Systematik:

Ordnung: Rosales

Familie: Rosaceae

Unterfamilie: Spiraeoideae

Tribus: Pyreae

Untertribus: Pyrinae


Allgemein:

Die Kultur-Birne ist eine Obstbaumart, die wegen ihrer schmackhaften Früchte in gesamt Europa und Vorderasien verbreitet ist. Die Herkunft der für Speisen und Getränkeherstellung verwendeten Frucht ist ungewiss, jedoch wird sie wahrscheinlich durch die Hybridisierung verschiedener Wildbirnenarten entstanden worden sein. Aufgrund ihrer jahrhundertlangen Kultivierung durch den Menschen gibt es mehr als 1500 Sorten. Bei in der Natur angetroffenen Exemplaren handelt es sich wahrscheinlich um verwilderte Gartenpflanzen.

Der Wuchs kann strauchartig oder Baumförmig sein und es kann ein maximales Alter von bis zu 150 Jahren erreicht werden.


Gestalt und Gesamtbild:

Es handelt sich um einen bis zu 15 m hohen und bis zu 60 cm in Durchmesser breiter sommergrünen Laubbaum mit breiter und kegelförmiger Silhouette, dessen Äste seitwärts abstehen.


Blätter:

Die bis zu 10 cm langen und bis zu 5 cm breiten Blätter sind elliptisch bis eiförmig oder nahe zu rundlich. Die Spitze ist abgerundet oder kurz zugespitzt und die Basis ist abgerundet bis leicht herzförmig. Während die jungen Blätter und der bis zu 4 cm lange Blattstiel behaart sind, verlieren erwachse Blätter diese und weisen eine glänzende Oberfläche auf. Die wechselständig angeordneten Blätter verfügen über einen fein oder kerbig gesägten Rand. Oberseits ist die Färbung dunkelgrün und Unterseits ein helleres Grün. Die Herbstfärbung ist gelb oder rot.


Knospen und Triebe:

Die 4mm großen rotbraunen Knospen sind schlank uns spitz zulaufend.

Die früh verkahlenden braunen Triebe sind meisten im Gegensatz zu denen der  Pyrus pyraster dornenfrei, können jedoch bei verwilderten Exemplaren zuweilen bewehrt sein.


Blüten und Blühzeitraum:

Die im April bis Mai austreibenden weißen Blüten sind 3 cm im Durchmesser, mit 5 rosa oder weißen Kronenblättern und roten Staubblättern. Die einhäußig zwittrigen Blüten haben aufgrund des Inhaltsstoffs Trimethylamin einen unangenehmen fischigen Geruch.


Früchte und Samen:

Die birnenförmigen bis runden essbaren Kernäpfel sind bis zu 15 cm lang und können eine gelbe, grüne oder braune Färbung mit roten Backen besitzen. Je nach Sorte ist der Geschmack der saftigen Frucht herbsäuerlich bis fruchtig. Der Stiel ist dick und kurz und der Kelch verbleibt. Die Fruchtwand ist nur kaum verholzt. Das Fruchtfleisch verfügt über Steinzellen.


Rinde:

Die Rinde ist graubraun und zu kleinen viereckigen Platten aufreißend, was sie zu einer Würfelborke macht.

Wurzelsystem:

Die Pyrus communis verfügt über ein Herzwurzelssystem.


Holz:

Das Holz dieser Art ist rosenrot, robust, gesprenkelt und auswalzbar. Ästhetisch ähnelt es dem Ebenholz während physisch eine Ähnlichkeit zu dem Holz der Eiche vorhanden ist. Die Dichte ist 690-800 kg/m3 und das zerstreutporige Holz verfügt über keine gute Dauerhaftigkeit, wenn es der Witterung ausgesetzt ist.


Verbreitung, Standort und Ökologie:

Da die Kulturbirne seit Jahrhunderten vom Menschen angebaut wird, ist sie in Obstbaumkulturen in gesamt Europa und Vorderasien zu finden. Bei wild vorkommenden Exemplaren handelt es sich in der Regel um verwilderte Gartenpflanzen. Es werden nährstoff- und basenreiche sowie sommerwarme Standorte in planaren bis montanen Höhenstufen bevorzugt. Man findet sie wild in Laubmisch- und Auenwäldern außerhalb des Überschwemmungsbereich sowie Hecken und Feldgehölzen.


Nutzung und Verwendung:

Neben den Obstanbau, für welchen über tausend Sorten im Laufe der Zivilisationsgeschichte gezüchtet wurden, wird die Kultur-Birne auch aufgrund ihrer weißen Blüten als Ziergewächs im Landschaftsbau verwendet. Das Holz wird aufgrund seiner schlechten Witterungsresistenz nur in Innenbereich angewendet, ist dort aber geschätzt als Möbel- und Furnierholz sowie für Drechselarbeiten und feine Schnitzereien.


Besonderheiten:

Da das Holz der Pyrus pyraster dauerhafter im Vergleich zu dem der Kultur-Art ist, ist im Handeln meistens das der Wildbirne zu finden.

Neben den vielen zum Obstbau gezüchteten Sorten, ist die Sorte ‘Beech Hill’ eine mit aufrechten Ästen für den Landschaftsbau gezüchtete Zierbirne.

Gebeiztes Birnenholz wurde in der Vergangenheit aufgrund seiner ästhetischen Ähnlichkeit als Ebenholzimitat verwendet.

Von den Früchten der Rosengewächse verfügt die Birne über den höchsten Zuckergehalt und ist Vergleich zum Apfel ballaststoffreicher.


Quellen:

Roloff A., Bärtels A. (2014): Flora der Gehölze, 5. Auflage, Ulmer Verlag, Seite 523f.

Coombes A. (2013), Debreczy Z. (Hrsg.):  Blätter und ihre Bäume, Haupt Verlag, Seite 465.

Fitschen J. (2015), Schmidt P. A. und Schulz B. (Hrsg.): Gehölzflora, 14 Auflage, Quelle & Meyer Verlag, Seite 643ff.

Zamora F., Caravaca Y. (2013): Das ultimative Buch vom Holz, Loft Publ., Seite 342.

Godet J. (2019): Bäume und Sträucher vergleichen und bestimmen, Ulmer Verlag, Seite 196.

Reichholf J. (1993): Die große Enzyklopädie der Bäume und Sträucher, Mosaik-Verl. Seite 518f.

Schulz B. (2014): Gehölzbestimmung im Winter, 2. Auflage, Ulmer Verlag, Seite 223.

Tackenberg O. (2022): Die Flora von Deutschland, Favoritenpresse, Seite 652, 1430.

https://www.lfl.bayern.de/iab/kulturlandschaft/184654/index.php

https://materialarchiv.ch/de/ma:material_799?type=all&n=Grundlagen

https://www.baumkunde.de/Pyrus_communis/

19: Blattoberseite                                                               


20: Blattunterseite


20: Dornenbesetzte Triebe eines verwilderten Baums


21: Stamm mit Würfelborke                     


22: unreife Birnenfrüchte                          

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