadt / Do-it-yourselfVerkehr und nachhaltige Mobilität / grüne Stadt / soziale Stadt / Bürgerbeteiligung 4aktive Stadt / soziale Stadt 4
ProjektzielBespielung / Aktivierung / Unterhaltung 5Bespielung 6Bespielung / Aktivierung / Unterhaltung 4Bespielung / Aktivierung 4Bespielung / AktivierungBespielung / AktivierungAktivierungBespielung / AktivierungBespielung / AktivierungAktivierung / Bespielung/ Transformation 4Bespielung / Aktivierung 4
Ort










Projektort

München; Viehhofviertel; 
Tumblingerstraße 29

München; Viehhofviertel; 
Tumblingerstraße 29
München; Viehhofviertel; 
Tumblingerstraße 29
München; Viehhofviertel; 
Tumblingerstraße 29
München; Viehhofviertel; 
Tumblingerstraße 29
München; Viehhofviertel; 
Tumblingerstraße 29
München; Viehhofviertel; 
Tumblingerstraße 29
München; Viehhofviertel; 
Tumblingerstraße 29

München; Viehhofviertel; 
Thalkirchnerstraße 

München; Schlachthofviertel; Zenettiplatz 4

München;
Sendling / Großmarktareal; Lagerhausstraße 15 4

Projektdimension10.000m2 51.200m2 6--insgesamt ca. 3.000m2 4insegsamt ca. 3.000m2 4insegsamt ca. 3.000m2 4insgesamt ca. 3.000m2 4ca. 750m2ca. 500m2 4ca. 1.200m2 4
Verortung im Gelände 




Zeit










Projektzeitraum2010-2017 52015-2016 62013 - 2017 72015 - 2017  7seit 2015  4seit 2015  4seit 2015  4seit 2015  4seit 2015 212018 - 2020 4seit 2018 4
Projektdauer-jeweils 5 Tage im Frühling 6jeweils 15.04. - 15.05. 7jeweils 24.11.-31.12. 7

unter der Woche: 17-23 Uhr 7

am Wochenende: 24-05 Uhr

keine Öffnungszeiten 7Kernzeit: 06-22 Uhr 7Kernzeit: 06-22 Uhr 7keine Öffnungszeitenmehrere Monatemehrere Jahre 4
Projekttaktungsaisonal 5saisonal 6saisonal 4saisonal 4dauerhaftdauerhaftdauerhaftdauerhaftdauerhaftdauerhaft dauerhaft 4
Projektaktualitätabgeschlossen 5abgeschlossen 6abgeschlossen auf Viehhofgelände / laufend in München 4abgeschlossen auf Viehhofgelände / laufend in München 4laufendlaufendlaufendlaufendlaufendlaufend 4laufend 4
Raum










FreiraumtypBrache 5Mauer 6Brache mit Zirkuszelt 4Brache 4Brache mit Bauwerkresten 4Brache mit Bauwerkresten 4Brache mit Bauwerkresten 4Brache mit Bauwerkresten 4BracheParkplatzfläche 4brachliegende Eisenbahnbrücke 4
Eigentumsverhältnisseöffentlicher Grund 5öffentlicher Grund 6öffentlicher Grund 4öffentlicher Grund 4öffentlicher Grund 4öffentlicher Grund 4öffentlicher Grund 4öffentlicher Grund 4-öffentlicher Grund 4öffentlicher Grund 4
Zugänglichkeitteilweise mit Zugangsbeschränkung: Eintrittsgelder für Kino; Biergarten frei zugänglich 5Zugangsbeschränkung: Anmeldung 6
zeitweise mit Zugangsbeschränkung: Eintrittsgeld, Anmeldung 4nicht zugangsbeschränkt 4mit Zugangsbeschränkung - umzäuntes Gelände mit Öffnungszeiten; z.T. Eintrittsgelder; z.T. Altersbeschränkung 4nicht zugangsbeschränkt 7 mit Zugangsbeschränkung - Mieter 7nicht zugangsbeschränkt 8-nicht zugangsbeschränkt 4mit Zugangsbeschränkung - umzäuntes Gelände mit Öffnungszeiten 4
Akteur*innen










Auftraggeber*innenkeine 5
keine 6
keine 4
keine 4keine 4keine 4keine 4keine 4-Referat für Stadtplanung und Bauordnung, Stadt München // Verwaltung 4keine 4
Projektmacher*innenHartmut Senkel und Jan Oltznauner // Veranstalter 5Jörg Solzbacher, Stadtverwaltung München 6Wannda e.V. // Veranstalter*in 4
Wannda e.V. // Veranstalter*in 4Bahnwärter Kulturstätten GmbH, vertreten durch Daniel Hahn // Veranstalter*in 4Bahnwärter Kulturstätten GmbH, vertreten durch Daniel Hahn // Veranstalter*in 4Bahnwärter Kulturstätten GmbH, vertreten durch Daniel Hahn // Veranstalter*in 4Bahnwärter Kulturstätten GmbH, vertreten durch Daniel Hahn // Veranstalter*in 4-raumzeug (Felix Lüdicke, Johann-Christian Hannemann, Korbinian Lechner) // Planer*in 4Alte Utting GmbH, vertreten durch Daniel Hahn // Veranstalter*in 4
Projektpartner*innenunbekannt 5

Kulturreferat Stadt München, Bezirksausschuss, Hebebühnenverleih, Farbenhersteller 6


unbekannt 4unbekannt 4
unbekannt 4unbekannt 4unbekannt 4unbekannt 4-Almannai Fischer Architekten, Schreinerei Steinberger, Green City e.V., MVG, SWM, Stadtfavoriten, City2Share // Planer*in, Unternehmer*in, Aktivist*in 4unbekannt 4
Weitere Akteur*innenGastronom*innen 5Gastronomie, Künstler*innen, Standbetreiber*innen 6Künstler*innen / Gastronom*innen 5Standbetreiber*innen, Kunsthandwerker*innen, Gastronom*innen 5Gastronom*innen, Künstler*innen, Musiker*innenAnwohner*innenKünstler*innenAnwohner*innen-freiwillige Helfer*innen aus der Nachbarschaft 4externe Gastronom*innen innerhalb der Anlage, Künstler*innen, Musiker*innen 4

Finanzierung












(Auftrags-)Budget-ca. 20000 - 25000 Euro 6keines 4
keines 4keines 4keines 4keines 4keines 4-Landeshauptstadt München, Referat für Stadtplanung und Bauordung 4keines 4
Fördermittel-Kulturreferat Stadt München, Bezirksausschuss, Hebebühnenverleih 6
Kulturreferat, Stadt München // Verwaltung 4
Kulturreferat, Stadt München 4-----Projektmittel City2Share Förderprogramm "Erneuerbar Mobil" des Bundesministeriums für Umwelt, Bezirksausschuss 4Förderung einzelner Programmpunkte durch das Kulturreferat, Stadt München/Bezirksausschuss 4
Eigene MittelEintrittsgelder / Gastronomie 5Eintrittsgelder / Gastronomie 6Eintrittsgelder / Gastronomie / Freiwilligenarbeit 4Standgebühr / Gastronomie / Freiwilligenarbeit 4Eintrittsgelder / Gastronomie 4MietzahlungenMietzahlungen--Freiwilligenarbeit 4Eintrittsgelder/Gastronomie 4
Planungskontext










Thematischer Planungskontext


Das Projekt zeigt, wie mit wenigen Mittel ein ungenutzter Platz zu einem Treffpunkt des Stadtviertels werden kann. 5

Urbane Kunst kann hier in ihrem natürlichen Lebensraum erlebt werden, abseits von Galerien oder Museen. Man kann live zusehen, wie riesige Wandgemälde auf dem Viehhofgelände entstehen. Renommierte Graffitikünstler aus ganz Deutschland zeigen hier ihr Können und stellen die Bandbreite ihrer Kunst vor. 6

Veranstaltungen mit Inhalten zu aktuellen und künstlerischen Themen zur Förderung einer aktiven und kreativen Stadt 4unbekannt 4Veranstaltungen wie Ausstellungen, Lesungen, Theater, Workshops, Konzerte, Vorträge, Flohmärkte Clubveranstaltungen, Kindergeburtstage und Kinoabende tragen zur Förderung einer aktiven Stadt bei. Der Bahngarten mit Gemeinschaftsgärten greift aktuelle Problem-Themen der Stadt auf. Günstige Räumlichkeiten für Kreative greifen aktuelle Problem-Themen der Stadt auf. Treffpunkte für Jugendliche greifen aktuelle Problem-Themen der Stadt auf. Das Urban Gardening Projekt trägt einen Teil zur "Grünen Stadt" bei. Es behandelt Themen wie Nachhaltigkeit und Do-it-yourself.Das City2Share Projekt zeigt expemplarisch, wie durch gemeinsames Nutzen und Teilen von Mobilitätsinfrastruktur öffentliche Freiräume und Stadtplätze zurückgewonnen werden können, die vormals von stehendem Verkehr belegt wurden. 4Die Alte Utting thematisiert die Flächenknappheit eines sich stark im Umbruch befindenden Quartiers. Sie bespielt eine sonst "nutzlose" Fläche als Treffpunkt und Identifikationsort für das Viertel. 4
Räumlicher PlanungskontextDas Viehhof-Kino  zusammen mit seinem Biergarten "Garten der Freiheit" bespielte die brachliegende Fläche im Norden des Viehhofgeländes. Aufgrund des neuen Volkstheaters musste die Zwischennutzung hier aufgegeben werden. 5Das Urban Art Festival gestaltete die verblienbenen Gebäudemauern der ehemaligen Stallungen an der Tumblinger Straße. 6Der Wanndazirkus bespielt Brachflächen in Quartiere, die sich im Umbruch befinden. 4Temporäre Bespielung von Brachflächen, schafft hohes Maß an Aufmerksamkeit für den Ort 4Der Bahnwärter Thiel nutzt einen Teil der Fläche des ehemaligen Viehhofs, auf der das neue Volkstheater und Wohnungen entstehen sollen. Die Installation unterstützt die Transformation, die im Schlachthofviertel derzeit stattfindet. 4Der Bahnwärter Thiel nutzt einen Teil der Fläche des ehemaligen Viehhofs, auf der das neue Volkstheater und Wohnungen entstehen sollen. Die Installation unterstützt die Transformation, die im Schlachthofviertel derzeit stattfindet. 4Der Bahnwärter Thiel nutzt einen Teil der Fläche des ehemaligen Viehhofs, auf der das neue Volkstheater und Wohnungen entstehen sollen. Die Installation unterstützt die Transformation, die im Schlachthofviertel derzeit stattfindet. 4Der Bahnwärter Thiel nutzt einen Teil der Fläche des ehemaligen Viehhofs, auf der das neue Volkstheater und Wohnungen entstehen sollen. Die Installation unterstützt die Transformation, die im Schlachthofviertel derzeit stattfindet. 4

Der Südgarten nutzt eine Fläche, die für sonstige Nutzungen uninteressant ist, da sie sich in der Nähe der Gleise befindet. Durch die Flexibilität des Urban Gardening Konzeptes kann die Fläche optimal genutzt werden. 

Die Gestaltung der raumgreifenden Möbelskulptur möchte die räumlich getrennten Platzhälften zusammenfügen. Ideen aus vorangegangenen Beteiligungsworkshops werden auf den Platz übertragen. 4Die Alte Utting inszeniert einen vorher unbekannten Ort. Die nicht mehr genutzte Eisenbahnbrücke zwischen Schlachthofviertel und Großmarkt gehört zu den wenigen brach liegenden Flächen in München. 4
Aussagen-"Ein Treffen von alten und neuen Freunden aus ganz Deutschland und gemeinsam etwas Großartiges schaffen. (...) Es waren sehr viele Leute aus allen Altersgruppen und Schichten vor Ort." 6
--"Unsere Idee ist neben dem Bahnwärter Thiel als pulsierender Veranstaltungort ein Atelierpark. Wir haben ja sieben Tage die Woche geöffnet. (...) Es gibt ganz unterschiedliche Nutzer dieser Spielstätte. Uns geht es darum, als Nachbarschaftstreffpunkt wahrgenommen zu werden und eine Begegnungsstätte für alle Generationen zu schaffen." 7------

Tabelle 1: Beschreibung der vergangenen und aktuellen kulturellen (Zwischen)nutzungen_HUBER_ELISA_LAUSCH_SOPHIE_2020

2.2 Gewerbliche Zwischennutzungen


Metzgerei Gaßneruns - ArchitektenMoby Dick Fisch Geflügel Delikatessen Handel GmbH Atelier 104MEGEM AGMesserschleiferei TrappBietsch Dienstleistungen GmbHFRIGO-RENT Services GmbHSalsa Y Corazon Dance SchoolRindchen’s WeinkontorMalipac Vertriebs-GmbH

Münchner Suppenküche Handels GmbH & Co.KG

MSK Systemgastronomie GmbHPapazof’sGeorgios Papazof FeinkostMonti MonacoDaerme SchoenhoferPlanen Mayr

Schlachthof


Art der ZwischennutzungMetzgerei, EinzelhandelBürogemeinschaft 9GroßhändlerKünstleratelierLebensmittelgroßhandelMesserschleiferei, EinzelhandelLKW WaschanlageLKW-Vermietungsagentur TanzschuleWeingeschäftRestaurantbedarf-GeschäftRestaurantRestaurantRestaurantGroßhändlerRestaurantGroßhändlerSattlerei, LKW-ZubehörgeschäftBühne und Wirtshaus 22
Dimensionen200m2 ebenerdig; 2x750m2 im Obergeschoss für Technik, Sozialräume, Lager und Verwaltung 8250m2 9keine Angaben48m2 112.400m2 12100m2 132500m2 14-170m2 17400m2 18--------500m2 22
OrtMünchen; Viehhofviertel; Zenettistraße 11München; Viehhofviertel; Zenettistraße 17München; Viehhofviertel; Zenettistraße 11München; Viehhofviertel; Zenettistraße 11München; Viehhofviertel; Zenettistraße 7München; Viehhofviertel; Zenettistraße 13München; Viehhofviertel; Zenettistraße 11München; Viehhofviertel;  Zenettistraße 11-13München; Viehhofviertel;  Zenettistraße 7München; Viehhofviertel; Zenettistraße 11München; Viehhofviertel; Thalkirchner Straße 108München; Viehhofviertel; Zenettistraße 11München; Viehhofviertel;  Zenettistraße 11München; Viehhofviertel; Zenettistraße 11München; Viehhofviertel; Zenettistraße 11München; Viehhofviertel; Zenettistraße 11München; Viehhofviertel; Zenettistraße 11München; Viehhofviertel; Zenettistraße 11München; Viehhofviertel; Zenettistraße 9
Verortung im Gelände 

-

Zeitraumab 1992 8ab 2009 (schon vorher 10 Jahre im Schlachthof) 9keine Angabeab 2012 11ab 1993 (schon seit 1899 im Schlachthofviertel) 12ab 2002 13ab 1992 14--seit 2009---seit 2010 19seit 2007 19-seit 1984 20-aktuelle Pächter und Betreiber seit 2006; Wirtshaus gibt es schon um einiges länger 22 
Akteur*innen

Metzger*innen, Verwaltungstätigkeit, Koch und Bedienungen für das Marktstüberl, Ausfahrer*innen, Telefon, Vertrieb 8

Architekt*innen, Mediendesigner*innen 9keine AngabenMargret Lochner, Eva Schnitzer, Künstlerinnen 11Arbeiter*innen, Angestellte 12Arbeiter*innen, Angestellte 13Arbeiter*innen, Angestellte 14------------
Aussagen--“Zwischennutzer am Viehhof behindern uns für gewöhnlich in unserem Tun und deshalb sind wir gemeinhin nicht sonderlich gut darauf zu sprechen.” 10----------------

Tabelle 2: Beschreibung der vergangenen und aktuellen gewerblichen (Zwischen)nutzungen_HUBER_ELISA_LAUSCH_SOPHIE_2020


2.3 Vergleich kultureller und gewerblicher Zwischennutzungen

Im Vergleich kultureller und gewerblicher Zwischennutzungen lassen sich folgende Beobachtungen ableiten:


  • Dauer der Zwischennutzung und Zeitraum, in dem sie sich auf dem Viehhofgelände befindet 

  • Quantität der Benutzung des öffentlichen Raumes

  • Angebot für verschiedene Nutzergruppen

  • Schaffung von Begegnungs- und Aufenthaltsorten

  • Fokus auf wirtschaftlichen Erfolg


Für die nachfolgende Analyse sind die kulturellen Zwischennutzungen von hoher Bedeutung. Ihre Qualität  besteht darin, Orte für Kunst, für Kultur und für einen zwanglosen Aufenthalt sowie für Begegnung zu schaffen.2 Sie suchen ungenutzte oder brachliegende Flächen und bespielen diese temporär. Die meisten dieser Nutzungen befinden sich auf öffentlichem Grund. Die Zwischennutzungen schaffen mit vielseitigen Angeboten wie Ausstellungen, Flohmärkten, Clubveranstaltungen und Lesungen, einen Begegnungsraum für unterschiedlichste Nutzergruppen. Die Neugestaltung des Viehhof-Areals bedeutet möglicherweise das Ende dieser kulturellen Zwischennutzung.


3. Akteure

Neben den (Zwischen)nutzungen geht es um Akteure, die den Raum benutzen. In der folgenden Tabelle sind fünf für das Viehhofgelände charakteristische Akteure dargestellt, deren Identität jedoch fiktiv ist. Diese Identitäten entstanden auf Basis von Realbeobachtungen auf dem Gelände. 

3.1. Akteurprofile


PersonAktionAktionsraum

Jörg, Arbeiter der LKW-Waschanlage (52)Seit 15 Jahren arbeitet Jörg in der LKW-Waschanlage auf dem Viehhof. Es gibt immer genug zu tun für die wenigen Mitarbeiter. Da stört es, wenn wieder ein Hund von der Leine gelassen wird. Das Viehhofgelände ist schließlich ein Ort zum Arbeiten. Nach dem Feierabend geht es dann auf a Hoibe in die Gruam.

Witali, Sprayer(16)Seit seiner Entdeckung, dass man auf dem Viehhofgelände legal sprühen darf, ist der jugendliche Witali in seiner Freizeit nirgendwo anders aufzufinden. Auch wenn er weiter weg wohnt, als so manch anderer hier - den Weg nimmt er gerne auf sich. Am Wochenende dann mit Freunden ein paar Bierchen am Bahnwärter, während man die neuesten Kunstwerke begutachtet. Jeden Tag sieht es hier anders aus - einfach der Hammer!

Gerda, Metzgerin (35) mit Hund PaulaDie junge Hündin Paula ist Gerdas neue Begleiterin, seit sie sie in einer Zeitungsannonce gesehen hat. Mit der Verarbeitung von Fleisch hat Gerda während der Arbeit keine Probleme, aber bei treuen Hundeaugen wird sie weich. Gut gelegen ist das Viehhofgelände in direkter Umgebung zu Arbeit und Wohnort. So ist das Gassigehen und freie Laufen für Paula kein Problem. Und so viel gibt es hier für sie zu entdecken! Allen voran die ganzen anderen Hundespuren zu erschnüffeln...

Johannes, Architekt (42) mit Sohn Philipp (7)

Das Viehhofgelände ist für Johannes' Sohn Philipp ein wahres Spielparadies. So viel Platz zum Rumrennen und Fußballspielen gibt es nirgendwo in der Nähe ihrer Wohnung. Wenn Johannes am Wochenende mal nicht in dem kleinen Architekturbüro auf dem Viehhofgelände arbeitet, kommt er gerne mit seinem Sohn auf das Gelände. Auch in der freien Zeit am Wochenende sind hier viele bekannte Gesichter anzutreffen. Besonders freundlich sind die Künstler, die ihn auch schon eine Holzkrippe in ihrem Atelier haben bauen lassen.

Uschi, Gärtnerin im Südgarten (68)

Seit der Eröffnung des Südgartens ist Uschi voll mit dabei auf dem Viehhofgelände. Mit einer kleinen Wohnung im Dreimühlenviertel ohne Balkon hatte sie immer von einem Ort zum Ansähen, Pflanzen, Gießen und Ernten geträumt. Nun ist sie ganz begeistert von diesem "Urban Gardening", wie es die jungen Leute nennen. Toll, in Kontakt mit so vielen Anwohnern zu stehen und einen Ort zu haben, an dem alle zusammentreffen!

Tabelle 3: Beschreibung fünf charakteristische Akteure auf dem Viehhofgelände_LAUSCH_SOPHIE_2020, auf Basis von https://geoportal.bayern.de/bayernatlas/?lang=de&topic=ba&bgLayer=luftbild_labels&catalogNodes=11,122&E=690323.41&N=5333104.99&zoom=11.59403433005015&layers=luftbild

3.2. Aktionsräume

Mit der Überlagerung der Aktionsräume der fünf beschriebenen Akteure auf dem Viehhofgelände erschließen sich Nutzungs-Hotspots. Besonders intensiv wird die Ost-West Durchwegung entlang der LKW-Waschanlage genutzt. Besonders attraktiv sind Flächen und Orte auf dem Gelände, an denen andere Akteure beobachtet werden können. Akteure mit ähnlichen Verhaltensmustern auf dem Gelände weisen somit viele Überschneidungen auf. 

Abb.3: Aktionsräume der Akteure auf dem Viehhofgelände_LAUSCH_SOPHIE_2020auf Basis von https://geoportal.bayern.de/bayernatlas/?lang=de&topic=ba&bgLayer=luftbild_labels&catalogNodes=11,122&E=690323.41&N=5333104.99&zoom=11.59403433005015&layers=luftbild


Quellen

  1. Bürgin, M. (2016). Leitfaden Zwischennutzungen (mit Beispielen): http://www.zwischennutzung.ch/zwischennutzung/images/pdf_D/varianten/pdf_alle_bsp_d.pdf, abgerufen am 09.05.2020 

  2. Landschaftsarchitektur und öffentlicher Raum (Producer). (29.07.2019). Veranstaltung - Julian Hahn (Wannda e.V.) [Video file]. Available from https://www.youtube.com/watch?v=0IqqB7NCKls
  3. Substanz FM, 02.06.2019, “Der Untermieter im Gespräch mit Daniel Hahn” Daniel Hahn im Interview, https://de-de.facebook.com/substanzfm/?ref=page_internal, abgerufen am 01.05.2020
  4. Keller, R.; Lüdicke, F.; Hannemann, J.-C. (2020). Intervention MUC. Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur und öffentlichen Raum, TUM [Webpage]. Retrieved from https://www.imuc.wzw.tum.de/projekte, abgerufen am 05.05.2020
  5. Bieber, M. (2011). Open Air Kino: Tolle Filme im Schlachthof. tz. doi: https://www.tz.de/muenchen/stadt/open-air-kino-schlachthof-1303465.html, abgerufen am 05.05.2020
  6. J. Solzbacher (personal communication, 12.05.2020)
  7. D. Hahn (personal communication, 30.04.2020 und 10.05.2020)
  8. A. Gaßner (personal communication, 27.04.2020)
  9. A. Holzapfel (personal communication, 27.04.2020) 
  10. M. Tripaldella (personal communication, 27.04.2020)
  11. E. Schnitzer (personal communication, 27.04.2020)
  12. H. Krachtus (personal communication, 27.04.2020)
  13. A. Trapp (personal communication, 29.04.2020)
  14. A. Bietsch (personal communication, 29.04.2020)
  15. Sommer, R., 03.04.2017, „Ich lebe einen Traum“ Daniel Hahn im Interview, www.in-muenchen.de/nightlife/daniel-hahn-bahnwaerter-thiel-muenchen-interview-8070503.html, abgerufen am 24.04.2020
  16. Schlegelmilch, F. (2008): Zwischennutzungen und Nischen im Städtebau als Beitrag für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Bonn: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung: 136.
  17. Reittinger, M. Tanzschule Zenettistraße [Webpage]. Retrieved from https://www.salsa-y-corazon.de/tanzschule-muenchen/tanzstudio-zenettistrasse/, abgerufen am 12.05.2020
  18. Scholz, G. und Theisinger M. (2020). Kontor München am Schlachthof [Webpage]. Retrieved from https://www.rindchen.de/kontore/kontor-muenchen-am-schlachthof, abgerufen am 12.05.2020
  19. Betz, G. (2020). Georgios Papazof. Spezialitäten Großhandel. Über uns. [Webpage]. Retrieved from http://www.georgiospapazof.de, abgerufen am 12.05.2020
  20. Schönhöfer, F. (2020). Erfolg durch Kontinuität. [Webpage]. Retrieved fromhttps://naturdarm-schoenhofer.de/184/unternehmen/chronik, abgerufen am 12.05.2020
  21. Zick, F. (2015). Urban Gardening. Kein Platz für Stadtgemüse. Abendzeitung. doi: https://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.entscheidung-im-stadtrat-urban-gardening-kein-platz-fuer-stadtgemuese.bbc3e4ab-dea1-4345-a43f-cedffdf4b21d.html, abgerufen am 13.05.2020
  22. M. Kraft (personal communication, 28.04.2020)


Alle in Text und Tabellen nicht benannten Abbildungen stammen von den Verfasserinnen.

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