Systematik:
Ordnung: Fagales
Familie: Fagaceae
Allgemein:
Die Sumpf-Eiche, auch Nageleiche genannt, ist eine aus Nordamerika stammende raschwüchsige Eichenart. Die auf periodische Überflutungen angepasste und ursprünglich auf nassen Standorten vorkommende Art kann auf unterschiedlichsten Böden wachsen, weshalb sie in Nordamerika zu den meistangepflanzten Bäumen zählt. Neben ihrer forstwirtschaftlichen Nutzung findet sie auch als Zierpflanzen Verwendung.
Gestalt und Gesamtbild:
Der bis zu 25 m hohe sowie im Durchmesser bis zu 1 m breite, sommergrüne und langstämmige Baum hat eine breite, kegelförmige und dichtverzweigte Krone. Im jungen Alter sind die Äste noch hängend, während die Alterswuchsform ausladender ist. Im Gegensatz zur Quercus cocinea finden sich im inneren Kronenbereich häufige feine und auch abgestorbene Zweige. Der Name Nagel-Eiche lässt sich davon ableiten, dass die abgestorbenen Äste wie senkrecht eingeschlagene Nägel im Stamm stehen.
Blätter:
Die bis zu 15 cm langen und bis zu 12 cm breiten Blätter sind verkehrt eiförmig. Diese sind tief fiederteiligen mit meist drei fast waagrecht abstehenden Lappen, welche an der Spitze geteilt sind und in borstenspitzige Zähne laufen, pro Blatthälfte gelappt. Die Oberseite ist glänzend dunkelgrün und die ebenfalls glänzende hellere Unterseite verfügt im Gegensatz zur Quercus cocinea über markante braune oder weiße Achselbärtchen. Die Basis ist keilförmig und das Blatt ist mit einem dünnen 2-4 cm langen Stiel wechselständig am Trieb angeordnet. Im Herbst verfärbt sich das Laub kamin- bis dunkelrot.
Knospen und Triebe:
Die 3 mm langen und spitz-eiförmigen kastanienbraune Knospen haben leicht bewimperte bis kahle Schuppen, die in 5 Längszeilen angeordnet sind. Die Terminalknospe ist wie bei allen Eichenarten von mehreren fast gleichgroßen Subterminalknospen umgeben. Die glänzend rötlich-braunen Triebe verkahlen früh. Die zweige dritter Ordnung stehen von denen zweiter Ordnung fast rechtwinklig ab.
Blüten und Blühzeitraum:
Die einhäusig getrennten, kleinen und mit unscheinbaren Blütenhüllen ausgestatteten Blüten haben ihren Blühzeitraum im Mai. Die männlichen hängenden Kätzchen sind 50-75 mm lang und die unscheinbaren Weiblichen sind meist zu zweit an behaarten Stielchen. Die Bestäubung verläuft über den Wind.
Früchte und Samen:
Die im September bis November des zweiten Jahrs reifenden, kleinen und kugelig-eiförmigen Eicheln sind einzeln oder paarweise sitzend bis kurz gestielt. Ihre Länge beträgt 1-1,5 cm und sind zu einem Viertel im flachen schüsselförmigen Becher versteckt. Dieser ist schuppig, hellbraun, fein behaart, fest anliegend und mit stumpfen bis runden Apizes
Rinde:
Die graue Borke ist lange glattbleibend mit silbrigen Längstreifen, wird aber im Alter rauer mit sehr flachen Furchen.
Wurzelsystem:
Im Jungen Alter verfügt die Sumpf-Eiche über eine Pfahlwurzel, jedoch wird im höheren Alter ein flaches Herzwurzelsystem ausgebildet.
Holz:
Das ringporige Holz ist aufgrund des schnellen Wachstums und Schwarzästigkeit der Nagel-Eiche weniger stabil als das anderer Roteichen. Das mittelschwere Holz hat eine weiche und sehr gleichmäßige Struktur sowie eine bräunliche bis leicht rosane Färbung.
Verbreitung, Standort und Ökologie:
Ihr natürliches Verbreitungsgebiet ist der Südosten Kanadas und die östlichen USA.
Entgegen ihrem Namen wächst die Sumpfeiche nicht in Sümpfen, sondern in flachen Senken mit durch Herbst- und Winterniederschlag erzeugten periodischen Überschwemmungen und Überschwemmungsgebieten entlang von Flüssen, auf welchen die Quercus borealis und Quercus albaaufgrund der Nässe des Standortes nicht überleben können. Dort wächst sie in Begleitung von Baumarten wie Liquidambar styraciflua, Acer rubrum, Acer saccharinum, Carya ovata, Fraxinus americana, Prunus serotina, Carpinus carolinia, Populus deltoides und Ulmus americana. Es werden feuchte, nährstoffreiche, saure und gut durchlässige Böden bevorzugt. Intolerant ist diese Eiche gegen Schatten und Böden mit einem zu hohen pH-Wert, da dort eine Eisenchlorose entstehen kann. Zwar wird ein lichtreicher Standort bevorzugt, jedoch wird auch ein humides Klima aufgrund der Empfindlichkeit gegenüber Sommerdürren benötigt.
Besonders ältere Exemplare bieten ein ausgezeichnetstes Habitat für viele Insekten und weitere Tiere wie Eichhörnchen und Eichelhäher, die die sich von den Früchten des Baums ernähren.
Nutzung und Verwendung:
Da das Holz im Vergleich zu anderen Eichenarten qualitativ minderwertiger ist findet es außerhalb Nordamerikas weniger Verwendung, jedoch wird es dort für den Möbelbau sowie Eisenbahnschwellen verwendet.
Als Parkbaum und Ziergehölz erfreut sich die schnellwüchsige und luftverschmutzungstolerante Art jedoch weltweit großer Beliebtheit, sodass viele Sorten wie beispielsweise die Zwergform ‘Green Dwarf’ für diesen Zweck gezüchtet wurden.
Besonderheiten:
Es existieren mehrere Hybride mit anderen Eichenarten:
Quercus x richteri: eine Kreuzung mit Quercus borealis deren Blattbasis keilförmig ist.
Quercus x schochiana: eine Kreuzung mit Quercus phellos deren schmal-längliche Blätter 60-120 mm lang, mit 1 bis 3 Lappen und grüner, fast kahler Unterseite sind.
Quercus x exacta: eine Kreuzung mit Quercus imbricaria deren Jungtriebe kahl sind. Die Blätter dieses Hybriden sind länglich-lanzettlich, 100-150 mm lang und ganzrandig bis grobgezahnt.
Darüber hinaus gibt es die Varietät Quercus palustris var. pendula mit hängenden Zweigen in der oberen Krone.
Die für die Nutzung als Ziergehölz gezüchteten Sorten sind:
‘Green Dwarf’ eine Zwergform mit sehr schwachem Wuchs und weinroter Herbstfärbung.
‘Pringreen‘ eine 15-20 m hoher, schlanker säulenförmiger Baum mit orangerotem Herbstlaub.
Quellen:
Roloff A., Bärtels A. (2014): Flora der Gehölze, 5. Auflage, Ulmer Verlag, Seite 527, 537.
Coombes A. (2013), Debreczy Z (Hrsg.): Blätter und ihre Bäume, Haupt Verlag, Seite 232.
Fitschen J. (2015), Schmidt P A und Schulz B (Hrsg.): Gehölzflora, 14 Auflage, Quelle & Meyer Verlag, Seite 655.
Schenck C. A. (1939): Fremdländische Wald- und Parkbäume /3: Die Laubhölzer, Parey Verlag, Seite 537ff.
Godet J. (2019): Bäume und Sträucher vergleichen und bestimmen, Ulmer Verlag, Seite 668.
https://baumfreunde.org/FinBa/quercus-palustris
https://forest.jrc.ec.europa.eu/media/atlas/Quercus_palustris.pdf
Abbildungen:
Alle Abbildungen sind private Aufnahmen.
