1. Allgemeines

Insgesamt sollte bei Kenterwettervor dem Segeln ausreichend über das Vorgehen bei und nach einer Kenterung informiert werden. Beim Starkwindsegeln vor dem Auslaufen überprüfen lassen, dass die Teilnehmer wissen, wo die Hecklenzer sind und dass die Leine unverknotet ist - außer des Achtknotens am Ende.

Bei Annäherung an ein gekentertes Boot sich zunächst von jedem Mannschaftsmitglied versichern lassen, ob es ihm gut geht, ansonsten sofort bergen. Oft können die betroffenen Personen ihre körperliche Verfassung nicht mehr richtig einschätzen. Diese Situation, aber auch eine niedrige Wassertemperatur, erfordern eine Bergung, selbst wenn die betroffene Person manchmal erst dazu überredet werden muss.

Sollte ein Mitglied der gekenterten Mannschaft sich ohne oder mit nicht ausreichender Auftriebshilfe im Wasser befinden, so ist dieses sofort zu bergen.

Sollte sich herausstellen, dass ein Segler fehlt, dann ist sofort die Rettungskette zu aktivieren. Der Notruf muss umgehend abgesetzt werden, da sonst zu viel Zeit verloren geht. Auch aus rechtlichen Gründen ist keine Zeit zu verlieren.

Nach dem Auffinden und Bergen der vermissten Person ist mit den Erste-Hilfe-Maßnahmen zu beginnen. Die Personenrettung hat unbedingte Priorität vor der Schiffsbergung!

Das Aufrichten eines Bootes darf nur erfolgen, wenn keine Gefahr (mehr) für die Mannschaft besteht. Gegebenenfalls muss das Aufrichten abgebrochen werden, wenn sich eine solche Gefahr einstellt. Befinden sich Personen in der Nähe des Motorbootes im Wasser, ist unbedingt auszukuppeln; bei Arbeiten im Bereich des Schalthebels ist die Maschine auszuschalten. Wer sich nicht ganz sicher ist, sollte den Motor immer ausschalten, um ein versehentliches Einkuppeln zu vermeiden.

Als beruhigend für die gekenterte Mannschaft hat sich auch erwiesen, wenn weitere, vertraute Segel- oder Motorboote in der Nähe sind.

Bei allen Techniken zum Aufstellen gekenterter Piraten im Bedarfsfall das Segelboot erst so drehen, dass es querab zum Wind liegt. Eventuell zu zweit arbeiten. Sich vorher einen Eindruck verschaffen, welche Seglerin/welcher Segler noch in der Verfassung ist, beim Aufrichten mitzuwirken. Vor dem Aufrichten mit kurzen und klaren Instruktionen erklären, was zu tun ist und die Rollen verteilen.

2. Aufrichten eines Piraten

2.1. Gekentert

Zum Aufrichten eines gekenterten, mit dem Mast auf dem Wasser liegenden Kunststoffpiraten gibt es mehrere Möglichkeiten:

2.1.1. Aufrichten mittels Want

Zum Mast des Bootes fahren und das Boot damit so drehen, dass der Mast nach Lee zeigt. Dann die „untere“ Want greifen und hochziehen, sodass man sich an der Want zur Pütting entlang hangeln kann. Am besten legt oder kniet man dazu im Bug des Motorbootes. Dadurch richtet sich das Boot immer weiter auf, bis es schließlich wieder schwimmt. Sobald man das Boot halb aufgerichtet hat, sollen die Segler versuchen aufs Schwert zu kommen. Diese Methode funktioniert auch, wenn das Schwert aus dem Schwertkasten gefallen ist, nur ist das Boot dabei instabiler.

Dabei unbedingt Handschuhe anziehen, da die Kräfte an der Want beim Hochziehen ziemlich groß werden. Sobald das Boot steht, besteht die Möglichkeit, dass Segel- und Motorboot aneinander stoßen. Gerade bei Welle sind die vertikalen Relativbewegungen zwischen Pirat und Motorboot groß. Es muss nur bei dem USC-Blechmotorboot abgehalten werden, um Schäden zu vermeiden. Wenn sich ein Segler im Pirat befindet, kann dies von dort aus geschehen, ansonsten muss es vom Motorboot aus erfolgen. Insgesamt sollte möglichst schnell nach dem Aufrichten ein Segler an Bord des Piraten gehen. Solange kein Segler an Bord des Piraten ist, muss dieser vom Motorboot aus oder durch sich an den Piraten klammernde Segler stabilisiert, d.h. am erneuten Kentern gehindert werden.

Vorteil der Methode ist, dass der Motor aus ist und man das Boot in der Hand hat. Sollten die Segler nicht auf das Schwert kommen, ist ein vollständiges Aufrichten auch möglich.
Dieses Verfahren erfordert wegen des anfänglich ungünstigen Hebels einen hohen Kraftaufwand, allerdings konnte damit auch ein Boot aufgerichtet werden, dass sich mit dem Masttop in den Schlick gebohrt hatte.

2.1.2. Aufrichten mittels Mast

Zunächst das Masttop fassen und etwas anheben. Dann am Mast entlang „hangeln“, bis das Boot fast aufgerichtet ist. Wenn das Boot fast aufgerichtet ist, das Boot am Mast haltend stabilisieren. So kann eine Person ins Boot steigen, um z.B. Schoten oder das Schwertfall zu klarieren. Nun die zweite Person in den Piraten klettern lassen. Danach kann der Mast losgelassen und das Boot leergesegelt werden.

2.2. Durchgekentert

2.2.1. Aufrichten mittels Want

Parallel in Fahrtrichtung zum durchgekenterten Boot fahren. Motor aus. Am besten vom Bug aus die unter Wasser liegende Want an der Pütting greifen (Handschuhen anziehen) und sich langsam an der Want entlang zum Top hangeln, dabei schiebt man den Pirat von sich weg. Bei viel Wind und Welle kann man die Want auch bereits querab vom Steuerstand unter Wasser greifen und dann damit nach vorne zum Bug gehen und dann vom Bug wie beschrieben langsam an der Want entlang hangeln. Die Segler sollten dabei am besten auf der anderen Seite des Piraten schwimmen oder aber auch vor dem Aufrichten auf das Motorboot genommen werden. Wenn man am Masttop angekommen ist, dann umgreifen, Masttop aufs Motorboot. Jetzt, sobald das Boot halb aufgerichtet ist, könnte ein Segler vom Wasser aus auf das Schwert klettern und mithelfen (das spart Kraft!). Ansonsten falls bereits beide Segler auf dem Motorboot sind oder aber nicht aufs Schwert kommen oder das Schwert reingerutscht ist, dann weiter wie oben beschrieben an der unteren Want wieder bis zur anderen Pütting entlang hangeln, also den Piraten wieder zu sich heranziehen. Der Mast liegt dabei z.T. auf dem Motorboot auf. Die Want dann an der unteren Pütting festhalten (Pirat liegt quer im Wasser). Bis hier braucht es keinen weiteren Helfer. Für den Hebel zum weiteren Aufrichten muss ein Segler auf das Schwert steigen, entweder vom Wasser aus (das Schwert ist jetzt nicht mehr weit von der Wasseroberfläche entfernt, weil der Mast etwas aus dem Wasser raus ist) oder vom Motorboot aus übersteigen und mithelfen den Piraten aufzurichten. Dabei stabilisiere man den Pirat an der Want.

2.2.2. Aufrichten mittels Schleppleine:

Vorbereitend muss am Motorboot eine in Buchten liegende, aber nicht aufgeschossene Schleppleine bereitgehalten werden. Die Schleppleine muss hinter der Want der Leeseite des Piraten und dann über das Unterwasserschiff geworfen werden. Damit befindet sie sich auf der Luvseite und wird an der Heckklampe des Motorboots mit Kreuzschlägen befestigt, aber nicht belegt. Die Schleppleine sollte vom Motorbootsführer jederzeit losgeworfen werden können - evtl. Leine in einer Hand halten. Nun wird der Vorwärtsgang eingelegt und langsam und vorsichtig vorwärts im Kreis gefahren (unbedingt auf die Sicherheit der im Wasser schwimmenden Kursteilnehmer achten, die sich am Heck des Piraten aufhalten sollen, da dort der ungefähre Drehpunkt der Einheit 

liegt!). Nach kurzer Zeit gibt man vorsichtig mehr Gas und fährt einen etwas vergrößerten Radius. Bald kippt der Pirat über den Mast auf die Seite. Bei weiterer Kreisfahrt und dosiertem Gas geben wird der Pirat sich komplett aufrichten. Nun sollte ein Besatzungsmitglied schnell an Bord klettern und das Boot stabilisieren. Sofern der Wind sehr stark ist, wird es von Vorteil sein, wenn ein zweites Boot den Mast anfährt, während dieser noch an der Wasseroberfläche liegt. Nachdem dieser erfasst ist, kann die Besatzung des zweiten Bootes den Piraten am Mast aufrichten.

Hinweis: Dies gelingt nur nach etwas Übung zügig

Man kann den Piraten auch halb hoch ziehen und ein Besatzungsmitglied oder Helfer kann dann an Bord steigen und das Schwert wieder absenken, falls die Schwertsicherung nicht ausreichend belegt gewesen war und, mittels Schwertfall und sicherung, das Schwert in seine normale Position einstellen. Danach weiter wie oben.

2.2.3. Aufrichten mittels eines zweiten Motorboots

Sobald der Pirat auf der Seite liegt, kann das zweite Motorboot hinter dem Masttop herfahren und zunächst mittels Bootshaken o.ä. den Mast erfassen.

Achtung beim Gummiboot: Unbedingt verhindern, dass die Mastspitze in die Gummischläuche hineinstoßen kann! Nun den Mast ergreifen und an ihm entlang nach unten hangeln, wodurch der Pirat aufgerichtet wird. Wenn das Boot nicht weiter aufgerichtet werden kann, den Mast festhalten und einen Segler in das Schiff klettern lassen. Dieser löst alle Schoten aus den Belegklemmen, öffnet die Hecklenzer und sichert die Balance des Bootes. Nun soll der zweite Segler an Bord klettern. Danach wird der Mast losgelassen und der Pirat sollte allein leergesegelt werden können.

3. Bergen von Ausrüstungsgegenständen

Es hat sich gezeigt, dass ein gekenterter Pirat durch seine „Fläche“ über Wasser doch relativ schnell nach Lee abtreiben kann. Wenn das Aufrichten länger dauert, so kann die Strecke zwischen Kenterungspunkt und Aufrichtepunkt leicht 80 bis100 m betragen. Das bedeutet, dass der Kursleiter langsam direkt gegen den Wind nach Luv fährt und Ausschau nach Schwamm, Paddel o.ä. hält. Diese Gegenstände treiben fast nicht ab und bleiben am Ort der Kenterung.

  • Keine Stichwörter