Systematik: 

Ordnung: Fagales (Buchenartige)

Familie: Betulaceae (Birkengewächse)


Kurz und Bündig:

Ein in Mittel-. Nord- und Osteuropa, in der montanen Stufe, verbreiteter, sommergrüner Auenwaldbaum. Ihre Lebensspanne beträgt kaum 50 Jahre und sie stellt eine Pionierholzart dar. 


Gestalt: 

Die Grau-Erle erreicht meist eine Höhe zwischen 10 und 15m (max. 25m) und einen BHD von ca. 40cm. Der Baum wächst teilweise auch strauchig und weist oft einen spannrückigen und von Grund auf mehrstämmigen Stamm auf.  



Blätter:

Die Blätter sind ca. 4-10cm lang, doppelt gesägt und laufen spitz zu. Der Blattgrund ist symmetrisch elliptisch. Das Blatt besitzt ca. 8-14 Paar Seitennerven, sie sind auf der Unterseite graugrün und behaart. Die Nebenblätter werden früh abgestoßen. Im Herbst werden die Blätter noch grün abgeworfen. 


Knospen: 

Die Knospen kleben nicht, sind gestielt und fein behaart.


Blüten und Blühzeitraum: 

Die eingeschlechtliche und einhäusige Grau-Erle  legt schon im Sommer die männlichen und weiblichen Blütenstände an. Die Bestäubung erfolgt entweder in Form der Fremd- oder der Windbestäubung. Der Blühzeitraum erstreckt sich von  Februar bis April. Die endständigen männlichen Kätzchen überwintern frei, werden schon im Vorjahr angelegt und können eine Länge von ca. 7-10cm erreichen, sobald sie erblüht sind. Die 3-5mm großen weiblichen Blütenstände befinden sich hingegen nur in den Blattachseln.  


Früchte und Samen: 

Die Grau-Erle besitzt graubraune, zapfenartige, verholzte Fruchtstände (13-16mm lang) mit schmal geflügelte flachen Nüsschen mit zarteren Randwülsten und entweder sitzend oder kurz gestielte Fruchtzäpfchen. Die sehr kurz bzw. sitzenden Fruchstände stehen zu viert bis acht zusammen. Die Fruchtreife erfolgt im September bis Oktober. Während der Wintermonate fallen die Früchte aus den Zapfen um dann durch das Wasser oder den Wind verbreitet zu werden.


Rinde:

Die Grau-Erle bildet kaum eine Borke und die Rinde ist grau und glatt. 


Wurzelsystem:

Die Grau-Erle bildet ein intensives und tief wurzelndes Herzwurzelsystem aus und hat eine reiche Wurzelbrutbildung. Außerdem geht sie mit Bakterien, den sogenannten Actinomyceten (Wurzelknöllchen), eine Symbiose ein.


Holz: 

Das Holz ist ein bisschen leichter und heller, als das von Alnus glutinosa. Ansonsten zählt es genauso zu den zerstreutporigen Hölzern, hat keinen Farbkern und undeutliche Jahrringgrenzen. Die Holzstrahlen sind makroskopisch kaum sichtbar und man findet breite Scheinholzstrahlen. Ihr Holz ist unter Wasser sehr dauerhaft, wenig witterungsbeständig und nach dem Fällen färbt es sich erst orangerot und später braunrot an den Schnittflächen. 


Verbreitung, Standort, Ökologie:

Die Grau-Erle ist in ganz Mittel-, Nord- und Osteuropa verbreitet und verträgt Temperaturen bis -36 Grad Celsius. Im Süden erstreckt sie sich bis zum Gebirge des Balkan sowie zum nördlichen Apennin und im Osten bis zum Kaukasus sowie nach Ost-Sibirien. 

Sie bevorzugt eine Höhenlage von 500-1400m, kommt im östlichen Arealgebiet jedoch auch in Tieflagen vor. Die Grauerle wächst „[...] entlang von Gebirgsbächen und –flüssen, im Auwald- und Augebüschsaum, an Hangvernässungen und Hangrutschen“ (Schütt, Schuck, Stimm; 1992; S. 37) und bevorzugt feuchte und tonige Schotter- oder Sandböden (Rohaueböden), vor allem in Kalkgebieten.  Die Vorwaldbaumart ist relativ resistent gegen Dürre, vermeidet die Staunässe und kann Überflutungen kurzzeitig tolerieren. Sie ist frosthart und lichtbedürftig.  


Nutzung:

Die Grau-Erle trägt durch ihre stickstoffreiche und schnell zersetzliche Streu sowie durch die Symbiose mit Actinomyceten (Wurzelknöllchen) zur Bodenverbesserung bei und eignet sich sowohl zur Sicherung von Hängen, Ufern oder Böschungen als auch zur Aufforstungen von Abraum- und Braunkohlehalden und von Ödland.Da ihre Stammform oft für die industrielle Nutzung ungünstig ist und ihre Dimensionen nur selten als Nutzholz taugen, wird das Holz der Grau-Erle nicht so oft verwendet. Aber es kann z.B.als Faserholz zur Herstellung von beispielsweise Spanplatten, als Brennholz, zur Herstellung von Papier, Holzschuhen und Spielwaren sowie für Drechslerarbeiten genutzt werden. Auch eignet es sich für die Herstellung von Möbeln sowie besondere Varianten von Holzkohle.


Besonderheiten:

Früher wurden die Blätter und Rinde der Grau-Erle zum Gerben verwendet, heutzutage findet die Grau-Erle noch Anwendung in der Naturheilkunde. Die männlichen Kätzchen der Grau-Erle sowie ihre Knospen stellen die wichtigste Nahrung des Haselhuhns im Winter in den rumänischen Ostkarpaten sowie in Skandinavien. 


Quellen:

Schütt P., Schuck H.J., Stimm B.: Lexikon der Forstbotanik – Morphologie, Pathologie, Ökologie und Systematik wichtiger Baum- und Straucharten; Landsberg/Lech: ecomed, 1992

Bartels Horst: Gehölzkunde – Einführung in die Dendrologie; Stuttgart: Ulmer, 1993

Bachofer Mark, Mayer Joachim: Der Kosmos Baumführer – 370 Bäume und Sträucher Mitteleuropas; Stuttgart: Kosmos, 2015

https://www.baumkunde.de/Alnus_incana/

https://www.pflanzen-vielfalt.net/b%C3%A4ume-str%C3%A4ucher-a-z/erle-grau-erle/














Ober- und Unterseite eine Grau-Erlen Blattes

Blattoberseite der Grau-Erle






































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