Systematik:

Ordnung: Rosales

Familie: Rosaceae

Unterfamilie: Spiraeoideae

Tribus: Pyreae

Untertribus: Pyrinae


Allgemein:

Der Kulturapfel ist eine der bekanntesten und weit verbreitetsten Obstbaumarten weltweit. Als Kreuzung verschiedener Wildapfelsorten wurde, die aus Zentralasien stammende Art im Laufe der Menschheitsgeschichte weltweit verbreitet.


Gestalt und Gesamtbild:

Der mittelgroße und meist breitkronige sommergrüne Laubbaum kann bis zu 15 m hoch werden. Die Zweige sind rötlich Braun und im Gegensatz zu vielen Wildarten ohne Dornen.


Blätter:

Die bis 4-12 cm lange und elliptisch bis eiförmige Blätter sind wechselständig am Trieb angeordnet. Ihr 2-5 cm langer Blattstiel sowie die hell graugrüne Unterseite sind ganzzeitig filzig behaart. Ebenfalls verfügt es über regelmäßig gesägte Ränder, die zur Blattspitze hin ausgerichtet und gröber als beim Birnbaum sind. Die Oberseite ist kahl, etwas gewellt, dunkelgrün und verfügt über 3-9 Seitennerven.


Knospen und Triebe:

Die rot-bis dunkelbraunen Knospen sind anfangs behaart und die Terminalknospe ist immer grauweiß filzig, während die entlang des Zweigs am Knospengrund verkahlen.

Die rötlichbraunen bis dunkelviolettbrauen Triebe sind relativ dick, an der Spitze behaart, und verkahlen zur Basis hin. Je nach Sorte sind cremefarbene bis weiße Lenticellen entlang des Triebs zu finden. Im Gegensatz zum Holzapfel sind keine Dornen vorhanden.


Blüten und Blühzeitraum:

Die 3-4 cm breiten, vorweiblichen, duftenden, einhäusigen und Nektar führende Scheibenblume haben weißlich bis rosa überlaufene Kronenblätter und einen gelblichen Staubbeutel. Sie haben 5 Griffel in jeder Blüte und blühen von April-Mai. Es findet eine Bestäubung durch Bienen statt.


Früchte und Samen:

Die bekannten kurzgestielten Apfelfrüchte sind ein Verwachsungsprodukt aus den 5 balgfruchtartigen, meist zweisamigen Einzelfrüchten, die ein pergamentartiges Gehäuse um den Blütenbecher bilden. Dieser wächst bei der Reife zu einem großen zuckerreichen Fruchtfleisch heran, da die Samen des Kulturapfels über die Verdauung durch Tiere oder Menschen verbreitet werden. Die Samen haben eine Keimruhe, weshalb erst nach dem Abbau der unter der Samenschale befindlichen Hemmstoffe im feuchten Substrat die Samen keimfähig werden.

Die Reife der Früchte unterscheidet sich je nach Sorte, findet aber generell in den Monaten Juli-Oktober statt.


Rinde:

Der Baum verfügt über eine graubraune längsrissige Schuppenborke.


Wurzelsystem:

Apfelbäume verfügen über ein intensives Flachwurzelssystem, welches durch ein dichtes Faserwurzelnetz gekennzeichnet ist. Es besteht die Möglichkeit zur Wurzelbrut. Die Wurzel trägt eine VA-Mykorrhiza.


Holz:

Das zerstreutporige Holz ähnelt dem etwas Schwereren des Malus sylvestris, weshalb es ebenfalls einen weißen bis hellbraunen und teilweise rötlichen Split sowie einen klar abgrenzbaren rötlichbraunen Kern hat. Es ist reich an Markflecken, mit auffällig dunklen Spätholzzonen und leicht glänzend. Das Holz ist hart, schwer, sehr fest, wenig elastisch, biegsam und von feiner Struktur, jedoch arbeitet es sehr stark, reißt leicht, ist stark schwindend und sehr wenig dauerhaft. Das Gewicht ist 690 kg/m3, es ist schwer spaltbar und verfügt über eine hohe Brennkraft. Die zahlreichen aber mit dem bloßen Auge nicht erkennbaren und meist einzelnstehenden Gefäße sind gleichmäßig über den Jahrring verteilt. Ihr Durchmesser ist 0,04 bis 0,06 mm.


Verbreitung, Standort und Ökologie:

Durch die langjährige Kultivierung durch den Menschen ist diese Art auf der ganzen Welt vertreten. Sie ist ein Baum der planaren bis montanen Höhenstufe. In der Regel sind in der freien Natur nur ausgewilderte Gartenpflanzen zu finden, da der Kulturapfel als Hybrid mehrerer Arten keine Wildform besitzt. Es werden tiefgründige, meist feuchte und Nährstoffreiche Standorte bevorzugt. Da die Art fremdbestäubt wird und ihre Früchte sehr nährreich sind, sind Streuobstwiesen und einzelne wildlebende Exemplare eine wichtige Nahrungsgrundlage für viele heimische Insekten und Säugetierarten.

Nutzung und Verwendung:

Der Kulturapfel wird seit Jahrtausenden vom Menschen im Obstbau kultiviert, ist eine der meistgenutzten Obstsorten weltweit und ist in Mitteleuropa seit dem 6. Jahrhundert vertreten. Das Holz wird wirtschaftlich nicht genutzt.


Besonderheiten:

Der Malus domestica ist keine eigenständige Art im botanischen Sinne, da er durch eine Kreuzung verschiedener asiatischer Apfelsorten entstanden ist. Es wird angenommen, dass seine Elternarten Malus sieversii, Malus orientalis und Malus baccata sind, jedoch wurden im Laufe der Geschichte noch weitere Arten hineingekreuzt, wodurch eine genaue Abstammung nicht bestimmbar ist.

Es existieren weltweit über 20000 verschiede Sorten.


Quellen:

Roloff A., Bärtels A. (2014): Flora der Gehölze, 5. Auflage, Ulmer Verlag, Seite 436.

Fitschen J. (2015), Schmidt P. A. und Schulz B. (Hrsg.): Gehölzflora, 14. Auflage, Quelle & Meyer Verlag, Seite 544,549.

Reichholf J. (1993): Die große Enzyklopädie der Bäume und Sträucher, Mosaik-Verl. Seite 491.

Tackenberg O. (2022): Die Flora von Deutschland, Favoritenpresse, Seite 112.

Godet J. (2019): Bäume und Sträucher vergleichen und bestimmen, Ulmer Verlag, Seite 650.

Düll R. (2016): Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder, 8. Auflage, Quelle & Meyer Verlag, Seite 416f.

Fischer M., Baab G. (2002): Apfelanbau integriert und biologisch; 56 Tabellen, Ulmer Verlag, Seite 23.

Wagner I. (2014): Malus sylvestris, in: Stimm B, Roloff A, Lang U. M. und Weisgerber H. (Hrsg.), Enzyklopädie der Holzgewächse: Handbuch und Atlas der Dendrologie, Wiley-VCH Verlag, Seite 7.

Schulz B. (2014): Gehölzbestimmung im Winter, 2. Auflage, Ulmer Verlag, Seite 218f.

https://www.pflanzen-lexikon.com/index.php?a=malus-domestica&l=de

15: Blattoberseite                                         


16: Blattunterseite                                           


17: Stamm mit Schuppenborke


18:  unreife Früchte

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