Systematik:
Familie Rosaceae, Ordnung Rosales.

Kurz und bündig:
Die Vogelkirsche ist ein sommergrüner bis zu 20 Meter hoher Baum, der 80 bis 90 Jahre alt wird. Sie wächst sowohl wild als seltene Mischbaumart im mitteleuropäischen Wald als auch kultiviert als Obstgehölz.

Gestalt:
Sie wächst monopodial und hat eine stockwerkartige Krone mit durchlaufendem Stamm.

Blätter:
Die Blätter der Vogelkirsche stehen wechselständig-spiralig am Ast. Ihre Form ist verkehrt-eiförmig und zugespitzt. Die Blattränder sind grob gesägt.  Auf der Blattunterseite kann man Blattbehaarung, besonders auf den Blattnerven, erkennen.
Hervorzuheben sind die zwei roten Nektardrüsen am Übergang von der Blattspreite zum -stiel.

Knospen:
Die Knospen sind dunkelrot-braun glänzend. Sie sind spitz-eiförmig geformt und leicht abstehend. An Kurztrieben sind die Knospen gehäuft. Die Knospen sind kahl und rund im Querschnitt.

Blüten und Blühzeitraum:
Vogelkirschen blühen ab einem Alter von 20 bis 25 Jahren. Ihre langgestielten, weißen Zwitterblüten sind fünfzählig mit vielen Staubblättern und einem oberständigen Fruchtknoten. Sie entfalten sich mit dem Laubausbruch im April/Mai. Die Blüte dauert 7 bis 8 Tage. Die Bestäubung erfolgt hauptsächlich durch Bienen und Hummeln.

Früchte und Samen:
Die dunkelroten essbaren Früchte sind kugelige Steinfrüchte mit rundlichem Kirschkern (innere harte Fruchtwand, darin der Samen). Sie werden im Juli reif. Die Kerne der Vogel-Kirsche enthalten wie alle Prunus-Arten das Blausäre-Glykosid Amygdalin.  

Rinde:
Die Borke ist grau- bis rotbraun glänzend und besitzt Korkwarzen.  Die Lentizellen sind querorientiert. Dadurch wirkt die Borke quergestreift. Sie löst sich später in bandförmigen Lappen ab. Im Alter wird die Rinde flachrissig und grau.

Wurzelsystem:
Das Wurzelsystem besteht aus einer kräftigen Herzwurzel mit Ectomycorrhiza. Keine Wurzelbrut.

Holz:
Die Vogelkirsche zählt zu den halbringporigen Hölzern. Sie hat einen schmalen, hellen Splint und einen rötlich bis goldbraun nachdunkelnden Kernholz-Anteil. Das Holz ist hart und mittelschwer.

Verbreitung, Standort, Ökologie:
Die Baumart bevorzugt warme und sonnige Lagen und gedeiht am besten auf frischen, nährstoffreichen und kalkhaltigen Böden.  Sie ist eine Lichtbaumart. Ihr Verbreitungsgebiet umfasst die nemorale Zone Europas, Vorderasien und Westsibirien. Sie kommt besonders in Eichen-Hainbuchen-Wäldern vor und steigt in den Alpen bis auf 1600 Meter.

Nutzung:
Das Holz der Vogelkirsche ist sehr wertvoll und wird als Furnier-, Tischler- und Drechslerholz verwendet.
Getrocknete Kirschkerne werden häufig in Form von Kirschkernkissen als Bett- oder Rückenwärmer genutzt.
Die Fruchtstiele der Vogelkirsche können für medizinische Anwendungen bei Husten verwendet werden.

Besonderheiten:
Die Vogelkirsche ist die Stammart der zahlreich gezüchteten und kultivierten Süßkirschen. Während die Wildform der Vogelkirsche eher kleine und bittersüße Früchte hervorbringt, sind die der kultivierten Sorten größer, saftiger und schmecken süß.

Quellen:
Bachhofer, Mark: Der Kosmos Baumführer. Stuttgart: Franckh-Kosmos, 2015
Bartels, Horst: Gehölzkunde: Einführung in die Dendrologie. Stuttgart: Ulmer, 1993
Roloff; Andreas: Bäume Mitteleuropas: Von Aspe bis Zirbelkiefer. Weinheim: Wiley-VHC, 2010


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