Prof. Fritz E. Kühn
Welche Forschungsthemen werden an Ihrem Lehrstuhl bearbeitet?
Das Grundthema ist Organometallchemie und ihre Anwendungen, wobei die Anwendungen entweder in der molekularen Katalyse sind oder in dem was man früher als homogene Katalyse bezeichnet hat. Wo man weiß, oder hofft zu wissen, was der Katalysator ist. Also ein übersichtliches Molekül und nicht ein großes Agglomerat, bei dem nicht genau klar ist und nicht so einfach herauszufinden ist, an welcher Stelle die Katalyse stattfinden könnte. Das Zweite sind Anwendungen in der medizinischen Chemie, wobei sich die Komplexe selbst oft gar nicht so maßgeblich unterscheiden. Der Hauptunterschied ist, dass die Metalle in der medizinischen Chemie teurer sein dürfen als in der molekularen Katalyse.
Was genau machen Sie in dem Bereich der Katalyseforschung?
Es gibt eine relativ breite Palette, aber die längste Expertise liegt in der Oxidationskatalyse, aber wir machen auch Hydrierungskatalyse und bis zu einem bestimmten Grad auch Polymerisationskatalyse. Auch in der Oxidationskatalyse sind die Themen wieder verschieden. Das heißt z.B. Epoxidationskatalyse, C-H-Oxidierung, Aromaten-Oxidierung und so weiter. Die Themen sind auch dort tatsächlich relativ breit gestreut und richten sich eher nach den Eigenschaften des Katalysators, als dass wir vorher ganz genau auf einen bestimmten Mechanismus zielen. Bei uns ist weniger die organische Synthese, die katalysiert wird im Vordergrund, als der Katalysator der spezielle Katalysen durchführt.
Wie gestaltet sich der zeitliche und inhaltliche Ablauf eines Forschungspraktikums bei Ihnen?
Der zeitliche und inhaltliche Ablauf wäre so, dass in der Regel zunächst eine Literaturrecherche erfolgt, wenn Sie nicht bereits von dem jeweiligen betreuenden Assistenten gemacht worden ist. Danach, basierend darauf und auf den Vorarbeiten, wird die tatsächliche Praktikumsarbeit eng mit dem betreuenden Assistenten durchgeführt.
Muss man ein research proposal schreiben?
Für mich nicht. Zu viel Planung ist meines Erachtens nicht sinnvoll. Etwas überspitzt sagt man, dass am ersten Synthesetag alle vorhergehenden Planungen hinfällig sind. Wir machen keine akribische Planung mit Meilensteinen. Das heißt nicht, dass es chaotisch abläuft aber, dass es eine erfolgsabhängige Schwerpunktssetzung geben kann und soll.
Wie läuft die Themenfindung ab?
Das Projekt wird von dem Doktoranden vorgeschlagen. Es kann auch eine Person, die ein Forschungspraktikum macht und vorher die Homepage angeschaut hat oder mit einem Mitarbeiter gesprochen hat, einen Vorschlag machen. Dann wird das Ganze unter ein Thema gestellt und am Ende dann eine passende Überschrift gefunden, weil es durchaus sein kann, dass es sich ein bisschen weg entwickelt von der ursprünglichen Planung. Das ist zwar bei so einem kurzen Praktikum eher unwahrscheinlich, aber es kann trotzdem der Fall sein.
Welche synthestischen Methoden werden bei den jeweiligen Themen angewendet?
Im Tagesgeschäft wird hauptsächlich mit Schlenk-Technik gearbeitet. Die Glovebox kann auch benutzt werden, ist aber meist nicht notwendig. In der Regel genügt Schlenk-Technik, manche Sachen funktionieren aber auch unter Normalbedingungen an der Luft. Die Katalyse ist dann meist der einfachere Teil. Das ist vor allem Gaschromatographie. Insitu-Charakterisierung und -verfolgung des Reaktionsablaufs ist relativ anspruchsvoll. Ich würde sagen, außer wenn das Projekt sehr spezielle Aspekte des Themas behandelt, sprengt das den Zeitrahmen.
Ist ein Progress/Finaltalk über das Forschungspraktikum in einem Seminar vorgesehen?
Das ist, so wie es hier üblich ist, nicht vorgesehen. Wir braten hier möglichst wenig Extrawürste, wenn jemand gerne einen Vortrag halten will, darf er das, aber es ist kein Muss. Ausarbeitungen werden von mir nicht im Detail Korrektur gelesen. Bei uns korrigieren die Leute, die noch selbst im Lernprozess sind also die Doktoranden. Je nachdem wie erfahren die Doktoranden sind, kommt das einer Publikation nahe oder auch nicht. Nach meiner Erfahrung sind die Ausarbeitungen fast immer zu ausführlich und zu wenig auf die wirklichen Brennpunkte fokussiert.
Mit welchen Lehrstühlen sind übergreifende Themen denkbar?
Es gibt natürlich Industriekooperationen sowohl im Rahmen des Wacker-Institutes als auch mit anderen Firmen. Bei Industriekooperationen ist natürlich das Peer-review Verfahren ein Problem. Da müsste man sicherstellen, dass die betreffende Arbeit nicht in diesen Peer-review-Prozess gerät. Es kann natürlich auch eine Communication geschrieben werden, aber die muss dann ich lesen und nicht die studentischen Peers. Es gibt interne und externe Kooperationen. Man kann auch bei einer Firma gegebenenfalls eine Masterarbeit machen. Das ist dann noch restriktiver bzgl. Geheimhaltung, aber zu hohe Geheimhaltungshürden sind für ein fortgeschrittenes Praktikum in diesem Rahmen nicht sinnvoll. Hochschulkooperationen gibt es natürlich auch.
Lässt sich ein Forschungspraktikum auf eine Masterarbeit ausweiten?
Prinzipiell ja. Immer wenn was Vernünftiges herauskommt. Ich selbst hatte ein fortgeschrittenes Praktikum in einer Gruppe gemacht, wo es sehr sinnvoll gewesen wäre noch eine Diplomarbeit zu machen, aber ich hatte mich schon wo anders verpflichtet. Das war schade. Das Thema wurde nie weiter verfolgt. Ich denke es ist oft so, dass Sachen auftauchen und wenn die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter schon eingearbeitet ist, sind schon einige Wochen gespart.
Wählen Sie ihre Masterkandidaten danach aus, ob sie bei Ihnen ein Forschungspraktikum gemacht haben?
Für die Masterarbeit kann sich im Grunde jeder bewerben. Wenn er schon einmal hier war und die Leute sagen es war ein guter Mitarbeiter, dann ist das natürlich gut. Wenn die Leute sagen: "Oh Gott!", dann ist das natürlich schlecht. Ich frage meine Mitarbeiter schon, ob ein Bewerber hier schon mal gearbeitet hat, um mehr darüber zu wissen. Wenn jemand von extern kommt oder er oder sie hier studiert, aber hier nicht gearbeitet hat, schaue ich auf die Noten und was für Vorkenntnisse sie haben. Ich beachte auch, dass das was im Bachelor an Praktika geleistet wurde einigermaßen gut gewesen ist. Wenn jemand im anorganischen Grundpraktikum an der Durchfallgrenze gewesen ist, ist das natürlich kein so gutes Zeichen.
Wieviel Kuchen erwartet Ihr Lehrstuhl?
Ich erwarte gar nichts. Ich kann mich nicht erinnern in den letzten 10 Jahren irgendein Kuchen im Rahmen solcher Mitarbeiten gegessen zuhaben. Das hängt entsprechend alleine von den Mitarbeitern ab. Da halte ich mich raus. Das ist für mich sicher kein entscheidendes Kriterium. Ob das jetzt für die Betreuerin oder Betreuer genauso ist weiß ich nicht.
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Associate Professorship of Molecular Catalysis