Janah Grießhammer, Sommersemester 2015
English translation
Ein Laser-Doppler-Vibrometer (kurz Laservibrometer, LDV) ist ein optisches Messgerät, das der Quantifizierung mechanischer Schwingungen dient.
Abbildung 1: Vibrometer Einpunkt Messkopf und Vibrometer Controller von Polytec |
Der Laserstrahl wird in zwei Teilstrahlen aufgeteilt - einen Messstahl und einen Referenzstrahl (vgl. Abbildung 2 unten). Der Messstrahl trifft auf die zu untersuchende, schwingende Oberfläche. Dort erfährt er eine Modulation in Frequenz und Phase gemäß den Gesetzen des Doppler-Effekts (siehe Physikalische und technische Grundlagen). Der Referenzstrahl verlässt das LDV nicht. Er wird über eine Bragg-Zelle (siehe Physikalische und technische Grundlagen) auf den Fotodetektor gelenkt, wo er mit dem reflektierte Messstrahl interferiert. Es entsteht eine frequenzmodulierte Spannung am Ausgang des LDV, welche direkt proportional zur Geschwindigkeit des Messobjektes ist. Mittels FFT lassen sich die Messergebnisse weiter analysieren.
Abbildung 2: Prinzipskizze eines LDV |
Trifft eine elektromagnetische Welle (hier das Laserlicht) auf ein bewegtes Teilchen (hier das Messobjekt), ändert sich entsprechend ihrer Relativgeschwindigkeit zueinander sowohl ihre Frequenz als auch ihre Phase. Die neue Frequenz ist gemäß Formel
f_1 = f_0 \sqrt{\dfrac{c + v}{c - v}}
mit f_1 neue Frequenz,
f_0 Ursprungsfrequenz,
c Lichtgeschwindigkeit im Medium,
v Geschwindigkeit des bewegten Objekts.
Da die Geschwindigkeit des Messobjektes im Vergleich zur Lichtgeschwindigkeit sehr klein ist, ist auch die Frequenzverschiebung relativ klein. Es gilt folgender Zusammenhang:
\Delta f = \dfrac{2v}{\lambda}
Dabei wird die Geschwindigkeit v für eine Relativbewegung aufeinander zu positiv angenommen.
Beispielrechnung:
geg: HeNe-Laser mit \lambda 633 nm, die Membran schwingt mit v_{max} 10 m/s
ges: maximale FrequenzverschiebungLsg.: \Delta f 31,6 MHzZum Vergleich: Die Frequenz des HeNe-Lasers beträgt f \frac{c}{\lambda} 474 THz
Aus dem Interferenzmuster der beiden Strahlanteile kann der Betrag der Geschwindigkeit des Messobjektes bestimmt werden, nicht aber die Bewegungsrichtung. Die Bragg-Zelle ist ein akustooptischer Modulator und verschiebt die Frequenz des Referenzstahls um 40 MHz. Das bedeutet, dass ein ruhendes Objekt am Detektor als Interferenzmuster mit einer Modulationsfrequenz von 40 MHz erscheint. Bewegt sich das Objekt auf das Interferometer zu, wird diese Modulationsfrequenz vergrößert [1] - bei einer Bewegung vom Interferometer weg verringert. Auf diese Weise wird eine Richtungserkennung ermöglicht.
Die Geschwindigkeitsmessung eignet sich besonders für hohe Frequenzen. Trotz einer geringen Schwingungsamplitude werden bei hohen Frequenzen hohe Geschwindigkeiten erreicht. Der formelmäßige Zusammenhang lautet:
v = 2 \pi f s
mit v maximale Geschwindigkeit der Membran,
s maximale Amplitude der schwingenden Membran
Weiterhin lässt sich mit Hilfe dieser Formel aus der gemessenen Geschwindigkeit auf die Auslenkung des Messobjektes schließen. Grundsätzlich kann aber auch direkt die Auslenkung mit einem Vibrometer gemessen werden. Hierzu mehr im folgenden Messmodus.
Die Wegmessung sollte bei Frequenzen kleiner als 1 Hz angewendet werden. Dies impliziert eine große Amplitude und geringe Geschwindigkeiten. In diesem Messmodus wird nicht der Doppler-Effekt genutzt wie bei der Geschwindigkeitsmessung, sondern die Hell-Dunkel-Übergänge beim Durchlaufen des Interferenzmusters auf dem Fotodetektor gezählt. [1]
Durch die Beeinflussung der Geräteparameter untereinander können die maximalen Genauigkeiten und Grenzwerte nicht gleichzeitig erreicht werden.
Voraussetzungen für jede interferometrische Messung sind eine hohe Strahlqualität und eine große Kohärenzlänge der Lichtquelle. Einige Laserarten haben sich daher als besonders geeignet herausgestellt - beispielsweise der HeNe-Laser. Er kann eine Kohärenzlänge von über 100 m besitzen. Die am häufigsten verwendeten Wellenlänge sind 632,8 nm und 1152,3 nm.
Ebenfalls beliebt ist der Argon-Ionen-Laser. Seine Kohärenzlänge ist etwas kleiner als beim HeNe-Laser aber mit bis zu 100 m immer noch sehr groß. Seine typischen Nutzwellenlängen liegen bei 514,5 nm und die 488,0 nm. Beide Laser arbeiten also im sichtbaren Bereich.
Das Laser-Doppler-Vibrometer ist eine Form der Laserinterferometer. Laserinterferometer sind allgemein dadurch gekennzeichnet, dass sie die Überlagerung von Wellen nutzen (Interferenz).
Flächenhafte Anwendung eines Laser-Doppler-Vibrometer, indem sein Laserstrahl mit Hilfe von Spiegeln das Messobjekt rastert und eine Reihe von Einzelpunktmessungen durchführt.
Bestimmung der Teilchengeschwindigkeit in Fluiden.