Systematik:
Ordnung: Fagales
Familie: Fagaceae
Kurz und bündig:
Die Rot-Buche ist durch ihre Schattentoleranz als konkurrenzkräftigste Baumart in Mitteleuropa bekannt und würde natürlich auf den meisten Standorten mit guter Ressurcenversorgung demnach auftreten, wo mindestens ein Faktor ins Minimum gerät und sich Spezialisten durchsetzen können. Vegetative Vermehrung ist durch Stockausschläge, Ablegerbildung und seltener Wurzelbrut möglich. Außerdem erreicht sie ein Alter von 150 Jahren, wobei es einzelne Exemplare sogar schaffen bis zu 300 Jahre alt zu werden.
Gestalt und Gesamtbild:
Die Rot-Buche weist im Freistand eine tiefe Beastung auf. Sie ist vollholzig und kann einen bis zu 25m langen astfreien Schaft im Bestand besitzen. Bei ihr sind auch Mehrstämmigkeit oder Stammverwachsungen möglich. Sie bildet sowohl Schatten- aus auch Sonnenblätter und kann bei Rückschnitt auch in Heckenform wachsen. Außerdem keimt sie epigäisch. Die Krone der Rot-Buche ist hoch angesetzt, wobei junge Bäume eine schlanke, kegelförmige, ziemlich lockere Form und ältere Bäume eine runde, stark verzweigte Kuppelkrone besitzen. Auch der Habitus ist veränderlich und kann je nach Wüchsigkeit aufrecht stehende Äste oder auch weit ausgebreitete Äste aufweisen. Bei frei stehenden Bäumen kann es sogar vorkommen, dass die untersten Äste auf dem Boden aufliegen und dort Wurzeln schlagen.
Blätter:
Die Blätter sind eiförmig, an der Basis keilförmig bis abgerundet, zugespitzt und netz- und fiedernervig. Der Blattrand ist ganzrandig und mehr oder weniger wellig und mit Wimpernhaaren versehen. Das Blatt ist 5-10 cm lang und 4-7 cm breit, die Blattunterseite weist eine lockere bis dichte Behaarung auf. Der Stiel ist ebenfalls behaart und 1-1,5 cm lang. Im Frühjahr nach dem Austrieb besitzen die Blätter eine frischgrüne Farbe und sind seidig behaart. Im Sommer ist die Farbe auf der Blattoberseite dunkelgrün, auf der Blattunterseite etwas heller. Die Triebe der Rot-Buche sind purpurbraun mit Lentizellen und durch die sympodiale Verzweigung zickzackartig strukturiert. Die Herbstfärbung im Oktober zeigt sich anfangs blassgelb, später dann orangerot bis fuchsrot. Die Rot-Buche bildet sowohl ausgeprägte Sonnen- als auch Schattenblätter mit morphologischen und physiologischen Unterschieden. Während die Lichtblätter hellgrün und dick, mit zwei oder mehreren Palisadenschichten sind, sind die Schattenblätter größer, dunkelgrün und dünn und haben nur eine Lage Palisadenzellen. Die Eigenschaften und Merkmale dieser Blatttypen sind schon in den Knospen festgelegt.
Knospen:
Die Blattknospen von Fagus sylvatica sind spindelartig, schlank zugespitzt, bis zu 3 cm lang und 4 mm dick. Die Blütenknospen hingegen sind deutlich dickbauchiger. Die Knospenschuppen weisen eine schmal-lanzettliche Form auf und sind an der Basis rotbraun, die restliche Knospe ist eher hellbraun. Der Austrieb findet Ende April/ Anfang Mai statt. Außerdem entwickeln sich sowohl die letzte Knospe unter der Triebspitze als die kleinen Knospen an der Triebbasis meist zu Proventivknospen.
Blüten und Blühzeitraum:
Die Blüten sind unscheinbar, eingeschlechtig, einhäusig verteilt, hellgrün und entfalten sich in den Achseln der Kurztriebe. Dabei blühen die männlichen eher als die weiblichen Blüten. Beide sind vor allem in der Sonnenkrone zu finden. Die männlichen Blüten sind blassgelbe, kugelige Bündel mit Staubfäden auf einem 2 cm langen Stiel. Mitte Mai fallen sie in sehr großer Zahl ab und bedecken dann den Boden wie ein Teppich. Die weiblichen Blüten sitzen auf einem kurzen, steifen, behaarten Stiel. Sie besitzen ein grünes Kugelköpfchen mit weißen Filamenten.Die Blüten werden durch den Wind bestäubtund das Blühalter wird erst nach 50-60 Jahren erreicht.
Früchte und Samen:
Die Früchte der Buche, die so genannten Bucheckern, fallen im Oktober zu Boden. Die Samen, die dabei herausfallen, fangen im nächsten Jahr an zu keimen. Die Bucheckern weisen eine dreikantige Form im Querschnitt auf, die Seiten sind dabei oft konkav und sie sind glänzend dunkelbraun. Die Samen befinden sich paarweise in einem vierlappigen, außen hellbraunen und bestachelten, innen weißlichen und 2,5 cm langen, weit aufklaffenden Fruchtbecher (Cupula).
Rinde:
In der Jugend weist die Rinde von Fagus sylvaticaeine grau-braune und später eine weiß-graue Farbe auf. Dabei bleibt die Aktivität des primären Korkkambiums dauerhaft erhalten, weshalb keine Borke entstehen kann und das Periderm bis ins hohe Alter glatt bleibt. Weiterhin hat sie durch viele Steinzellen eine große Härte. Die Baststärke kann bis zu 15 mm betragen. Bei der Rot-Buche sind die Blattnarben seitlich unterhalb der Knospen sichtbar. Sie sind klein, halbkreisförmig mit 4 oder mehr Blattspuren. Auch nach 30 Jahren sind noch die Triebbasisnarben an den feinen Querstreifen der vielen übereinander stehenden Knospenschuppennarben erkennbar und zur Altersbestimmung verwendbar.
Wurzelsystem:
Anfangs dient eine Pfahlwurzel als Primärwurzel. Die sekundären Wurzeln mit spitzwinklig abgehenden und gabelförmigen Verzweigungen sorgen dann für das typische Herzwurzelsystem der Buche. Durch dieses Wurzelsystem findet eine intensive Bewurzelung mit Ectomycorrhiza im Stammfußbereich statt. Währenddessen wird die Pfahlwurzel überwachsen und stirbt dann spätestens im 5. Lebensjahr ab. Der Feinwurzelanteil bei Fagus sylvaticaist hoch und es gibt kräftige Seitenwurzeln und schwache vertikale Wurzeln. In hohem Alter kann es auch zu Wurzelverwachsungen kommen.
Holz:
Das Holz der Rot-Buche ist von rötlich-weißer Farbe und besitzt zahlreiche sehr breite Holzstrahlen. Es ist zerstreutporig mit feinen Poren und scharfen Jahrringgrenzen. Außerdem ist es schwer und hart, zäh und tragfähig, wenig elastisch, aber gut spaltbar und abriebfest. Durch Verthyllungen der Gefäße im Alter kann es passieren, dass sich ein roter bis rotbrauner Falschkern bildet.
Verbreitung, Standort und Ökologie:
Die Rot-Buche wächst vor allem in gemäßigten und warm gemäßigten Regionen in Europa, in denen keine ausgeprägte Dürreperioden auftreten.Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Südskandinavien bis Sizilien und von Nordportugal bis an die ukrainische Schwarzmeerküste. In Südeuropa findet man sie besonders in höheren Lagen vor. Sie bevorzugt ein feuchtes Klima und gedeiht und wächst am liebsten auf Kalkböden und durchlässigen Sandböden, aber nicht auf Böden mit stagnierendem Wasser.An der flächigen Zweig und Blattanordnung werden ihre Schattenbaumeigenschaften, die sie als typischer Schlusswaldbaum aufweist, deutlich.
Nutzung und Verwendung:
Das Buchenholz findet eine vielseitige Verwendung. Früher wurde es vorwiegend als Brennholz genutzt. So wird es zum Beispiel verwendet für Tischler-, Verbund-, Partikel-, Span-, Faser- und Gipsplatten, für Holzwolle, Kunstfasern und Viskose. Außerdem enthält es aromatische Kohlenhydrate (v.a. Phenole, Phenolderivate und Harz), die bei der Konservierung und Desinfektion sowie als Geschmackstoffe in der organischen Chemie und Pharmazie verwendet werden. Weiterhin wird es als Energieholz, für Treppen, Parkett und Holzpflaster, für Möbelbau, Werkzeug- und Gerätestiele genutzt. Aufgrund seiner guten Haltbarkeit im Wasser wird es auch als Kielholz im Schiffbau genutzt.
Im forstlichen Bereich wird sie auch angepflanzt und ist auch in großen Parks und Anlagen zu sehen. Bei der so genannten ,,Blutform‘‘ sorgt Anthocyan für rotgefärbtes Laub.
Besonderheiten:
Die ölhaltigen Samen aus den Bucheckern wurden früher zur Schweinemast und in der Notzeit auch vom Menschen als Nahrung genutzt. Allerding sind die Samen in größeren Mengen nicht sehr bekömmlich (Fagin wirkt toxisch). Weiterhin ist an der Buche besonders, dass sie relativ wenig von pathogenen Pilzen oder Bakterien angegriffen wird.
Quellen:
Bachofer, Mark/ Mayer, Joachim: Der Kosmos Baumführer. Stuttgart: Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co. KG, 2015.
Roloff, Andreas/ Weisgerber, Horst/ Lang, Ulla/ Stimm, Bernd: Bäume Mitteleuropas. Weinheim: WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, 2010.
Schütt, P./ Schuck, H.J./ Stimm, B.: Lexikon der Baum- und Straucharten. Das Standartwerk der Forstbotanik. Landsberg/ Lech: ecomed Verlagsgesellschaft mbH, 1992.
Mitchell, Alan: Die Wald- und Parkbäume Europas. Ein Bestimmungsbuch. Hamburg und Berlin: Paul Parey Verlag, 1974.
https://de.wikipedia.org/wiki/Rotbuche(besucht am 09.06.201

