Mi. 12.05.2021 18:15 Uhr

Das nächste Kapitel von Führung & Governance: Warum wir Innovationen in Wirtschaft und Politik dringend brauchen

Prof. Dr. Isabell M. Welpe

Lehrstuhl für Strategie und Organisation, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften


Webinar-Einwahldaten

May 12, 2021, 06:15 p.m.

The next chapter of Leadership & Governance: Why we urgently need innovation in business and politics             

Prof. Dr. Isabell M. Welpe

Chair for Strategy and Organization, TUM School of Management


Zoom Webinar


Moderation: Univ.-Prof. Dr. med. Marion Kiechle

Warum wir Innovationen in Wirtschaft und Politik dringend brauchen

Das Prinzip Zufall kann Probleme lösen

 

Warum wir Innovationen in Wirtschaft und Politik dringend brauchen“, erklärt Isabell Welpe, Professorin für Strategie und Organisation, bei den Covid-19 Lectures am 12. Mai. Im Interview gibt sie einen ersten Einblick, welche neuen Methoden in Führung und Governance sich nach der Pandemie durchsetzen könnten.

Die Pandemie hat gezeigt, wo Deutschland bei Innovationen hinterherhinkt. Warum sehen Sie dabei auch Probleme bei Governance und Führung in Politik und Wirtschaft?

Die Innovation unserer politischen Systeme, unsererGovernance- und Führungsmodelle ist mindestens so wichtig wie Innovationen bei Geschäftsmodellen, die wir ja schon viel länger diskutieren. Es findet aber relativ wenig öffentliche Auseinandersetzung darüber statt, welche Anpassungen für politische und andere Steuerungssysteme aufgrund von Digitalisierung notwendig werden. Der Abstand zu dentechnologischen Entwicklungen wird dabei immer größer. Aber exponentieller Technologiefortschritt muss eben auch ähnlich dynamisch in Wirtschafts- und Politiksystemen abgebildet sein. Das sieht man zum Beispiel daran, dass die allermeisten Menschen in Europa Demokratie für eine hervorragende Staatsform halten, allerdings gleichzeitig die Mehrzahl sagt, dass diese gerade nicht mehr gut funktioniert.

Inwieweit kann diese Unzufriedenheit mit der digitalen Transformation zusammenhängen?

Empirische Daten zeigen, dass die Bürgerinnen und Bürger eine größer werdende Kluft wahrnehmen, wie sie als Kundinnen und Kunden von Unternehmen behandelt werdenund wie von ihrer staatlichen Verwaltung. In der Wirtschaft sehen wir ja, dass Unternehmen immer stärker nicht nur Produkte und Dienstleistungen verkaufen wollen, sondern zum Ziel haben, die individuellen Probleme ihrer Kundinnen und Kunden mit digitalen Mitteln zu lösen so schnell wie möglich und an den Orten, an denen sie auftreten. Das steht in einem gewissen Gegensatz zum Umgang von Behörden mit ihren Bürgerinnen und Bürgern. Die gute Nachricht ist, dass es viele innovative und vielversprechende Ansätze gibt, die nur noch nicht die Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit haben, die sie eigentlich verdienen.

Welche Methoden könnten denn helfen?

Man könnte zum Beispiele Anreize fürVerwaltungsmitarbeitende und Politik schaffen, indem man die Bürgerinnen und Bürger mit Geld-Gutscheinen für staatliche Leistungen ausstattet. Diese können die Bürgerinnen und Bürger dann dort ausgeben, wo sie wollen, was ein wenig mehr Wahlmöglichkeiten und Wettbewerb zwischen Schulen, Verwaltungsbehörden oder Impfzentren bringen würde. Auch das Prinzip Zufall könnte eine Reihe von Problemen lösen:Führungskräfte könnten nicht ausschließlich, aber auch durch Zufallsentscheidungen gewählt werden, was zum einen die Repräsentativität politischer Vertreterinnen und Vertretererhöhen und zum anderen Nepotismus und Hybris vorbeugen sowie Außenseiterinnen und Außenseitern Chancen gebenwürde. Die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an der Erarbeitung von Verwaltungsvorschriften wird genauso diskutiert wie sogenannte Dritte Kammern als Ergänzung in politischen Entscheidungsprozessen. Es gibt sogar demokratische Lösungsansätze, um die im Durchschnitt sieben Jahre andauernden Planungsfeststellungsverfahren stark zu verkürzen.



Professor Isabell M. Welpe

Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie am Massachusetts Institute of Technology in Boston, USA und einem Masterstudium an der London School of Economics, England wurde Prof. Welpe an der Universität Regensburg am Lehrstuhl für Technologie- und Innovationsmanagement promoviert (2003) und an der LMU (Prof. Dr. Dres. h.c. Arnold Picot) zum Thema Innovation und Organisation habilitiert (2007). Seit 2009 ist sie Inhaberin des Lehrstuhls für Strategie und Organisation an der TUM.


Professor Welpe forscht aus einer verhaltenswissenschaftlichen Perspektive im Bereich Leadership, Innovation und Organisation u.a. auf den Gebieten Auswahl und Beurteilung von Führungskräften, strategische Führung, Führung von Teams, der Rolle von Emotionen in Führungsprozessen sowie Anreizsystemen und Leistungsmessung in Hochschulen. Sie verfolgt dabei einen quantitativ-empirischen Forschungsansatz, in dem unterschiedliche Datenquellen (z.B. Laborexperimente) und Forschungsdesigns (experimentelle/korrelative Designs) zum Einsatz kommen.



WICHTIGSTE AUSZEICHNUNGEN

  • Best Practice Paper Award VHB – Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft (2010)
  • Best Paper Award NeuroPsychoEconomics Conference (2010)
  • Best Paper Award NeuroPsychoEconomics Conference (2008)
  • Nominated for Best Paper Award, VHB-Human Resources Division (2007)


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