Systematik:
Ordnung Malpighiales (Malpighienartige)
Familie Salicaceae (Weidengewächse)
Gattung Salix (Weiden)
Kurz und bündig:
Salix triandra ist ein 1 – 6m hoher, dicht verzweigter Großstrauch mit lanzettlich-elliptischen, fein gesägten Blättern und auffälligen Nebenblättern. Er wächst bevorzugt auf nassen, nährstoffreichen Standorten in Auen und Uferzonen und ist sowohl schatten- als auch überflutungsverträglich. Die zweihäusigen Kätzchen erscheinen im Frühjahr vor oder mit dem Laubaustrieb, häufig folgt eine Nachblüte. Charakteristisch sind die drei Staubblätter der männlichen Blüten und die Nebenblätter. Mandel-Weiden sind bedeutende Pionierpflanzen und liefern hochwertiges Flechtmaterial. Sie werden durch Samen oder Steckhölzer vermehrt.
Gestalt und Gesamtbild:
aufrechter, teils ausladender, sommergrüner, dicht verzweigter, halbkugeliger Großstrauch, 1 - 4(6)m hoch, selten baumförmig, ein- bis mehrstämmig, Stammdurchmesser bis 20cm
Blätter:
5 – 10(15)cm lang und (2)3 – 7 mal so lang wie breit, lanzettförmig bis elliptisch, schraubig angeordnet, breiteste Stelle mittig oder im hinteren Drittel, kurz zugespitzt ; Basis der Blattspreite keilförmig bis abgerundet, Blattrand fein drüsig gezähnt, Drüsen in den Buchten zwischen den Sägezähnen stehend (Zähne weniger entfernt als bei S. fragilis), nur im Austrieb behaart sonst beiderseits kahl, oberseits dunkelgrün und teils glänzend, unterseits heller, bläulich grün Blätter beim Austrieb rötlich, im Herbst gelbbraun gefärbt ; Mittel- und Seitennerven der Blätter beidseitig gut sichtbar, Seitenadern verlaufen in stumpfen bis rechten Winkeln weit gebogen vom Mittelnerv ab ; Blattstiel rinnenförmig, 5 bis 15 mm lang, unbehaart oder nur leicht wollig-flockig behaart, Oberhalb des Blattansatzes finden sich ein, selten zwei Paare Drüsen ; Nebenblätter sind stets deutlich entwickelt, abstehend, 2–10 mm lang, nieren- bis halbherzförmig, zugespitzt, am Rand gesägt und sind bleibend, besonders groß kräftigen Sommertrieben und Wasserreisern ; Die Schösslingsblätter weichen von der typischen Form ab und sind deutlich größer und zeigen auffällig entwickelte Nebenblätter; Innerhalb eines Jahrestriebs sind die Größenunterschiede zwischen den ersten, folgenden und letzten Blättern klar ausgeprägt; Im Gegensatz zu vielen anderen Weidenarten sind die ersten Blätter der Mandel-Weide eiförmig, am Rand gesägt und auf der Blattunterseite mit seidenartigen Haaren bedeckt.
Knospen:
Wie bei anderen Weidenarten fehlen Endknospen, ausschließlich Seitenknospen ausgebildet, weist auf sympodiales Wachstum hin ; Blatt- und Blütenknospen in Größe und in Form nicht unterscheidbar, nehmen zur Basis des Triebs hin allmählich an Größe ab, besitzen zwei vollständig miteinander verwachsene Schuppen, sind flach, nur wenig abstehend, auf der Rückseite gewölbt, vorne zugespitzt, häufig nach innen gebogen, etwa 5 – 6mm Länge, je 1 – 1,5mm Breite und Dicke ; schlafende Knospen im unteren Bereich längerer Triebe ; Schuppen sind einheitlich dunkelbraun, unbehaart
Zweige:
dünn, brechen leicht, wie bei S. fragilis, knackend ab ; Triebe anfangs leicht behaart, bald kahl ; Rinde schwach glänzend bis matt, meist grün-braun bis dunkelbraun gefärbt, gelegentlich auf der Sonnenseite rötlich ; Zweige stehen locker aufrecht oder sind bogig überhängend ; Blattnarben zeigen das gattungstypische dreispurige Muster ; Knospen und Zweige in der Regel ähnlich gefärbt ; Zweigbasis mit meist zwei Vorblattknospen charackteristisch
Blüten und Blühzeitraum:
April - Mai, häufig mit Nachblüte im Spätsommer, zweihäusig ; männliche und weibliche Kätzchentriebe stehen seitenständig an den Zweigen, blühen kurz vor oder mit dem Laubaustrieb auf, sind schlank zylindrisch, lockerblütig ; auf einem 0,5 – 1cm langen, kurz weiß behaartem Stiel, mit kleinen, schmal-lanzettlichen Blättern, mit entweder glatt oder stellenweise mit drüsig gesägtem Rand versehen sind und mit unbehaarter oder zart seidig überzogener Oberfläche ; Tragblätter gelbgrün, dünn und durchscheinend, verkehrt eiförmig und stumpf, mit sichtbarer Aderung, außen im oberen Bereich glatt, am Grund und innen kraus behaart, in ihrer Länge dem Fruchtknotenstiel entsprechend oder ihn leicht übertreffend und bleiben bis zur Reife erhalten.
Männliche Kätzchen sind 4 – 8cm lang, 6 – 10 mal länger als dick, besitzen 3 Staubblätter, in der untersten Blüte manchmal nur 2 Staubblätter; behaarte Staubfäden; Staubbeutel kugelig, gelb, zwei Nektardrüsen, der Pollen ist klein, länglich, tricolpat, netzartig strukturiert. Weibliche Kätzchen sind 2 – 3 (5)cm lang, 4 – 10 mal länger als dick, der kahle, kegelförmige Fruchtknoten steht auf einem kurzen Stiel; Griffel kaum sichtbar, Narben seitlich abstehend, nur eine Nektardrüse. Die Blüte erfolgt akropetal von der Basis zur Spitze.
Früchte und Samen:
hellbraune Kapsel, öffnet sich mit zwei Klappen und gibt mehrere Samen frei ; Samen sind klein, birnenförmig, frisch grün gefärbt, feine Haarbüschel an der Basis als Flugorgan zur Verbreitung
Rinde:
Junge Äste kahl oder nur anfangs behaart, glatte braune Rinde, löst sich am Stamm und an älteren Zweigen (Durchmesser >5) platten-/schuppenartig ab, darunter rot-/zimtbraune Rinde, dadurch sehr charakteristische Optik ; enthält etwa 16 % Tannin
Wurzelsystem:
keine spezifischen Informationen vorhanden
Holz:
hellrot gefärbt, geht allmählich in den weißen Splint über ; relativ hohes Gewicht verglichen mit anderen Weidenarten ; Rohdichte im lufttrockenen 0,38–0,51 g/cm³, im frischen Zustand bei 0,75–0,88 g/cm³ ; die Druckfestigkeit parallel zur Faser beträgt 25–27 MPa.
Verbreitung, Standort und Ökologie:
überwiegend planare bis kolline Art ; beinahe in ganz Europa verbreitet, selten in Skandinavien, fehlt in Schottland, Nordirland und Nordskandinavien, ostwärts vorkommend bis Japan in etwa der gleichen geographischen Breite, in den Alpen bis etwa 1500m Höhen ; bodenfestigende Pionierpflanze, hoher Lichtbedarf, bevorzugt nasse, humus- und nährstoffreiche Standorte, die auch torfig sein können, wächst auf kalkhaltigen, mäßig sauren bis basenreichen Schlick-, Sand- und Kiesböden (Rohauböden, Schwemmböden), auch auf Ton- und Torfböden. Häufig in Uferzonen, Auen- und Bruchwäldern, wo sie auch Überflutung, stehende Nässe und - im Vergleich zu S. alba und S. fragilis - mehr Schatten verträgt ; oft mit S. viminalis und S. purpurea vergesellschaftet, in der Weichholzaue wichtige Kennart des Strauchweiden-Saums, charakterisiert das Salicetum triandrae (Salicion).
Pathologie:
Erwinia salicis verursacht die Wasserzeichenkrankheit mit dunklen Stammflecken, Schleimaustritt, Blattwelke und Triebsterben; Agrobacterium tumefaciens bildet ungekammerte Wucherungen („Bakterienkrebs“). Pilze und Oomyceten: Jaraia salicis (Wurzelgallen), Godronia fuliginosa (dunkle Apothezien an Zweigen), Melampsora amygdalinae (orange Äcidien, Teleutosporen unterm Blatt), Uncinula adunca (große Mehltau-Flecken), Valsa salicina (weiße Stromata an Ästen), Rhytisma salicinum (schwarze Blattstromata), Apostemidium spp. (Wasserfaulzweige), Ciboria amentacea (abgefallene Kätzchen), Capnodium salicinum (rußiger Überzug) und Nectria galligena (Stammborkenkrebs).
Vielzahl an Insekten verursacht Gallen und Fraß: Rhabdophaga-Mücken (u. a. heterobia, triandraperda, inchbaldiana, rosaria), Melanagromyza schineri, Aceria tetanothrix, Euura atra/testaceipes, Pontania triandrae/puella, diverse Blattkäfer und Rüsselkäfer sowie Raupen von Stilpnotia salicis und Paranthrene tabaniformis. Vereinzelt parasitiert Viscum album.:
Nutzung und Verwendung:
Uferbefestigung, Pioniergehölz auf nassen Standorten, Teichbepflanzung, Windschutzhecke Bienenweide; gut steckholzvermehrbar, bereits lange menschliche Nutzung als Baumaterial zum Korbflechten oder für Faschinen, Verwendung besonders für grobe Flechtruten ; junge Triebe fanden als Viehfutter Verwendung ; als Heilmittel: Rindenaschen-Wasser bei Warzen, der Absud der Blätter sollte bei Fieber, Masern, Röteln, Erkältung und Rheuma helfen.
Verjüngung
natürliche Verjüngung jährlich durch die Aussaat zahlreicher Samen, insbesondere nach Hochwasserereignissen auf nährstoffarmen, mineralischen Böden ; aus durch Überflutung entwurzelten Bäume treiben am Stamm zahlreiche aufrechte Schösslinge aus ; in der forstlichen Praxis erfolgt die Vermehrung meist über Stecklinge, es bilden sich am gesamten Steckholzes Wurzeln aus
Besonderheiten:
Blattform ähnlich den Blättern eines Mandelbaums -> Trivialname, lateinischer Name triandra (dreistaubblättrig) kommt von der Anzahl der Staubblätter männlicher Blüten; getrocknete Blätter bleiben grün, anstatt schwarz zu werden ; Molekulargenetische Analysen zeigen, dass Salix triandra genetisch deutlich von den übrigen Arten des Subgenus Salix abweicht.
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Quellen:
Mayer, Joachim und Schwegler, Heinz-Werner: Welcher Baum ist das? : Bäume, Sträucher, Ziergehölze. Neuausgabe. Stuttgart: Kosmos, 2018.
Kremer, Bruno P.: Steinbachs Großer Pflanzenführer. Stuttgart: Ulmer, 2005.
Schütt, P./ Schuck, H.J./ Stimm, B.: Lexikon der Baum- und Straucharten. Das Standardwerk der Forstbotanik. Landsberg/ Lech: ecomed Verlagsgesellschaft mbH, 1992.
Bachofer, Mark und Mayer, Joachim: Der Kosmos-Baumführer : 370 Bäume und Sträucher Mitteleuropas. Stuttgart: Kosmos, 2015.
Spohn, Margot, und Roland Spohn. Der Kosmos-Baumführer Europa. [2. Auflage]. Stuttgart: Kosmos, 2022.
Schütt, Peter und Lang, U.M.: Salix triandra. In : Enzyklopädie der Holzgewächse: Handbuch und Atlas der Dendrologie. Online-Ressource. Weinheim: Wiley, 2014
Lüder, Rita. Grundkurs Gehölzbestimmung: Eine Praxisanleitung Für Anfänger Und Fortgeschrittene. Wiebelsheim: Quelle & Meyer, 2009.
Fitschen, Jost, Peter A. Schmidt, Bernd Schulz, und Gregor Aas. Gehölzflora: Ein Buch Zum Bestimmen Der in Mitteleuropa Wild Wachsenden Und Angepflanzten Bäume Und Sträucher. 14., überarbeitete und erweiterte Auflage. Wiebelsheim: Quelle & Meyer Verlag, 2023.
