Systematik:
Ordnung: Coniferales
Familie: Cupressaceae
Unterfamilie: Cupressoideae
Allgemein:
Der Abendländische Lebensbaum ist ein langsam wachsender, immergrüner Waldbaum mittlerer Größe mit natürlichem Habitat im nordöstlichen Nordamerika. Zwar hat er keine forstwirtschaftliche Relevanz ist aber aufgrund seiner dichten, dunkelgrünen, aromatischen Schuppenblattbelaubung, des intensiven Regenerationsvermögens und der völligen Winterhärte ein beliebtes Heckengehölz in Mitteleuropa.
Gestalt und Gesamtbild:
Der bis zu 20 m hohe und bis 32 cm im Durchmesser breite Baum hat abholzige, viel beastete, oft zwieselige Stämme mit einer dichten, schmalen und tief herabhängenden Krone, deren kurzbleibende Äste waagerecht abstehen. Auch im Freistand bleibt die Krone schmal und oft ist die Stammbasis verbreitert.
Blätter:
Auf jedem der schuppenartigen Flächenblättern ist eine kugelige Öldrüse zu finden und im Gegensatz zu anderen Thuja-Arten sind keine weißen Zeichnungen zu finden. Die etwas kürzeren aber ebenfalls schuppenförmigen Kantenblätter laufen spitz zu. Während des Winters verfärben sich die wechselständig angeordneten Blätter gelblich, werden aber im Laufe des Frühlings wieder grün.
Am Terminaltrieb stehen die Blattpaare weit voneinander entfernt, deren Einzelblätter werden 8 mm lang und die Öldrüsen treten deutlich hervor, während an den Seitentrieben die Blätter die Sprossachse gänzlich verdecken, nur 2,5 mm lang werden und nicht immer Öldrüsen zu erkennen sind.
Knospen und Triebe:
Die Zweige sind stehts horizontal orientiert, oberseits dunkel- und unterseits hellgrün.
Blüten und Blühzeitraum:
Die einhäusigen Blühten blühen von April-Mai. Am Triebende stehen einzeln die weiblichen, sehr kleinen, und eiförmigen Blütenstände, die zur Zeit der Bestäubung eine rötliche Farbe annehmen. Die kleinen Männlichen stehen auch einzeln am Triebende und enthalten 6-12 Staubblätter.
Früchte und Samen:
Die eiförmigen, hellbrauen, 10 mm langen, aufrechtstehenden Zapfen haben 4-6 ledrige Schuppenpaare, von denen das oberste und unterste steril sind, während die anderen pro Schuppe zwei befruchtungsfähige Samenanlagen tragen.
Die Samen werden ab August entlassen, wobei der Höhepunkt im November ist. Den folgenden Winter bleiben die leeren Zapfen noch am Trieb.
Die von einem schmalen Flügelsaum umgebenen, 5mm langen und 1mm breiten Samen, haben ein Tausendkorngewicht von 1,4-16 g und keimen im Durchschnitt zu 60%.
Rinde:
Die sehr dünne, rötlich braune und deutlich längsrissige Borke der Thuja schält sich bei älteren Bäumen in Streifen vom Baum.
Wurzelsystem:
Das Wurzelsystem ist flach, weshalb einzelnstehende Bäume windwurfgefärdet sind, in Gruppen wir dies aber durch Wurzelfusionen mit anderen Exemplaren verhindert. Die flachen Wurzeln sind anfällig gegen Trittschäden und Bodenfeuern.
Holz:
Der Kern ist hellbraun, der Splint weiß und Harzgänge fehlen. Das weiche Holz ist mit einem Gewicht von 350 kg/m3 sehr leicht und es riecht aromatisch. Zwischen Früh und Spätholz bestehen schroffe Übergänge. Es ist sehr widerstandsfähig gegen holzzerstörende Pilze, hat jedoch auch geringe Zug-, Biege- und Scherfestigkeit. Da der Baum Totäste erhält und sehr dicht beastet ist, verfügt das Holz meistens über sehr viele Astlöcher.
Verbreitung, Standort und Ökologie:
In Osten Nordamerikas erstreckt sich das Areal des Abendländischen Lebensbaum vom 53. Breitengrad im Norden bis zu den Großen Seen im Süden, wobei kleinere Populationen in den Appalachen zu finden sind. Der Baum tritt meist in Reinbeständen auf, auch wenn im borealen Bereich auch Vergesellschaftungen mit z.B. Picea glauca, Abies balsam und Larix laricina vorkommen können. Es werden Höhenlagen von bis zu 900 m erreicht.
Der schattenliebende Baum ist anspruchslos und auf harsche Klimaverhältnis angepasst, es werden jedoch humide Bedingungen bevorzug. Besonders gut geeignet sind neutrale bis schwach alkalische, kalkhaltige Böden. Auch wenn sie oft an Bachläufen, Seeufern anmoorigen und moorigen Standorten zu finden ist, meidet sie Staunässe.
In natürlichen Beständen verjüngt sie sich auf toten Stämmen, Moospolstern sowie Laub- und Nadelstreu. Sämlinge haben anfangs eine Pfahlwurzel, welche durch flachstreichende Wurzeln ergänzt werden. Zu vegetativen Vermehrung findet Absenkerbildung und in Ausnahmefällen Stockausschlag sowie Wurzelbrut statt.
Nutzung und Verwendung:
Durch ihren sehr langsamen Wuchs wird Thuja occidentalis, forstwirtschaftlich wenig genutzt, jedoch wurde in der Vergangenheit ihr sehr weiches, leichtes und doch dauerhaftes Holz für Telegraphenmasten und den Kanubau verwendet.
Heutzutage ist sie eine beliebte Heckenpflanze und wird für diesen Zweck weltweit angebaut.
Besonderheiten:
Aufgrund ihrer Beliebtheit als Ziergehölz existieren ca. 70 Zierformen, die sich hinsichtlich Wuchsform, Größe und Farbe unterscheiden.
Sie war die erste Baumart die 1536 aus Nordamerika nach Europa eingeführt wurde, da ein Sud aus frischen Blättern angeblich Seefahrern von Skorbut genesen ließ. Daher stammt auch der Name Lebensbaum, der sich von “Arbor vitae” ableitete.
Jedoch gilt die Pflanze als hochgiftig und ein Verzehr der Blätter oder jungen Triebe ruft durch das in dem ätherischen Öl vorhandene Thujon Übelkeit, Krämpfe Magenschleimhautblutungen, Leber- und Nierenschäden und sogar Lähmungen des Zentralnervensystems hervor.
Auch Durch den Kontakt mit dem Holzstaub entstehen Hautreizungen und Ekzeme, oft begleitet von Übelkeit.
Quellen:
Schütt P. (2014): Thuja occidentalis, in: Stimm B., Roloff A., Lang U. M. und Weisgerber H. (Hrsg.), Enzyklopädie der Holzgewächse: Handbuch und Atlas der Dendrologie, Wiley-VCH Verlag.
Fitschen J. (2015), Schmidt P. A. und Schulz B. (Hrsg.): Gehölzflora, 14 Auflage, Quelle & Meyer Verlag, Seite 763f.
Zamora F., Caravaca Y. (2013): Das ultimative Buch vom Holz, Loft Publ., Seite 26.
Godet J. (2019): Bäume und Sträucher vergleichen und bestimmen, Ulmer Verlag, Seite 146.
Roloff A., Bärtels A. (2014): Flora der Gehölze, 5. Auflage, Ulmer Verlag, Seite 840.
https://www.baumkunde.de/Thuja_occidentalis/
Abbildungen:
Alle Abbildungen sind private Aufnahmen.
