Wie ein Excel-Fehler 16 000 britische Corona-Fälle verschwinden ließ. Auszug aus dem SZ Artikel https://www.sueddeutsche.de/digital/excel-microsoft-coronavirus-grossbritannien-1.5056482

Die britische Gesundheitsbehörde verwendete der BBC zufolge das veraltete Excel-Dateiformat .XLS für ihre Tabellen. Der Dateityp, der seit 1987 im Einsatz ist, verträgt nur maximal 65 000 Zeilen - und damit deutlich weniger als das modernere .XLSX-Format. Die Testlabore übermittelten jeden Abend die neuen Testergebnisse in einer .CSV Datei. Das steht für Comma Separated Values (Deutsch: durch Kommas getrennte Werte), dieses Format hat keinerlei Beschränkung, was die Zahl der Datensätze angeht. Die Gesundheitsbehörde überführte die Daten aus der CSV-Datei jedoch in ein XLS-Tabellenblatt, das ab 65 000 Einträgen nicht mehr aktualisiert wurde, von dem aus die Daten dann an die Corona-Statistiker und die Nachverfolgungs-Teams weitergereicht wurden. Das Problem: Microsofts notorisch nervenraubendes Programm ist für sehr große und ständig wachsende Datenmengen nicht ausgelegt. Die Covid-19 Testergebnisse waren einfach zu viel für Microsofts altes Dateiformat.

Viele IT-Experten kritisierten, dass für diese wichtige Arbeit überhaupt ein Programm wie Excel verwendet wurde. Cambridge-Professor Jon Crowcroft sagte der BBC, es gebe Dutzende sinnvolle Anwendungen für derartiges Datenmanagement, aber "niemand käme auf die Idee mit XLS-Dateien anzufangen".

Immer wieder führen Anwenderfehler in Microsofts Tabellenprogramm zu teils drastischen Konsequenzen. Die Fälle wurden irgendwann so zahlreich, dass sich britische Forscher 1999 zur Europäischen-Spreadsheet-Risiko-Interessengruppe" (EuSpRIG) zusammenschlossen, um das Excel-Fehlerrisiko zumindest durch Erfahrungsaustausch zu senken. Die Gruppe sammelt auf ihrer Webseite die folgenschwersten Excel-Fehler der Geschichte.


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