Magdalena Bauer, Sophie Hammerl


Inhalt

1. Vorstellung des Planungsprozesses und der Initiativen um den Viehhof

1.1 Masterplan des Ausschusses für Stadtplanung und Bauordnung

Im Juli 2018 fand eine Vollversammlung des Stadtrates statt, um sich mit dem Viehhofgelände im 2. Stadtbezirk Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt auseinanderzusetzten und einen Grundsatz- und Eckdatenbeschluss zu erfassen. Darauf wurde das Referat für Stadtplanung und Bauordnung beauftragt einen Masterplan zur strukturellen und stadtgestalterischen Neuordnung des Viehhofgeländes zu erstellen. Diese wurden im Juli 2019 dem Stadtrat, in einer öffentlichen Sitzung, bekanntgegeben. Folgende Punkte sind darin zu finden.


Masterplan Unterteilung, Quelle (eigene Darstellung)

Städtebau und Architektur

Am Viehhof soll sich ein qualitätvolles, innerstädtisches Quartier mit Gewerbe- sowie Wohnbauflächen und der erforderlichen Infrastruktur entwickeln. Der Wohnraum steht für alle Bevölkerungs- und Einkommensgruppen zur Verfügung. Denkmalgeschützte Gebäude bleiben erhalten. Außerdem sollen Planungskonflikte, die durch einwirkende Immissionen, wie Lärm und Geruch entstehen, bewältigt werden. Ein wichtiger Punkt ist der Erhalt von bestehenden gewerblichen Nutzungen, Strukturen und Substanzen. Zudem sollen Identifikationsorte erhalten, gestaltet und weiterentwickelt werden. Eine hohe architektonische Qualität der Einzelbauvorhaben wird anhand innovativer architektonischer Lösungen erreicht.


Verkehr

Das Viehhofgelände soll mit der Umgebung vernetzt werden. Dafür dienen ein Fuß- und Radwegenetz und die Verkehrserschließung, die durch das vorhandene Straßennetz erreicht wird. Im Planungsgebiet wird auf eine sparsame Erschließung und weitgehender Reduzierung des motorisierten Verkehrs gesetzt. Tiefgaragen bieten Platz für die KFZ-Fahrzeuge der Quartiersbewohner.


Freiraum und Grünplanung

Ausreichend qualitätsvolle private Grün- und Freiflächen werden gesichert. Außerdem wird eine große, gut nutzbare, öffentliche Grünfläche mit Spiel- und Freizeitangeboten zur Verfügung gestellt. Diese soll sowohl räumlich als auch funktional mit bestehenden Grünflächen verknüpft werden. Zusätzlich wird eine Zone der ökologischen Vernetzung entlang der Bahnachse eingeführt, in der zukünftig weiter Urban Gardening ausgeführt werden kann. Der wertvolle, alte Baumbestand bleibt erhalten und bei den architektonischen Lösungen für die Einzelbauvorhaben wird ein Augenmerk auf den Artschutz von Fledermäusen und Gebäudebrütern gelegt.

1.2 Ideenwerkstatt "Zukunft Viehhof"

Flyer der Ideenwerkstatt "Zukunft Viehhof" Quelle(https://www.muenchen.info/ba/02/docs/Viehhof_Ausstellung_170814.pdf)

1.3 Weitere Initiativen in der Umgebung

City2share


Die Ideenwerkstatt Zukunft Viehhof ist eine vom Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt ins Leben gerufene Initiative. Durch die großen Bauvorhaben und die Veränderung der Nutzung des Viehhofes entsteht der erhöhte Bedarf des Austausches und der Diskussion mit den Bürgern. Aus diesem Grund hat der Bezirksausschuss zu mehreren Veranstaltungen eingeladen. Das erste Treffen diente der Ideenfindung wie sich der Viehhof weiter entwickeln soll und war mit ca. 150 Teilnehmern sehr gut besucht. Im weiteren Verlauf wurden Zwischenstände präsentiert und Kernforderungen an den Stadtrat formuliert. Ziel der Ideenwerkstatt Zukunft Viehhof ist es, maßgeblich an der Entwicklung des Areals beteiligt zu sein und an den Entscheidungen während der Planung beteiligt zu sein.


686pxPiazza Zenetti, Eröffnung 2018,  Quelle (https://www.beteiligung.city2share.de/)

City2Share ist ein Projekt, dass in Kooperation mit dem Förderprogramm „Erneuerbar Mobil“ des BUM, entstanden ist. Im Fokus des Projektes steht die Multifunktionalität des öffentlichen Raumes. Freiraum, der in der Stadt nur begrenzt zur Verfügung steht, soll gerecht zwischen Nutzern wie Verkehr, sozialen Treffpunkten und weiteren aufgeteilt werden.

Ansatz des Projektes ist es, durch ein Sharing-System mehr Platz im öffentlichem Raum zu schaffen und die Aufenthaltsqualität auf dem gewonnenen Platz zu erhöhen. Hierfür sind in München und Hamburg Plätze in verschiedensten Quartieren umgestaltet worden. In einem partizipatorischen Prozess werden mit den Anwohnern Konzepte und Lösungen erarbeitet.

Dieses Projekt wurde auch in direkter Nachbarschaft zum Viehhof umgesetzt. Am Zenettiplatz ist das erste Testfeld Münchens für dieses Projekt entstanden und gemeinsam mit Bürgern und Anwohnern temporär umgestaltet worden.

http://www.city2share.de/index.html


Die Braunauer Eisenbahnbrücke befindet sich im Süden der Münchner Innenstadt, führt über die Isar und verbindet Ost- und Hauptbahnhof. Den Namen trägt diese, da ein Teil der Verbindung von München nach Österreich über Mühldorf und Braunau führt. Aufgrund ihres Stahlfachwerkes ist sie als Landmarke zwischen den Isarauen bekannt und zählt seit 2017 zu den geschützten Baudenkmälern.

1958 war die Tragkraft nicht mehr ausreichend und eine neue Balkenbrücke wurde auf denselben Pfeilern errichtet. Ein Teil der alten Fachwerkkonstruktion wurde nach Norden verschoben und wird am Schlacht- und Viehhof als Rangiergleis weitergenutzt.

Einige fordern eine Umgestaltung der Brücke, damit sie für Fußgänger und Fahrradfahrer genutzt werden kann. Die Brücke wird zwar immer noch von Zügen befahren, jedoch ist der nördliche Teil der Gleise stillgelegt und somit für eine Umgestaltung potentiell nutzbar.

Weitere Infos zur „Autobahn für Radfahrer“ sind in der Tabelle zu finden.

Alte Utting



Die Alte Utting ist ein ehemaliger Ausflugsdampfer vom Ammersee. In München in Nähe des Viehhofes bietet sie noch immer Raum für Freizeitaktivitäten jedoch in vollkommen anderer Umgebung. Das Schiff wurde auf einer ungenutzten Eisenbahnbrücke zwischen dem Viehhof und dem Großmarktareal platziert. Flächenknappheit ist in München ein wichtiges Thema, durch die Alte Utting wird die ehemals brachliegende Fläche zu einem sozialen Treffpunkt mit kulturellem und sozialem Angebot.


Bei dem Schornstein der Kraftwerkes SÜD handelt es sich um einen 176 Meter hohen Kamin der SWM. Somit ist er das zweithöchste Bauwerk in München nach dem Olympiaturm. Er wurde 1970 erbaut, ist seit Ende 2018 jedoch stillgelegt. Im Februar 2019 wurde dessen Abriss bekanntgegeben, da dieser nicht mehr benötigt wird. Insgesamt sollen bis Mitte 2020 1200 Kubikmeter Beton, also 3000 Tonnen Material, abgebaut werden.

Viele Münchener verlangen der Erhalt des Schornsteins, da er eine markante Landmarke und Orientierungspunkt ist. Aufgrund der schlechten Bausubstanz ist ein Erhalt laut den Stadtwerken nicht möglich. Der Kamin wird durch einen neuen ersetzt, dieser ist lediglich 50 Meter hoch und soll Heißwasser speichern.



Vergleich der verschiedenen Initiativen anhand folgender Parameter, Quelle Grafiken (eigene Darstellung)
ParameterCity2Share (Quelle verlinken)Braunauer Eisenbahnbrücke (Quelle verlinken)Alte Utting (Quelle verlinken)Schornstein Heizkraftwerk Süd (Quelle verlinken)
Initiator*innen (Pikto folgt)

Referat für Stadtplanung und Bauordnung, Stadt München, // Verwaltung

Baureferat für Brückenbauprogramm//
Akteur*innen (Pikto folgt)
  • Projektmacher*innen: raumzeug
  • Projektpartner*innen: Almannai Fischer Architekten, Schreinerei Steinberger, Green City e.V., MVG, SWM, Stadtfavoriten, City2Share
  • Interessierte Anwohner
  • Paul Bickelbacher, Grüner im Stadtrat (seit 90er Jahren)
  • Fraktion Grüne/Rosa (seit 2018)
  • CSU (seit 2019)
  • Alte Utting GmbH, vertreten durch Daniel Hahn
  • Weitere Künstler, Musiker und Gastronomen
  • Stadtgestaltungskommission: Heide Rieke (SPD), Walter Zöller (CSU)
  • Interessierte Bürger
Aktionsgebiet (Pikto folgt)z.B. Zenetti PlatzGanghofener Straße bis IsarauenUngenutzte Eisenbahnbrücke zwischen Schlachthof und GroßmarktarealHeizkraftwerk Süd
Art der Initiative (Pikto folgt)Temporäre Gestaltung des PlatzesDauerhafte Nutzung entlang der GleisanlagenDauerhafte gastronomische Nutzung mit Veranstaltungen wie Konzerte, Theater und LesungenDiskussion unter Bürgern

  • Ermöglichung von Aufenthalt
  • Aneignung der Anwohner*innen fördern
  • Gemeinsame Aktionen
  • Nutzung für Fußgänger und Radfahrer, nicht nur für Züge
  • Autofreier Radverkehr
  • Zugänge zur Brücke schaffen
  • Neuen Regionalhalt an Poccistraße mit einbeziehen
  • Schaffen eines neuen sozialen Treffpunktes auf einer ehemals brachliegenden Fläche
  • Vielfältiges kulturelles Angebot
  • Erhalt des 176 Meter hohen, stillgelegten Schornsteines, da zweithöchstes Bauwerk in München
  • Eventuelle öffentliche Umnutzung

  • Gewinn von Freiraum durch gemeinsames Nutzen von Mobilitätsinfrastruktur
  • Platz für soziale Interaktion schaffen statt durch Verkehr blockieren
  • Verbindung zwischen Westpark, Schwanthalerhöhe und Isar
  • Anbindung an das neue Volkstheater und Berufsschule
  • Thematisierung der Flächenknappheit in München
/


  • 2019 wurde Nutzung der Braunauer Brücke hochgestuft
  • 2021 wird Plan dem Stadtrat vorgelegt
  • → Hoffnung auf konkreten Realisierungsvorschlag und gesicherte Finanzierung
Dauerhaftes bestehen der Alten Utting als Gastronomie und Kulturort
  • Abriss begann 2019, wegen zu schlechter Bausubstanz
  • Abschluss des Abrisses Mitte 2020
  • Bis 2022 neuer Kamin (50m hoch) als Heißwasserspeicher geplant
Auswirkungen auf den Viehhof (Pikto folgt)
Möglicher Brückenzugang direkt im südlichen Teil des ViehhofesErweiterung des kulturellen AngebotesSichtbezug zu markanter Landmarke geht verloren
Resonanz der Anwohner (Pikto folgt)




2. Prozessübersicht


Zeitstrahl, Quelle (eigene Darstellung)


3. Auswirkungen der Planungsprozesse und Initiativen auf den Viehhof

3.1 Vergleich Masterplan und Ideenwerkstatt

Vergleich Masterplan und Ideenwerkstatt anhand folgender Parameter, Quelle Grafiken (eigene Darstellung)

ParameterMasterplan (Quelle verlinken)Ideenwerkstatt (Quelle verlinken)

  • Orientierung an Blockstruktur (östlich und westlich angrenzend)
  • Qualitätsvolles, innerstädtisches, gemischt genutztes Quartier
  • Überwiegend geschlossen und sechsgeschossige Blöcke
  • Ergänzung durch zwei Punkthäuser (achtgeschossig, ausschließlich wohnen)
  • Erhalt von denkmalgeschützten, historischen Beständen sowie identitätsstiftender Elemente

  • Nördlicher Gewerbehof entlang Zenettistraße (Standortalternative für ansässige Betriebe, die bleiben wollen + Verknüpfung und Lärmschutz für nördliches Wohngebiet)
  • Volkstheater im westlichen Grundstücksteil (Architekt: Lederer Ragnarsdóttir Oei aus Stuttgart)
  • Attraktive Platzfläche südlich des Theaters für temporäre Nutzungsangebote
  • Entwicklung einer attraktiven Erdgeschosszone
  • Unterbringung von mehreren sozialen Infrastrukturen (Kindergarten, Kindertageseinrichtung)
  • Planung von Nutzung durch Kleingewerbe, Kunst Kultur
  • Realisierung von sozialen und umweltpolitischen Experimenten


  • Entwicklung von Wohnraum für alle Bevölkerungs- und Einkommensgruppen
  • Mischgebiet mit bezahlbarem Wohnraum

  • Motorisierter Individualverkehr soll möglichst reduziert werden → Mobilitätskonzept
  • Erschließungsbügel nur für Feuerwehr, Rettungsdienst, Müllabfuhr und Umzugswägen befahrbar
  • Tiefgaragenstellplätze über Thalkirchner Straße erreichbar (hier befinden sich alle PKW Stellplätze), keine oberirdischen Stellplätze vorgesehen

  • Fuß- und Radwegeverbindung zur Ost-West Querung zwischen Ehrengutsstraße/Reifenstuelstraße und Ruppertstraße vorgesehen
  • Fuß- und Radwegeverbindung zudem entlang der Bahntrasse

  • Grünfläche mit ca. 14.500m² für Bewohner der Viehhofareals und Umgebung
  • Geschützt durch Lärmschutzwand
  • Artenschutz durch Zone für ökologische Vernetzung entlang der Bahntrasse (nachhaltige Strukturen für thermophile Arten)
  • Private zugeordnete Freiflächen für Bewohner und zur Unterbringung der Außenspielflächen der Kindertags-Einrichtungen 
  • Gemeinschaftlich genutzte Dachgärten
  • Offene Durchwegung
  • Moderne Grün und Freiflächengestaltung

  • Im Weiteren Verfahren zu vertiefen:
    • Integration der Rampenanlage
    • Erhalt vorhandener Pflasterbeläge


  • Ideensammlung, Szenarien-entwicklung, Vorbereitung für den Stadtratsbeschluss
  • Erlass eines Grundsatz‐ und Eckdatenbeschlusses durch den Stadtrat
  • Leitfaden für Zwischennutzungen
  • Planung
  • Erstellung eines qualifizierten Bebauungsplans
  • Ausschreibung / Bebauung


3.2 Zukünftige Planungsprozesse am Viehhof

Karte mit Stärken aus der Umgebung Quelle (eigene Darstellung)


Quellen

  1. Quellenangabe nach TUM Zitierleitfaden, Link bei Onlinequellen (cmd + k bei Mac; Strg + k bei Windows)
  2. Quelle 2
  3. Quelle 3
  4. Quelle 4
  5. Quelle 5
  6. Quelle 6
  7. Quelle 7
  8. Quelle 8
  9. Quelle 9
  10. Quelle 10
  11. Quelle 11
  12. Quelle 12
  13. Quelle 13
  14. ...

Ideenwerkstatt

Lotze, B. (2015). Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt: Der Bauch der Stadt. Süddeutsche Zeitung, Ausgabe vom 27.10.2015, o.A

Holz, E. (2014). Freilaufende Schweine und andere Ideen. Süddeutsche Zeitung, Ausgabe vom 17./18.05.2014, R11

Miklosy, A. (2014, Mai 16). Zusammenfassung des aktuellen Stands der Bürgerbeteiligung mit Forderungen PDF. Retrieved from https://www.muenchen.info/ba/02/docs/Viehhof1-2014-05-Doku-Zusammenfassung.pdf

Miklosy, A. (2014, Mai 16). Der Stein kommt ins Rollen - Bürger sammeln Ideen für das Viehhofgelände PDF. Retrieved from https://www.muenchen.info/ba/02/docs/Presseinfo-Viehhof.pdf


Masterplan

Referat für Stadtplanung und Bauordnung. (28. April 2020). Anlage 4 – Viehhof Bestandanalyse PDF. Retrieved from https://www.muenchen-transparent.de/dokumente/5523680/datei

Referat für Stadtplanung und Bauordnung. (27. April 2020). Vorblatt zur Bekanntgabe in der Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung und Bauordnung vom 03.07.2019. PDF. Retrieved from https://www.muenchen-transparent.de/dokumente/5523678/datei


Braunauer Brücke

Lotze, B. (2018). Autofreie Verbindung vom Westpark bis nach Untergiesing. Süddeutsche Zeitung, Ausgabe vom 26.09.2018, o.A.

Schuldt, B. (2019). CSU will Radweg über Isar schaffen – Braunauer Eisenbahnbrücke öffnen. Münchner Wochen Anzeiger, Ausgabe vom 06.05.2019, o.A.

Effern, H. (2019). Münchner Brückenjahre. Süddeutsche Zeitung, Ausgabe vom 10.07.2019, o.A.


Schornstein

Ranft, W. (2019). Der letzte Blick vom 175-Meter-Kamin. Bild Zeitung, Ausgabe vom 01.08.2019, o.A.

Stadtwerke München. (05. Mai 2020). Schornstein am Heizkraftwerk Süd: Der Abbau beginnt Webpage. Retrieved from https://www.muenchen.de/aktuell/2019-02/heizkraftwerk-sued-kamin-rueckbau.html

Krass, S. (2019). Ein Schlot als Schmuckstück? Süddeutsche Zeitung, Ausgabe vom 23.01.2019, o.A.

  • Keine Stichwörter