Prof. Dr. Klaus Köhler

Welche Forschungsthemen werden in Ihrer Arbeitsgruppe bearbeitet?

Die Arbeitsgruppe beschäftigt sich vor allem mit Oberflächenchemie und heterogener Katalyse, bearbeitet aber auch molekulare Themen, zum Beispiel wie Katalysatoren, überwiegend Feststoffkatalysatoren, hergestellt werden und wie Metallkomplexe oder metallorganische Verbindungen an solche Oberflächen angehängt und dadurch immobilisiert werden können. Das alles ist mit Blickrichtung auf eine Anwendung in heterogener Katalyse.


Wie gestaltet sich der zeitliche und inhaltliche Ablauf eines Forschungspraktikums bei Ihnen?

Eine Präferenz, wann die Forschungspraktika stattfinden sollten, haben wir eigentlich nicht. Wenn Anfragen bei mir eingehen, leite ich das an die Mitarbeiter weiter und die prüfen dann, wann es zeitlich geht. Einfacher ist es aber häufig, sich direkt an die Doktoranden zu wenden. Dann kommt man vorbei und lässt sich im Labor erklären, worum es gehen würde. Der zeitliche Ablauf ist natürlich wie überall auf vier Wochen in der vorlesungsfreien Zeit usw. festgelegt.

 Die praktischen Arbeiten, das ist für die AC normal, sind vor allen Dingen präparativ. Charakterisierungsmethoden gehören natürlich auch dazu, vor allem von Übergangsmetallverbindungen, Komplexen oder metallorganische Verbindungen, aber meist in Zusammenhang mit Oberflächen. Es kann aber auch sein, dass wir nur versuchen, ganz bestimmte Prekursoren zu synthetisieren.


Welche synthestischen Methoden werden bei den jeweiligen Themen angewendet?

Das hängt stark vom System ab. Es kann eine reine Festkörpersynthese sein, das wären dann Katalysatoren auf klassischem Wege hergestellt. Wenn man aber zum Beispiel die Immobilisierung von metallorganischen Verbindungen bearbeitet, dann sind es sogar anspruchsvollere Inert-Präparationen, als bei manch anderen Metallorganiker.

Es sind aber natürlich auch Techniken, die, zumindest wer das Synthesepraktikum absolviert hat, kennt. Wir arbeiten auch mit Schlenk-Technik oder  in der Glovebox. Vielleicht eine Besonderheit, die durch die Oberflächen hinzukommt, ist, dass wir das oft in Kombination mit hohen Temperaturen und Vakuum machen. Aber auch der Precursor ist halt ein klassischer Komplex.

Und es ist auch nicht immer so einfach, an einer Oberfläche eine definierte Struktur einer Verbindung herzustellen und die dann so einfach zu charakterisieren, weil alles, was man klassisch an Charakterisierungsmethoden kennt, nicht mehr funktioniert. Sie können nicht das NMR-Röhrchen abgeben, sie müssen Festkörper-NMR machen.Eine Elementaranalyse wird kritisch, das hängt davon ab, wie viel sie auf der Oberfläche haben. Sie haben ja immer die Verdünnung, ich sage mal, 90% SiO2oder Kohlenstoff und das, was sie interessiert, ist nur der kleinste Bereich.

 Es ist also die klassische anorganische Chemie mit einigen spezifischen Anwendungen.


Ist ein Progress/Finaltalk über das Forschungspraktikum in einem Seminar vorgesehen?

Machen wir manchmal, aber nicht immer. Das ist keine Bedingung, aber wir machen das gerne, wenn der Bedarf besteht. Aber es ist mehr der Wunsch der Kandidaten, als dass es ein Druck oder Zwang ist. Zumal man sagen muss, man macht die Arbeiten, man hält den Vortrag, man schreibt den Bericht, man soll noch eine Publikation dazu schreiben und noch ein Poster machen, das ist dann schon fast ein bisschen übertrieben.


Mit welchen Lehrstühlen sind übergreifende Themen denkbar?

Wir haben lehrstuhlübergreifende Projekte, aber vor allem mit Lehrstühlen aus anderen Bereichen. Zum Beispiel arbeiten wir mit dem Kollegen Heiz an mehreren solcher Projekte zusammen. In der Technischen Chemie sind wir mit Herrn Hinrichsen intensiver involviert.

Das bietet sich zum Beispiel oft bei bestimmten Messungen an, die wir hier niemals machen würden oder könnten. Da ist dann in der Regel allerdings vorher geklärt, dass man interessante Dinge untersucht, bei denen die Physiko-Chemiker sagen, dass ihnen der präparative Aufwand zu groß ist, sie aber zum Beispiel gerne sehen würden, wie eine chirale Oberfläche aussieht und da CD-Spektroskopie machen wollen.


Wie, wo und auf welche Weise erfolgt die Bewerbung für ein Forschungspraktikum bei Ihnen?

Da gibt es nicht wirklich eine Richtlinie oder Regelung, einfach weil das unkompliziert ist. Man kann sein Interesse natürlich immer bekunden, aber es ist nicht immer möglich, zeitlich zu lange im Voraus so genau zu planen. Aber es macht schon Sinn, dass man fragt und wenn es nicht gleich klappt, kann man nochmal vorbeikommen. Ich glaube, wir haben noch nie jemanden abgewiesen, das war meistens dann, dass es terminlich gar nicht ging. Es gibt bei uns immer mal so eine Phase, in der wir mehrere Bachelorarbeiten mit Chemieingenieuren betreuen. Dann ist es immer schwierig, genau zur gleichen Zeit noch jemanden zu betreuen, weil es eben kein Lehrstuhl ist, sondern ein kleiner Arbeitskreis.


Welche Vorkenntnisse werden bei einem Forschungspraktikanten vorausgesetzt?

Für das Verständnis der Zusammenhänge in der Katalyse hilft es natürlich, wenn man zum Beispiel im Nebenfach Katalyse belegt, aber das ist auf keinen Fall Bedingung, weil es hier einfach mehr um Präparation und weniger um Katalyse geht. Die Katalyse spielt aber meist eine Rolle. Das ist aber eher ein Entgegenkommen den Studierenden gegenüber, weil man sich in der Regel freut, wenn man begreift, wozu das Ganze gut ist. Am wichtigsten ist das Synthesepraktikum, aber das haben ja im Prinzip alle absolviert. Alles andere lernt man dazu.

 Ich meine, es ist für sie als Studenten vernünftig, zu versuchen, in möglichst vielen verschiedenen Richtungen mal reingerochen zu haben, bevor man sich für Masterarbeit oder Promotion entscheidet.


Lässt sich ein Forschungspraktikum auf eine Masterarbeit ausweiten?

Üblich ist das nicht, das widerspricht jetzt ein bisschen dem, was ich gerade gesagt habe. Man kann natürlich sagen, mit dem letzten Forschungspraktikum habe ich genau das gefunden, was mir wirklich Spaß machen würde. Dann kann man das natürlich machen, aber so direkt verknüpfen kann man es in der Regel schwierig.

Aber solche mehr oder weniger zufälligen, fast fließenden Übergänge hat es schon auch gegeben.


Wieviel Kuchen erwartet Ihr Lehrstuhl?

Er erwartet gar nicht. Ich weiß, das hat sich so eingebürgert. So lange ich hier bin, ist das schon so, meistens zum Abschied oder zum Einstand oder irgendwann. Wann es halt passt, irgendwann, irgendein Kuchen, den man dann beliebig klein schneiden kann. Wir sind eine kleine Gruppe, da reicht ein kleiner Kuchen auch.


Ein Vorteil der kleinen Gruppe, es gibt mehr Kuchen für alle?

(lacht) Ja, es gib aber auch andere Vorteile. Sie sind ein bisschen stärker integriert in das ganze Leben, sie sehen den Chef vielleicht öfter mal als in einer großen Gruppe. Dafür hat man natürlich nicht immer so viele Ausweichmöglichkeiten, an einem großen Lehrstuhl findet sich fast immer jemand, der jemanden sucht.


Online presence:

Associate Professorship of Inorganic Chemistry



  • Keine Stichwörter