Warum sollte ich das Zertifikat Hochschullehre Bayern erwerben?
Das Lehrzertifikat bietet die Chance, die eigene Lehrkompetenz systematisch auszubauen und zu reflektieren – praxisnah und unmittelbar anwendbar. Erfahrungen zeigen, dass eine bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Lehre zu positiver Resonanz bei den Studierenden führen kann, bspw. auch in Evaluationen. Das Zertifikat ist zudem ein formaler Nachweis über Ihre hochschuldidaktische Qualifikation und stärkt das eigene Profil bei Bewerbungsverfahren. Im Rahmen der Weiterbildung entsteht ein Netzwerk aus engagierten Kolleg:innen, die sich für gute Lehre begeistern und einander mit Ideen und Impulsen inspirieren. Es können kreative Ansätze für innovative Lehrprojekte entwickelt werden – und das auch über Fachgrenzen hinweg. Und nicht zuletzt: Es macht einfach Freude, gemeinsam über Lehre nachzudenken und neue Ansätze auszuprobieren.
Wie ist das Zertifikat Hochschullehre Bayern an den Kunsthochschulen gegliedert?
Derzeit wird ein Zertifkat der Grundstufe im Umfang mit 60 Arbeitseinheiten (AE) angeboten. Perspektivisch soll zusätzlich eine Vertiefungsstufe mit weiteren 140 Arbeitseinheiten (AE) entstehen. Formal orientiert sich das Lehrzertifikat an den bayernweiten Standards, die auch an Universitäten und Hochschulen für Angewandte Wissenschaften und Technischen Hochschulen gelten. Inhaltlich deckt das Lehrzertifikat neben allgemein-hochschuldidaktischen Themen aber auch die spezifischen Erfordernisse ab, die in der Lehre an Musikhochschulen wichtig sind.
Welche Bereiche umfasst das Zertifikat Hochschullehre Bayern?
Das Zertifikat deckt folgende Themenbereiche ab, in denen Sie Ihre Lehrkompetenzen weiterentwicklen können. Diese sind in der Ausführung für die Kunsthochschulen auf die spezifischen Erfordernisse der Hochschulart angepasst worden. Klicken Sie auf den Tab, um mehr Informationen zu erhalten.
Bereich A: Lehr-Lernkonzepte
Die Lehrpersonen formulieren Lernziele kompetenzorientiert und zielgruppengerecht. Sie konzipieren Lehrveranstaltungen z.B. nach den Prinzipien des Constructive Alignment und setzen diese mit geeigneten Methoden um. Sie unterstützen Lernprozesse – insbesondere selbstgesteuerte – und die Motivation der Studierenden in Präsenz-, Online- und Selbstlernzeiten. In der Lehre an Musikhochschulen bedeutet das auch, auf individuelle Entwicklungs- und Lernprozesse einzugehen und Lernräume zu gestalten, die die künstlerische Eigenständigkeit und kreative Experimentierfreudigkeit fördern.
Inhalte:
- Lerntheoretische und lernpsychologische Grundlagen
- Planung und Konzeption von Lehrveranstaltungen
- Gestaltung von Lehr-Lernprozessen im künstlerischen Einzel- und Gruppenunterricht
- Einsatz interaktiver Lehr-/Lernmethoden
- Fächer- bzw. Instrumentenspezifische Lehrmethoden
- Methoden des künstlerischen Mentorings in der Lehre
Bereich B: Präsentation und Kommunikation
Die Lehrpersonen gestalten unterschiedliche Lehrformate unter rhetorischen Gesichtspunkten sprachlich angemessen. Sie wählen situationsangemessen analoge und digitale Medien zur Visualisierung und lernförderliche Methoden aus und setzen diese geeignet ein. Sie wenden Moderations- und Vortragstechniken zielführend und bedarfsgerecht an. In der Lehre an Musikhochschulen bedeutet das auch, kommunikativ sensibel mit künstlerischen Prozessen und deren Vermittlung umzugehen.
Inhalte:
- Kommunikationsmodelle in der Lehrpraxis an Musikhochschulen
- Gestaltung von Präsentation und Einsatz rhetorischer Techniken
- Moderation und Diskussionsleitung in künstlerischen Gruppenprozessen
- Erklärtechniken für künstlerische Inhalte
- Visualisierung und Mediennutzung
- Interkulturelle Kommunikation
Bereich C: Prüfen
Die Lehrpersonen können Prüfungen kompetenzorientiert planen, durchführen und auswerten. Sie setzen dazu geeignete Prüfungsformate rechtskonform ein. Sie gehen kompetent mit kritischen Situationen in Prüfungen und mit Fehlerquellen in Gestaltung und Umsetzung von Prüfungen um. Im künstlerischen Kontext berücksichtigen Sie spezifische Anforderungen künstlerischer Prüfungen (z.B. Interpretationsfreiheit, subjektive Bewertungsanteile, Vorspiele, Aufnahmeprüfungen). Sie reflektieren Bewertungsmaßstäbe in Prüfungsformaten an Musikhochschulen und setzen sich mit der Gestaltung transparenter und gerechter Prüfungsbedingungen auseinander.
Inhalte:
- Planung und Konzeption von Prüfungen an Musikhochschulen
- Durchführung und Gestaltung von Prüfungen an Musikhochschulen
- Bewertung von Prüfungen im künstlerischen Feld
- Subjektivität und Bewertungskriterien in Prüfungen an Musikhochschulen
- Prüfungsrecht
- Psychologische Aspekte von Prüfungen
Bereich D: Reflexion und Evaluation
Die Lehrpersonen reflektieren das eigene Lehrverhalten und Ihr Selbstverständnis als Lehrperson kritisch und entwickeln sich weiter. Dazu evaluieren Sie ihre eigene Lehre mit geeigneten Methoden, insbesondere indem Sie studentisches und kollegiales Feedback einholen. In der Lehre an Musikhochschulen reflektieren Sie zudem die eigene künstlerisch-pädagogische Haltung, die Balance zwischen Autorität und Förderung kreativer Freiheit sowie das Verhältnis von Anleitung und Autonomie. Sie entwickeln Ihre Rolle als Lehrende*r an einer Musikhochschule, auch in Bezug auf Ihre eigene pädagogische und ggf. künstlerische Identität weiter.
Inhalte:
- Haltung und Rollenverständnis als Lehrende*r
- Reflexion und Entwicklung der Lehrpersönlichkeit
- Klärung und Gestaltung des professionellen Wirkungsraumes
- Evaluation und Feedback zu Lehrveranstaltungen an Musikhochschulen
- Reflexion der Beziehungsgestaltung mit den Studierenden (Nähe und Distanz, Prävention von Machtmissbrauch)
- Peer-Feedback und kollegialer Austausch in der Lehre an Musikhochschulen
Bereich E: Beraten und Begleiten
Die Lehrpersonen schaffen einen wertschätzenden und konstruktiven Rahmen für ein Beratungs- oder Betreuungsgespräch. Sie setzen Beratungsmethoden ein und sind sich in der Beratung ihrer Grenzen bewusst. Sie begleiten studentische Arbeiten in einem strukturierten Prozess. In der Lehre an Musikhochschulen unterstützen Sie individuelle kreative und künstlerische Entwicklungswege. Sie begleiten Studierende auf ihrem Weg zur wissenschaftlich, pädagogischen und/oder künstlerischen Eigenständigkeit.
Inhalte:
- Vorbereitung und Durchführung von Beratungsgesprächen
- Techniken der Gesprächsführung
- Wirkspektrum und Grenzen der Beratung von Studierenden
- Betreuung und Begleitung künstlerischer studentischer Arbeiten
- Beratung zu künstlerischer Profilbildung und Selbstpositionierung
- Mentoring in künstlerischen Entwicklungsprozessen
Welche Leistungen muss ich erbringen?
Durch die Teilnahme an hochschuldidaktischen Weiterbildungsveranstaltungen können Sie Arbeitseinheiten (AE) sammeln. Eine AE entspricht einem Workload von 45 Minuten. Jeder Kurs wird in einen oder mehrere thematische Bereiche eingeordnet und anhand des zeitlichen Umfangs mit Arbeitseinheiten versehen. Wenn insgesamt 60 AE in einer vorgegebenen Aufteilung der Bereiche erreicht werden, kann ein hochschuldidaktisches Zertifikat der Grundstufe ausgestellt werden.
Bereich A: Lehr-Lern-Konzepte | 8 Arbeitseinheiten |
Bereich B: Präsentation und Kommunikation | 8 Arbeitseinheiten |
Bereich C: Prüfen | 8 Arbeitseinheiten |
Bereich D: Reflexion und Evaluation | 8 Arbeitseinheiten |
Bereich E: Beraten und Begleiten | 8 Arbeitseinheiten |
Persönliche Beratung (wählbar aus drei angebotenen Formaten) | 4 Arbeitseinheiten (Bereich D) |
Zur freien Gestaltung | 16 Arbeitseinheiten |
Für das Grundstufenzertifikat müssen mindestens 50% der Arbeitseinheiten (≥ 30 AE) aus musikhochschulspezifischen hochschuldidaktischen Angeboten stammen. Bis zu 50% der Arbeitseinheiten können mit allgemein-hochschuldidaktischen Kursen erworben werden.
Hier geht es zu den Kursangeboten
Wie erhalte ich als Lehrperson einer bayerischen Musikhochschule das Zertifikat?
Nach jedem besuchten Workshop bzw. jeder Beratung erhalten Sie eine digitale Teilnahmebestätigung, auf der die von Ihnen absolvierten Arbeitseinheiten (AE) ausgewiesen sind. Sie sind verantwortlich, diese Teilnahmebestätigungen zu speichern. Dies erfolgt nicht zentral. Vor dem Besuch von Workshops bzw. Beratungen müssen Sie sich auch nicht explizit für den Erwerb des Zertifikats anmelden. Das bedeutet, dass einfach Workshops Ihrer Wahl belegen können. Sobald Sie alle notwendigen Leistungen erbracht haben, reichen Sie die digitalen Teilnahmebescheinigungen zusammen mit dem ausgefüllten Antragsformular ein. Dann erfolgt eine interne Prüfung der Teilnahmebestätigungen. Wenn diese positiv ausfällt, wird Ihnen das fertiggestellte Zertifikat (postalisch) zugeschickt.
Bitte beachten Sie folgende wichtige Hinweise:
- Die Teilnahmebestätigungen sind maximal 6 Jahre für die Anrechnung auf das Zertifikat gültig.
- Anerkennungsfähig sind alle genuin hochschuldidaktischen Themen, wie sie in den Themenfeldern des Zertifikats festgelegt sind (Bereiche A-E). Es muss ein eindeutiger Bezug zur Hochschuldidaktik bzw. zur Hochschullehre erkennbar sein.
- Es müssen mindestens 50% der Arbeitseinheiten (≥ 30 AE) aus spezifisch musikhochschulspezifischen, hochschuldidaktischen Angeboten stammen. Hierfür werden Angebote des Netzwerk 4.0 automatisch und vollständig anerkannt. Auch diese Teilnahmebestätigungen dürfen nicht älter als 6 Jahre sein.
- Es dürfen maximal 50% der Arbeitseinheiten (≤ 30 AE) mit allgemein-hochschuldidaktischen erworben werden. Hier werden Angebote von BayZiel und ProfiLehrePlus automatisch und vollständig anerkannt. Auch diese Teilnahmebestätigungen dürfen nicht älter als 6 Jahre sein.
- Hochschuldidaktische Weiterbildungsleistungen, die bei anderen Anbietern im In- und Ausland erworben wurden unterliegen der Einzelfallprüfung. Teilnahmebestätigungen müssen in deutscher oder englischer Sprache vorliegen (z.B. eine beglaubigte Übersetzung oder eine Übersetzung samt Bestätigung durch die Institutsleitung)
Generell nicht anerkennungsfähig sind Veranstaltungen und Leistungen, die im Rahmen eines abgeschlossenen Studiums erbracht wurden, so z.B. Lehramtsstudiengänge, Psychologie, Pädagogik (u.a.) oder die für den Erwerb eines akademischen Titels verwendet wurden.