Systematik:
Ordnung: Magnoliales
Familie: Magnoliaceae
Kurz und bündig:
Liriodendron tulipifera ist ein Nordamerikanischer Laubbaum, der für seine unverwechselbaren schmetterlingsartigen Blätter und großen tulpenähnlichen Blüten bekannt ist. Um dies zu erreichen, erlaubt er sich hohe Standortsansprüche.
Gestalt und Gesamtbild:
Einzelne Individuen erreichen Höhen von bis zu 60 m, im Durchschnitt erreichen die Bäume eher Höhen von 40m. Durch eine stark ausgeprägte Astreinigung sind sie nicht selten bis zu 20 m astfrei, was die sehr geraden Schäfte wie Walzen erscheinen lässt. Dabei bilden die die recht Wüchsigen Bäume Durchmesser von bis zu 1.5 m, in Einzelfällen bis 3 m. Die Krone ist relativ klein und wird erst im Alter, was bis zu 300 Jahre sind, breiter.
Blätter:
Die Blätter des Tulpenbaums sind unverwechselbar. Wie ein Schmetterling sehen sie durch die zur Mittelader symmetrische Anordnung des sattelförmigen Mittellappen und den 2 großen Seitenlappen aus. Die spitz zulaufenden Lappen stehen meist 90 Grad auseinander mit einer abgerundeten Bucht. Manchmal sind die Seitenlappen nochmal in bis zu 6 kleine, spitz zulaufende Lappen aufgeteilt. Die Blätter sind ganzrandig kahl und von einer Netznervatur durchzogen, bei der die Hauptnerven auf der Unterseite deutlich herausstehen und spärlich weiß behaart sind. Haptisch erinnern die dünnen Blätter an einen Gummihandschuh. Der lange Blattstiel mündet in den waagerechten bis leicht eingedrückten Blattgrund, von dem das Blatt bis zu 10 cm in beide Seiten ragt und bis zu 15 cm lang wird. Durch ihre Größe hängen die wechselständig am Trieb stehenden Blätter ein wenig herab und hinterlassen eine Blattnarbe, an der mehrere Leitbündel zu erkennen sind.
Im Frühjahr sind an vitalen Trieben häufig Nebenblätter, die sich aber nur bis zum Sommer halten. Die Blätter sind auf der Oberseite frischgrün, an der Unterseite blasser bis schwach bläulich und verfärben sich im Herbst goldgelb, danach werden sie dann abgeworfen.
Knospen und Triebe:
Die schnabelförmigen Knospen sind von zwei dunkelroten Knospen bedeckt, die mit ihren Rändern zusammenstoßen. Die Terminalknospe wird 12 bis 14 mm lang, die wechselständigen Seitenknospen sind mit 5 mm Länge deutlich kürzer. Die Triebe sind relativ kurz und sind anfangs hell gelbgrün, werden dann glänzend rotbräunlich mit blassen Lentizellen und sind am Ende mattgrau. Die Zweige sind kahl und haben ein weißes Mark, das von verholzten Querwänden unterbrochen wird.
Blüten und Blühzeitraum:
Der Tulpenbaum beginnt mit einem Alter von 15 bis 20 Jahren schon früh an Blüten zu bilden und führt dies bis ins Alter von 200 Jahren fort. Ab März bis Juni blühen die Bäume für sechs Wochen. Namensgebend sind die tulpenförmigen, 4 bis 6 cm langen und 3 bis 10 cm breiten Blüten, die sich einzeln an Triebspitzen befinden. Ganz außen sind 3 zurückgeschlagene, grüne, 4 bis 5 cm lange Deckblätter. 6 aufrechte, gelbgrünliche, am Grund orangene Kronblätter umgeben die zahlreichen gelblichen Staubfäden mit Staubbeuteln und mittigen, gleichfarbigen, dachförmigen Fruchtblätter. Die Bestäubung findet hauptsächlich durch Insekten statt, Selbstbestäubung ist aber auch gängig. Die Blüten sondern Nektar ab.
Früchte und Samen:
Ab August werden die Früchte Reif. Die 3,5 bis 5,5 mm langen Flügelnüsse sind verholzt und bilden einen 8,5 cm langen, zapfenähnlichen Fruchtstand, der dann bis zu 100 Früchtchen mit jeweils 1 bis 2 Samen trägt. Bei vollendeter Reife lösen sich die Flügelnüsse und werden vom Wind verbreitet.
Rinde:
Junge Bäume haben eine glatte dunkelgrüne Borke mit weißen Lentizellen. Im Alter wird diese graubraun und deutlich längsrissig, mit abgerundeten Rippen.
Wurzelsystem:
Eine tiefreichende Pfahlwurzel mit weitreichenden Seitenwurzeln ermöglichen einen festen stand, sowie eine hervorragende Versorgung.
Holz:
Der Amerikanische Tulpenbaum ist ein feinfaseriger Zerstreuporer mit weißem Splintholz und einem gelbbräunlichen Kern. Das Holz ist sehr dauerhaft und gut bearbeitbar. Bei einer Rohdichte von 430 kg/m3 ist es relativ leicht und mit Pappelholz vergleichbar.
Verbreitung, Standort und Ökologie:
Das natürliche Verbreitungsgebiet ist der Nordosten Amerikas. Es erstreckt sich von den Großen Seen bis zur Ostküste und endet im Süden in Florida am Golf von Mexiko.
Im Norden wächst sie nur bis auf 300 m über NN, wohingegen sie im Süden bis auf 1.380 m über NN aufsteigt. Vor den Eiszeiten war er auch in Europa heimisch und wurde im 17. und 18. Jh. vom Menschen in Europa und Deutschland, sowie Japan eingeführt.
Liriodendron tulipifera ist den Standort betreffend sehr anspruchsvoll. Die Lichtbaumart braucht Tiefgründige, Nährstoffreiche, durchlüftete, wasserversorgte, aber stauwasserfreie Böden, die leicht sauer bis leicht basisch sind. Er hält heiße Sommer aus und auch tiefe Wintertemperaturen verträgt er gut. Er ist aber empfindlich gegen Schneedruck und Spätfrost kann die teilweise frühe Blüte vernichten.
Die Blätter sind gut zersetzbar und bilden daher günstige Humusformen im Boden.
Nutzung und Verwendung:
Durch die äußerst hohe Geradschaftigkeit und natürliche Astreinigung des Tulpenbaums lässt sich das Holz sehr gut als Schnittware und für wertiges Furnier verwenden. Die gute Polierbarkeit wird es auch häufig für Möbel genutzt.
Der Nektar des Tulpenbaums ermöglicht es Imkern Honig zu gewinnen.
Besonderheiten:
Die goldgelbe Blattverfärbung trägt in Nordamerika neben den Roteichen und Ahornen ihren Teil zum „Indian Summer“ bei.
Ihre wirtschaftlich wahrscheinlich wichtigsten Merkmale sind das Wachstum und die Wuchsform, was bereits früh von den Forstleuten wertgeschätzt wurde: „selbst die Fichte kann den Tulpenbaum nicht an Geradschäftigkeit übertreffen“ (Schenck 1939).
Quellen:
Schütt P, Lang U M (2014): Liriodendron tulipifera, in: Stimm B, Roloff A, Lang U M und Weisgerber H (Hrsg.), Enzyklopädie der Holzgewächse: Handbuch und Atlas der Dendrologie, Wiley-VCH Verlag
Fitschen J (2015), Schmidt P A und Schulz B (Hrsg.): Gehölzflora, 14 Auflage, Quelle & Meyer Verlag
Schenck C A (1939): Fremdländische Wald- und Parkbäume /3: Die Laubhölzer, Parey Verlag, Seite 326
https://www.waldwissen.net/de/waldwirtschaft/waldbau/kurzportrait-tulpenbaum (09.05.2024)
https://www.waldwissen.net/assets/FVA/Waldwirtschaft/Artensteckbriefe_2.0/Tulpenbaum.pdf (09.05.2024)
https://www.baumkunde.de/Liriodendron_tulipifera/ (09.05.2024)
