Just-in-Sequence (JIS) ist wie Just-in-Time (JIT) ein lagerloses, produktionssynchrones und bedarfsgesteuertes Anlieferkonzept. Zusätzlich zur zeitgenauen Anlieferung wird bei JIS auch sequenzgerecht geliefert, d.h. in exakt der Reihenfolge, in welcher Teile oder Baugruppen schließlich in der Montage beim Kunden verbaut werden [1].

JIS kommt vor allem für großvolumige, variantenreiche und kundenspezifische Baugruppen und Module zum Einsatz, welche sequenz- und zeitpunktgenau am Verbauort zur Verfügung stehen müssen. In der Automobilindustrie sind dies typischerweise z.B. Frontends, Sitze, Dachhimmel, Türverkleidungen und Stoßfänger. Die lagerlose Anlieferung wird durch verbauortnahe Puffer beim Kunden mit geringen Beständen an Baugruppen bzw. Modulen in Kombination mit Direktbelieferungen in hoher Frequenz umgesetzt.

  Ablauf der JIS-Belieferung
Abbildung 1: Ablauf der JIS-Belieferung (Grafik: Lehrstuhl fml)

Die Steuerung der JIS-Prozesse erfolgt auf Basis eines produktionssynchronen Abrufs [2]. Ab diesem Zeitpunkt ist die Montagereihenfolge beim Kunden fixiert. Dem Lieferanten steht nun noch eine definierte Zeitspanne zur Montage der Baugruppen bzw. Module, zur Sequenzierung und Anlieferung zur Verfügung. In der Praxis wird dies entweder durch eine variantenneutrale Fertigung und anschließende Sequenzierung (oftmals durch einen Logistikdienstleister) in Werksnähe des Kunden, durch variantenneutrale Fertigung und sequenzgerechte Endmontage in Werksnähe oder - im Idealfall - durch sequenzgerechte Fertigung und Direktanlieferung realisiert [3].

Der JIS-Impuls erfolgt heutzutage aufgrund der Produktionssteuerung nach dem Konzept der stabilen Auftragsfolge (Perlenkettenkonzept) bereits einige Tage vor Montagestart beim Kunden [4]. Dadurch können auch JIS-Prozesse über weite Entfernungen (sogenanntes Long-distance-JIS) umgesetzt werden. Beispielsweise liefert die Firma Dräxlmaier fahrzeugindividuelle Kabelbäume Just-in-Sequence von Rumänien ans Porsche-Werk in Leipzig [5].

Wesentliche Vorteile der Just-in-Sequence-Belieferung sind:

  • reduzierte Bestände und reduzierter Flächenbedarf beim Kunden
  • reduzierter Handhabungsaufwand durch Direktbelieferung
  • Synchronisation der Produktion bei Lieferant und Kunde, dadurch reduzierte Bestände in der Wertschöpfungskette
  • hohe Variantenzahl bei großvolumigen Teilen abbildbar.

Allerdings erfordern JIS-Prozesse eine hohe Produkt- und Prozessqualität. Bei Produktfehlern, Sequenzfehlern oder Verwirbelungen der Produktionsreihenfolge muss mit sehr hohem Aufwand die Sequenz wieder hergestellt werden.

Quellen

[1] Klaus, P.; Krieger, W.; Krupp, M. (Hrsg.): Gabler Lexikon Logistik: Management logistischer Netzwerke und Flüsse, 5. Auflage, Gabler Verlag Wiesbaden 2012, S. 253.

[2] VDA-Empfehlung 4916: Daten-Fern-Übertragung von Produktionssynchronen Abrufen (PAB).

[3] Ihme, J.: Logistik im Automobilbau: Logistikkomponenten und Logistiksysteme im Fahrzeugbau, Carl Hanser Verlag München, Wien 2006, S. 293ff.

[4] VDA-Empfehlung 5010: Standardbelieferungsformen der Logistik in der Automobilindustrie, S. 5.

[5] Keil, T.: JIS-Belieferungsprozesse in der Logistikkette der Dräxlmaier Group, Vortrag auf dem Logistikseminar Erschließung von Produktivitätspotenzialen in der Logistik, Garching, 11.10.2012.

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