Systematik:
Ordnung: Sapindales
Familie: Sapindaceae
Unterfamilie: Hippocastanoideae
Allgemein:
Der Acer Tataricum ist ein kleiner Baum, der in den Steppen Südosteuropas, Südwestrusslands und dem Kaukasus beheimatet ist. Aufgrund seiner kleinen Größe und langsamen Wachstums ist er zwar forstlich in Mitteleuropa von geringer Bedeutung, erfreut sich jedoch wegen seiner roten Früchte und Herbstlaub sowie Pflegeleichtheit als Ziergewächs großer Beliebtheit.
Gestalt und Gesamtbild:
Der sommergrüne Tatarische Steppen-Ahorn kann mit einer Höhe von 5-7 Metern und einem Stammdurchmesser bis zu 30-40 cm, sowohl als kleiner Baum als auch strauchförmig vorkommen. Einzelne sehr alte Bäume können auch bis zu 12 m hoch sein, jedoch sind diese aufgrund seines langsamen Wachstums und geringer Lebenserwartung von 70-80 Jahren eine Ausnahme. Er besitzt eine schmale Krone, mit sich gabelförmig verzweigenden Ästen.
Blätter:
Seine 6-10 cm langen Blätter sind länglich oval, gelegentlich im unteren Drittel gelappt, mit einer leicht herzförmigen/abgerundeten Basis und schmaler Spitze. Sie haben keine Nebenblätter und sind kreuzgegenständig angeordnet. Der rötliche Stiel ist 2,5 cm lang sowie an der Oberseite rinnig vertieft. Die Blattoberseite ist dunkelgrün, während die Unterseite hellgrün ist. Junge Blätter haben entlang der Blattadern feine Behaarung.
Der Blattrand ist doppelt gesägt. Im Herbst kann das Laub eine gelb bis rötliche Färbung annehmen.
Knospen und Triebe:
Die Knospen sind 2-3 mm lang. Die Knospenschuppen sind rötlich-braun mit bewimperten Rändern. Die Lateralknospen sind breit und mit einer stumpfen Spitze am Trieb anliegend, während die Terminalknospe eher oval und selten vorhanden ist.
Junge Triebe sind dicht behaart, werden aber mit zunehmenden alter kahler. Ihre Farbe ist rötlich-braun mit einem kantigen Querschnitt.
Blüten und Blühzeitraum:
Der Steppenahorn trägt im Mai seine fünfzählige, an langgestielten, 6-8 cm langen und 3-4 cm breiten Rispen stehende, Blüte. Jede Infloreszenz trägt 25-30 Zwitterblüten, welche stark duftend, insektenbestäubt, 6-8 mm lang und 4-6 mm breit sind. Des Weiteren haben diese einen stark reduzierten Stempel. Die Kelchblätter sind gelb und deutlich kürzer als die weißen Kronenblätter. Markant ist der kräftige, drüßig behaarte Diskus. Die 8 Staubblätter sind in 2 Kreisen angeordnet.
Früchte und Samen:
Zwischen Ende August und Anfang September beginnt die Reife der nussartigen und geflügelten Spaltfrüchte. Diese haben eine Länge von 2-3 cm und hängen von den Fruchtständen herab. Die für Früchte des Ahorns typischen Flügel stehen parallel und sind aufwärts gekrümmt. Außerdem verfärben diese sich bereits lange vor der Reife rot. Jede Teilfrucht hat einen keilförmigen und schwach aufgewölbten Samen. Anhand seiner umschließenden Fruchtwand kann man zwischen den Varietäten Acer tataricum var. Tataricum (Kahle Früchte) und Acer tataricum var. Hebecarpum (behaarte Früchte) unterscheiden. Steppenahorn keimt epigäisch mit einer mittleren Rate von 40-50% und schmalen dreiblattädrigen Kotyledonen. Dafür notwendig ist eine Kalt-Nass-Stratifikation von Oktober bis März.
Rinde:
Die Borke des Acer Tataricum ist dunkelgrau und glatt.
Wurzelsystem:
Der Steppenahorn hat ein Herzwurzelsystem, welches sich bis zu 1,5 m in die Tiefe und in einem Radius bis 2,5 m um den Stamm in die Breite erstreckt.
Holz:
Das Holz des Tatarenahorn bildet keinen Farbkern und hat eine Rohdichte von 600-650 kg/m3. Unter normalen Bedingungen hat es eine Dauerhaftigkeit von 20-30 Jahren und trocken-verbaut bis zu 500 Jahren.
Verbreitung, Standort und Ökologie:
Das Habitat des Acer Tataricum erstreckt sich von Südosteuropa bis zum Ural, sowie südlich zum Teil über den Kaukasus hinaus. Dort wächst er im Schwerpunkt im planaren bis kollinen Bereich, ist jedoch auch im submontanen zu finden. Die Art ist an ein warm-kontinentales Klima angepasst und kann folglich lange Sommerdürren sowie extreme Kälte im Winter aushalten. Er bevorzugt Kalkreiche Standorte (pH-Werte von 6-8) wie Löß, ist aber auch auf anderen Bodentypen wie z.B. alluvialen Schwemmböden und trockenen Felsstandorten zu finden. Als Halbschattenbaum toleriert er Beschattung im jungen Alter, kann sich aber auch als Pionierarten auf Freiflächen verjüngen. In Beständen ist er in der Regel in der Strauchschicht zu finden. Für die Waldsteppe des Aceri tatarico-Quercentus ist er eine charakteristische Art.
Nutzung und Verwendung:
Aufgrund seiner geringen Größe und langsamen Wachstums ist er für den Holzmarkt uninteressant, wird aber in seinem natürlichen Areal für Brennholz und Drechslerarbeiten genutzt. Da seine Laubstreu bodenverbessernd wirkt, wird der Steppenahorn auf Windschutzstreifen besonders denen mit schwach alkalischen Böden gepflanzt.
Außerhalb seines natürlichen Habitats ist der Baum als Ziergewächs vertreten, welches aufgrund seiner Pflegeleichtheit, roten Früchten wie Herbstlaub sowie Toleranz gegenüber urbanen Emissionen beliebt ist.
Besonderheiten:
Der Tatarenahorn betreibt reichlich Stockausschlag.
Die Bekannteste Unterart ist die des Acer tataricum subsp. ginnala (Feuerahorn), dessen charakteristische orange bis kaminrote Färbung des Laubs bereits im Sommer eintritt und zum Herbst hin einen noch intensiveren Farbton annimmt. Sein natürliches Verbreitungsgebiet liegt im Ostasien.
Quellen:
Bartha D. (2014) Acer tataricum, in: Stimm B., Roloff A., Lang U. M. und Weisgerber H. (Hrsg.), Enzyklopädie der Holzgewächse: Handbuch und Atlas der Dendrologie, Wiley-VCH Verlag.
Fitschen J. (2015), Schmidt P. A. und Schulz B. (Hrsg.): Gehölzflora, 14 Auflage, Quelle & Meyer Verlag, Seite 273 f.
Roloff A., Bärtels A. (2014): Flora der Gehölze, 5. Auflage, Ulmer Verlag, Seite 91.
1: geflügelte Spaltfrüchte
2: Blattoberseite
3: Stamm mit dunkelbrauner Rinde



