Systematik:
Ordnung der Eudicotyledonen, Familie der Fagaceae (Straßburger 2008).


Kurz und bündig:
Quercus robur ist nach der Rotbuche (Fachs sylvatica) die forst- und holzwirtschaftlich bedeutendste einheimische Laubbaumart (Bartels 1993). Sie ist Deutschlands bekanntester Baum (Spohn 2014).


Gestalt und Gesamtbild:
Sie ist eine sommergrüne Laubbaumart die bis zu 800 Jahre alt und in der Regel bis zu 30m (unter günstigen Bedingen auch 50m) hoch werden kann (Bartels 1993, Roloff/Bärtels 2014). 
Sie kann einen Stammdurchmesser (Brusthöhendurchmesser, BHD) von bis zu 3m erreichen (Schütt 2002).
Die Krone ist anfangs kegelförmig, später breit, rund, kugelig mit vielen starken Ästen (Bartels 1993, Roloff/Bärtels 2014).
Der Stamm ist im Freistand nicht durchgehend und löst sich früh in starke Äste auf (Roloff/Bärtels 2014, Schütt 2002).


Blätter:
Der Laubaustrieb findet Ende April bis Mitte Mai statt (Bartels 1993). Die Blätter sind verkehrt-eiförmig, kurz gestielt mit drei bis sechs runden Blattlappen beiderseits (Bartels 1993). Sie sind bis zu 10cm lang und bis zu 6cm breit (Fitsche 2007). Die Blätter sind am Triebende büschelig gehäuft (Schütt 2002). 
Oberseits sind sie dunkelgrün, unterseits graugrün gefärbt (Fitschen 2007). Die Herbstfärbung ist braun und das Laub wird zwischen Anfang und Ende Oktober fallen gelassen (Bartels 1993).

Knospen:
Die Knospen sind dick, eikegelförmig (Bartels 1993, Godet 2008). Die Knospenschuppen sind rotbraun mit einem weiß bewimpertem, dunkleren Rand (Bartels 1993, Godet 2008).
An den Enden der Langtrieben sind sie gehäuft (Godet 2008). Die Seitenknospen stehen einzeln. 

Knospen von Quercus robur

Blüten und Blühzeitraum:
Quercus robur blüht das erste Mal im Alter von 40 Jahren (Bartels 1993). Blütezeite ist in der Regel im Mai kurz vor dem Laubaustrieb (Bartels 1993, Kremer 2010).
Die Blüten sind eingeschlechtlich, einhäusig (Bartels 1993).
Die männlichen Blüten stehen einzeln und locker an herabhängenden Achsen die zwischen den Knospenschuppen heraustreten (Bartels 19939).
Die weiblichen Blütenstände stehen, wie später dann die Früchte, an längeren Stielen (mindestens 1,5cm lang, daher der Name) in den Achseln der oberen Blätter junger Triebe (Bartels 1993, Schütt 2002). 


Früchte und Samen:
Die Früchte (Eicheln) sind schon im ersten Jahr im Oktober reif. Sie sind länglich-eiförmige, einsamige Nüsse (Bartels 1993, Schütt 2002). Sie stehen einzeln oder aber auch in Büscheln an langen Stielen und sind zu einem Viertel von einem halbkugeligen Becher umgeben(Roloff/Bärtels 2014).
Die Keimung ist hypogäisch (Bartels 1993).


Rinde:
Bei jungen Bäumen glatt, graugrün glänzend (Godet 2011). 
Im Alter ist die Borke dick, tief gefurcht und längsrissig schuppig. In rechteckigen Schuppenkomplexen. Dunkelgrau (Godet 2011).

Wurzelsystem:
Zu Beginn Pfahlwurzel. Später dann zusätzlich weitreichende Seitenwurzeln mit Ectomycorrhiza (Bartels 1993).


Holz:
Kernholzbaum mit gelbbraunem Kern (Bartels 1993). Das Splint ist gelblich weiß (Schütt 2002). Das Holz ist ringporig mit sowohl sehr feinen als auch sehr breiten Holzstrahlen (Bartels 1993).
Im Frühholz werden weitporige mit bloßem Auge sichtbare Gefäße gebildet (Schütt 2002).
Im Zuge der Verkernung werden Thyllen gebildet (Schütt 2002). 
Das Holz ist sehr hart und fest (Bartels 1993). 
Im Radialschnitt sind Spiegel erkennbar (Schütt 2002).
Frisches Eichenholz riecht säuerlich (Spohn 2014).


Verbreitung, Standort und Ökologie:
Sie ist beheimatet in fast ganz Europa bis zum Ural und zum Kaukasus sowie in Kleinasien. Sie kommt nicht in Südspanien, Griechenland, Nordskandinavien und Nordrussland vor (Bartels 1993, Schütt 2002). 
In Deutschland kommt sie vom Norddeutschen Tiefland bis in ungefähr 1000m in den Nordalpen vor (Kremer 2010). Quercus robur ist eine Lichtbaumart. Sie bevorzugt frische, feuchte, nasse Böden die tiefgründig und nährstoffreich sind (Bartels 1993). Das sind Standorte, wo die Rotbuche (Fagus sylvativa) in ihrer Vitalität eingeschränkt ist (Roloff 2010). Sie kommt vor allem in Flussniederungen, im Tiefland und im Hügelland vor (Kremer 2010). Und kommt mit kontinentalem Klima klar (Roloff 2010).
Sie ist spätfrostgefährdet (Roloff 2010).

Nutzung:
Das Holz ist wertvoll und wird vor allem zur Möbelherstellung, vor allem von Furnieren, verwendet (Bartels 1993, Kremer 2010). Solch wertvolles, furnierfähiges Holz wird erzielt unter den einheimischen Hölzern die höchsten Verkaufserlöse (Schütt 2002).
Die Inhaltsstoffe aus der Rinde nutzte man lange zum Gerben von Leder (Kremer 2010).
Die Früchte verwendete man zur Schweinemast (Kremer 2010).


Besonderheiten:
Pathologie:
Viele verschieden Insekten verursachen auf Eichenblättern Schäden in dem durch Larven Gallen gebildet werden. Es gibt bei der Eiche über 100 verschieden Gallformen (Spohn 2014).

Die Eiche wurde schon immer sehr verehrt. Die Germanen weihten sie dem Gott Donar. Bei den Kelten war sie der heiligste Baum überhaupt. Auch bei den Christen war sie heilig und wurde an Wallfahrtsstätten gepflanzt (Spohn 2014).

Der Baum symbolisiert Kraft, Macht, Frieden und Wachstum (Spohn 2014).

Das Blatt ziert nicht nur Wappen, sondern wurde in Deutschland auf die alte Pfennigmünze sowie die neue Centmünze geprägt (Spohn 2014).

Vegetative Vermehrung findet durch Ableger und vor allem aber durch Stockausschlag statt (Bartels 1993).

Sie erleidet am Stamm häufig Frostrisse und als Folge bilden sich sogenannte Frostleisten. Das Holz ist dann quasi wertlos (Roloff 2010).

„Quercus“ ist der römische Name für Eiche. „Robur“ ist lateinisch für „Kraft“ und leitet sich von ruber = rot ab, wegen seinem rotbraunen Kernholz (Bartels 1993, Roloff 2010).

Der deutsche Namen Stieleiche geht auf seine langen gestielten Früchte zurück (Kremer 2010).

Deutsche Fünf CentmünzeDeutsche Fünf Centmünze

Quellen:
(Bartels 1993) Bartels, Horst: Gehölzkunde. Einführung in die Dendrologie. Stuttgart: Ulmer, 1993.

(Fitschen 2007) Fitschen, Jost: Gehölzflora. Wiebelsheim: Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co., 2007.

(Godet 2008) Godet, Jean-Denis: Knospen und Zweige. Einheimische Bäume und Sträucher. Stuttgart: Ulmer, 2008.

(Godet 2011) Godet, Jean-Denis: Baumrinden. Vergleichen und bestimmen. Stuttgart: Ulmer, 2011.

(Kremer 2010) Kremer, Bruno P.: Bäume und Sträucher entdecken und erkennen. Stuttgart: Ulmer, 2010.

(Roloff 2010) Roloff, Andreas: Bäume Miteleuropas. Von Aspe bis Zirbelkiefer. Mit den Porträts aller Bäume des Jahres von 1989 bis 2010. Weinheim: Wiley-VCH, 2010.


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